von Andreas Milk
Knast im Doppelpack: Ein betrügerisches Pärchen aus Bergkamen ist vor dem Kamener Amtsgericht zu drei Monaten Haft verurteilt worden. Es ging um Nepp per Ebay-Kleinanzeige. Ob beide die Strafe absitzen werden oder eine(r) oder keine(r), ist noch die Frage. Es ist Berufung vor dem Landgericht Dortmund möglich – und auch wahrscheinlich. Beim Gerichtstermin in Kamen jedenfalls gaben sich Marie H. und Markus T. (Namen geändert) vollkommen unschuldig.
Bei Ebay Kleinzeigen hatte Markus T. im April vorigen Jahres eine FritzBox angeboten. Ein Mann aus Celle wollte den Router haben und überwies 45 Euro. Laut Anklage kam die FritzBox nie bei dem Kunden an. Umso erstaunlicher, dass Markus T. jetzt im Gericht erklärte: Der Mann habe die FritzBox persönlich bei ihm in Bergkamen abgeholt. Keine Spur von Betrug also.
Das ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Es fängt an mit der Frage, ob sich solch ein Schnäppchen noch lohnt, wenn dafür eine Fahrt Celle – Bergkamen – Celle unternommen wird. Es geht weiter mit der Frage, warum Markus T. vor dem Tag der Gerichtsverhandlung keinerlei Anstalten machte, den Sachverhalt aufzuklären. Er hatte gegenüber der Polizei während der laufenden Ermittlungen reichlich Gelegenheit. Genutzt hat er sie nicht.
Dem Gericht lag ein Chatverlauf zwischen T. und dem Kunden vor. Daraus ergibt sich eindeutig: Der Mann in Celle wartete und wartete, bewies viel Geduld – und erstattete nach einem Monat Warterei und Vertröstetwerden Strafanzeige.
Markus T. erzählte dem Richter, für die Abholung der FritzBox in seiner Wohnung gebe es Zeugen: drei Freunde, die zufällig zu Besuch gewesen seien. Einer von denen könne sich sogar noch an die Jacke des Mannes aus Celle erinnern; er selbst – T. – habe daran keine Erinnerung. Dem Richter waren die drei Freunde herzlich egal. Was sie denn bitte konkret aussagen sollten zu T.s Entlastung, fragte er – dass an irgendeinem Tag irgendein Mann in T.s Wohnung aufgekreuzt sei und einen Router mitgenommen habe?
Marie H. und Markus T. sind wegen Betrugs vorbestraft. Beide standen unter Bewährung, als die Sache mit der FritzBox passierte. Marie H. gehört das Konto, auf das die 45 Euro aus Celle überwiesen wurden. Schon bei einer früheren Tat war es so gelaufen: Markus T. wickelt den „Verkauf“ ab, Marie H. stellt ihr Konto zur Verfügung.
„Offensichtlich gelogen“, „platt“, „sowas von unglaubhaft“ – so charakterisierte der Richter die Aussagen Markus T.s und seiner Partnerin. Eine Strafkammer in Dortmund könnte sich ebenfalls mit ihnen beschäftigen müssen, falls es zum Berufungsprozess kommt.