Die Dame von Bergkamen: Erste historische Ausstellung im Stadtmuseum nach Corona

image_pdfimage_print
Sally Schönekess mit der Dame von Bergkamen.

Ungewöhnlich groß war der Andrang zum jüngsten Mitgliedernachmittag der Museumsfördervereins. Das hat mehrere Gründe. „Wir haben einen starken Mitgliederzuwachs im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen“, erklärte der 1. Vorsitzende Roland Schäfer. Zudem sollte im Anschluss die erste Sonderausstellung zur Geschichte Bergkamens nach Corona durch Kulturdezernentin Sandra Diebel eröffnet werden. Der wichtigste Grund für das große Interesse war offensichtlich die „Dame von Bergkamen“, die vor rund 1300 Jahren am Südhang der Lüner Höhe zusammen mit den „Krieger von Bergkamen“ bestattet wurde.

Von den Menschen, die im Frühmittel auf der Lüner Höhe ihre letzte Ruhestätte fanden, wie auch vom größten Teil der Kleidung ist so gut wie nix übriggeblieben. Entdeckt wurde die drei Gräber 2011 bei den Erdarbeiten für den damals geplanten Bau des Gewerbeparks A2. Sie gehörten vermutlich zu einem Gräberfeld, das größtenteils während der Arbeiten für den A2 durch Bodenmaterial überdeckt und dadurch auch gesichert wurde.

Leihgabe der LWL-Archäologie: Perlen eine Halskette aus dem Grab in Bergkamen.

Nach der Bergung der drei Gräber wurden sie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Landschaftsverbands untersucht. Die Ergebnisse wurden 2023 publiziert. Der Bericht von Eva Cichy und Ulrich Lehmann kann hier als PDF nachgelesen werden: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/afwl/article/view/101890/96870.

Auffallend sei, dass das Kriegergrab sehr ausführlich beschrieben worden sei, das Frauengrab aber nur auf wenigen Seiten, berichtete Museumsleiter Mark Schrader. Hier setzten nun das Stadtmuseum Bergkamen mit der „Hobby-Forscherin“ Sally Schönekess an. Das Museum finanzierte aus seinen Mitteln ihr die Rekonstruktion der Kleidung und der noch erhaltenen Grabbeigaben der Frau, die der damaligen Oberschicht angehörte. Dabei hatte Sally Schönekess auch Gelegenheit, die Originalfunde im Archiv des Landschaftsverbands in Münster in Augenschein zu nehmen.

Das Ergebnis ihrer Arbeit ist nun im Stadtmuseum bis zum 7. Dezember zu sehen. Und nicht nur dies, sondern auch die Rekonstruktion weiterer Damen unter anderem aus Asseln und Lünen-Wethmar und auch die Original-Glasperlen, die als Kette der Dame von Bergkamen als Grabbeigabe getragen hatte. Dazu gibt es auch eine virtuelle Zeitreise in eine frühmittelalterliche Begräbnisszene. Mit einer VR-Brille begibt man sich auf eine Reise in eine Zeit vor 1.300 Jahren.

Die „Dame von Bergkamen“ hatte bereits eine längere Reise hinter sich gebracht. In Höxter war sie Bestandteil der Ausstellung „Schlacht am Brunsberg – Aufbruch in eine neue Zeit”. Dort schlüpfte sogar Sally Schönekess in die von ihr geschaffene Kleidung.

Mitgliedernachmittag des Förderveins im Stadtmuseum.

Eine ähnliche Ausstellung zum „Krieger von Bergkamen“ wird es wohl im Stadtmuseum auf lange Sicht nicht geben. Dafür sei die dafür notwendige Klimaanlage viel zu teuer und für ein Museum einer Stadt in der Größenordnung nicht leistbar, betonte Mark Schrader.

Die Freunde und Förderer des Bergkamener Stadtmuseum konnten bei diesem Mitgliedernachmittag rundum zufrieden sein, und zwar nicht nur wegen des gelungenen Starts der historischen Ausstellungen im Museum. 1. Vorsitzender Roland Schäfer berichtete vielmehr über einen enormen Mitgliederzuwachs auf jetzt 175. Außerdem kündigte an, dass nun auch die Baugenehmigung für die Errichtung des Nordtors im Römerpark vorliegt. Die ersten Arbeiten sollen noch in diesem Jahr gestartet werden.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*