Mit 55 Jahren den beruflichen Neustart wagen? Die Bergkamenerin Heidrun Baran hatte den Mut. Seit dem 1. September arbeitet sie selbstständig als Trauerrednerin in der Stadt Hamm und im Kreis Unna. Auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit wurde sie von Silke Schubert, Arbeitsvermittlerin der Agentur für Arbeit Hamm und Martina Leyer, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt beraten, begleitet und unterstützt.
Es ist noch nicht lange her, dass Heidrun Baran sich bei der Agentur für Arbeit arbeitslos gemeldet hat. Die 55-Jährige hatte schnell einen alternativen Plan: Sie wollte sich als Trauerrednerin selbstständig machen. Als sie ihrer Arbeitsvermittlerin Silke Schubert von dieser Geschäftsidee berichtete, hatte sie zwar noch erste Zweifel. „Aber Frau Schubert war auf Anhieb von meinem Plan begeistert und stärkte mich in meinem Vorhaben“, erinnert sich Heidrun Baran. Um sich auf eine Existenzgründung vorzubereiten, nahm sie an dem Beratungstag der „Gründungs- und Mittelstandsoffensive Hamm“ teil.
Geschäftsplan plus Antrag für Gründungszuschuss
Dort lernte die Existenzgründerin Martina Leyer und das beratende Netzwerk hilfreicher Institutionen kennen. „Es wurde also ernst mit meiner Selbstständigkeit. Aber ich konnte mit einem guten Gefühl an die Sache herangehen. Denn ich wusste, dass ich nicht alleine bin und viel Unterstützung bekomme“, sagt Baran. Finanziell unterstützt wurde sie von der Agentur für Arbeit Hamm. Sie reichte bei ihrer Arbeitsvermittlerin einen ausgearbeiteten Geschäftsplan samt Antrag für einen Gründungszuschuss ein. Dieser wurde nach kurzer Zeit bewilligt, so dass die Gründungsumsetzung schnell vollzogen werden konnte. „Gute Geschäftsideen sind bei uns willkommen. Wichtig ist, dass die Gründer motiviert sind und sich für diesen Schritt bewusst entscheiden“, erklärt Martina Leyer. „Bei Frau Baran hatte ich direkt ein gutes Gefühl. Die Idee war anders und macht diese Existenzgründung zu etwas ganz Besonderem.“
Die Idee zur Tätigkeit als Trauerrednerin kam ihr bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber – einem Bestattungsunternehmen. Dort arbeitete die gelernte Industriekauffrau in der Verwaltung. Mit der Zeit erweiterte sich ihr Aufgabengebiet. Sie betreute die trauernden Angehörigen – angefangen von den Erstgesprächen bis zur Beisetzung der Verstorbenen. Dabei ist es schon öfter vorgekommen, dass die Hinterbliebenen Heidrun Baran fragten, ob sie die Trauerrede halten würde. „Die Menschen haben schon viel früher in mir die Trauerrednerin gesehen, als ich es selbst tat“, sagt die Bergkamerin. „Ich habe immer wieder die Frage verneint. Schließlich war ich damals noch keine Trauerrednerin. Dennoch war ich jedes Mal davon beeindruckt, wie sehr diese Menschen mir vertrauten.“
Durch meine Arbeit als Trauerrednerin kann ich so den Leuten helfen, dass es wieder weiter geht. (Heidrun Baran)
Ein erfahrener Trauerredner coachte sie in der ersten Zeit und gab ihr hilfreiche Tipps und Tricks, um eine Trauerrede zu schreiben. Bei einem Beratungsgespräch mit den Hinterbliebenen nimmt sie einen kleinen Fragebogen zur Hilfe, um erste Informationen über den Verstorbenen zu erhalten. Gemeinsam besprechen sie den Ablauf der Trauerfeier und klären, was den Hinterbliebenen bei der Rede besonders wichtig ist. „Durch meine Arbeit als Trauerrednerin kann ich so den Leuten helfen, dass es wieder weiter geht“, sagt Heidrun Baran. „Schließlich ist das der letzte Moment, wo sich die Familie, Freunde und Verwandte vom Verstorbenen verabschieden können.“