Bundesweites Interesse für die Bergkamener „Asphaltbibliotheque“ des Brandstifters

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Bergkamen sorgt wieder einmal für bundesweite Aufmerksamkeit: Ob Bild, Focus, Welt oder andere Zeitungen – Sie alle berichten über die Kunstaktion „Asphaltbibliotheque“ des renommierten Aktionskünstlers „Brandstifter“, alias Stefan Brand, in der Nordbergstadt.

Der Brandstifter bei der Durchsicht seiner Fundzettel.
Der Brandstifter bei der Durchsicht seiner Fundzettel.

Dabei ist er in zweifacher Hinsicht auf die Mithilfe der Bergkamener angewiesen. Seit einigen Tagen befinden sich am Busbahnhof-Kiosk, an der Stadtbibliothek, am Stadtmuseum und in der Nordberg-Buchhandlung Hopp graue Kästen, sogenannte „Fundzetteldepots“. Dort können Passanten oder Besucher der Einrichtung Zettel hineinwerfen, die sie unterwegs gefunden haben.

Fundzetteldepot in der Nordberg-Buchhandlung (v.l.): der Brandstifter, Kulturreferat-Mitarbeiter David Zolder und Kulturdezernent Holger Lachmann.
Fundzetteldepot in der Nordberg-Buchhandlung (v.l.): der Brandstifter, Kulturreferat-Mitarbeiter David Zolder und Kulturdezernent Holger Lachmann.

Am Dienstag gab es in der Buchhandlung Hopp eine erste Sichtung der eingegangenen Zettel. Der Brandstifter zeigte sich begeistert. „Wenn ich nicht anrufe, fahre ich zu Papa“ war auf einem Zettel lesen. Dazu gab es einen Terminzettel für den Besuch einer Frauenarztpraxis, diverse Einkaufszettel und der Hinweis für Hundebesitzer, wo die nächstgelegen Entsorgungseinrichtung für den Kot ihrer Lieblinge zu finden ist. Ein Kontoauszug zeigt, dass manche auch außerhalb des Internets manchmal mit ihren persönlichen Daten recht sorglos umgehen. „Ich weiß jetzt, wie hoch die Miete der Frau ist“, sagte der „Brandstifter“.

Fundzetteldepot am Busbahnhof
Fundzetteldepot am Busbahnhof

Diese Zettelwirtschaft will der „Brandstifter“ am kommenden Dienstag am Kiosk am Busbahnhof zu einer Ausstellung zusammenstellen, die am Mittwoch, 12. August, um 15 Uhr eröffnet wird. Die Besucher können dann verschiedene Zettel miteinander zu einer eigenen Geschichte verbinden. „Mit dieser Aktion will ich zeigen, dass jeder Kunst schaffen kann, auch wenn er nicht malen kann“, erklärt Stefan Brand den tieferen Sinn dieser Aktion.

Auch dieser Hinweis landete im Fundzetteldepot.
Auch dieser Hinweis landete im Fundzetteldepot.

Die Idee der „Asphaltbibliotheque“ im Rahmen des Urban Art Projekts „Stadtbesetzung“ ist pfiffig, sodass die bundesweite Medienresonanz für dieses Bergkamener Kunstprojekt nicht verwundert. Natürlich wird sich auch der WDR noch damit beschäftigen. Wirklich neu ist sie allerdings nicht. Der Mainzer Künstler arbeitet seit 1998 an der „Asphaltbibliotheque“ und hat sich unter anderem schon in New York, Graz und Berlin auf die Suche nach Zetteln gemacht. Diese Fundzettel erzählen nach seiner Überzeugung einiges über das Leben ihrer ehemaligen Besitzer und auch etwas über die Seele einer Stadt.

Zum Urban Art Projekt „Stadtbesetzung“ des Kultursekretariats Gütersloh gehören vom 21. bis 23. August drei Tanzperformances im Wasserpark, am Stadtmuseum und auf dem Stadtmarkt. Zum Abschluss gibt es unter dem Titel „Kunst für alle von allen?!“ am Sonntag, 23. August, ab 11 Uhr im Stadtmuseum eine Talkrunde, unter anderen mit dem Bergkamener Künstler Stephan Geisler und Bergkamens ehemaligen Kulturdezernenten Dieter Treeck.