Bergkamener Pyramide schickt Lichtwünsche in den Himmel

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Die beleuchtete Pyramide wächst stetig in den Himmel der Marina hinauf.

Schnell nochmal im Internet nachschauen, wie Südamerika wirklich aussieht. Dann sind alle Kontinente auf die Acrylkugel gemalt. Eine Weltreise sollen die blauen Linien symbolisieren. Das würde das Ehepaar so gern einmal machen. Große Herzen in allen Farben entstehen an einem anderen Tisch. „Ich wünsche mir einfach nur Liebe und mehr Rücksicht aufeinander“, sagt die Urheberin. Direkt nebenan sind blaue Linien das Symbol für Wasser. Der Stift setzte gerade an, ein Boot auf das durchsichtige Plastik zu malen. „Ein Boot, das ist mein Traum“, meint die Bergkamenerin, die sich jetzt ganz auf das Malen konzentriert.

Die Bergkamener bemalen fleißig eine Kugel nach der anderen.

Hinaufwachsen in den Himmel sollen die Wünsche und Träume der Bergkamener. Dort oben sollen sie bei den Göttern, Kräften, Energien oder was auch immer Gehör finden. Ganz so, wie es sich die Menschen schon seit Tausenden von Jahren vorstellen, wenn sie Pyramiden bauen. Diese Pyramide lebt nur vier Stunden lang in der Marina in Rünthe. Kaum haben die Teilnehmer ihre Kugeln verziert, werden sie auch schon gestapelt. 200 Stück, vier Meter hoch. Ein Podest und Gitter für jede Etage geben den Kugeln Halt. Licht strahlt von innen die Wünsche an. Schließlich soll der Himmel sie auch wirklich sehen. Um 19 Uhr geht es los, um 23 Uhr wird alles wieder abgebaut.

Christine Behr vor der Pyramide mit einer der 200 verzierten Acrylkugeln.

Die Kugeln mit ihren Wünschen und Träumen verschwinden danach aber nicht. „Sie werden in andere Kunstwerke integriert und leben weiter“, schildert Künstlerin Christiane Behr. Daheim in Mönchengladbach wird sie die Kugeln weiterbearbeiten. „Mir ist es wichtig, die Kunst Menschen näher zu bringen, die sonst weniger damit zu tun haben. Ich will sie mitgestalten lassen“, schildert sie und schaut begeistert zu, wie immer mehr Menschen auf dem Platz in der Marina kommen. „Es ist toll, wie groß die Resonanz und das Interesse hier in Bergkamen sind“, freut sie sich.

Die Pyramide als großer persönlicher Traum

Liebe ist den Bergkamenern wichtig.

Die Gesundheit steht ganz hoch im Kurs bei den Wünschen der Bergkamener. Aber auch der Frieden und mehr Miteinander sind angesichts der aktuellen globalen Entwicklungen gefragt. Manchmal sind die Wünsche aber auch sehr persönlich und individuell. Ein Junge wünscht sich dringend „Tausend Kätzchen“. Ein anderer kann ohne Lamborghini fast nicht mehr leben.

Eine tolle Kulisse entstand mit der Pyramide.

Für Christine Behr geht mit dem Projekt jedenfalls ein großer persönlicher Wunsch und Traum in Erfüllung. „Eine Pyramide in dieser Form wollte ich schon immer umsetzen“. Auch für die Stadt Bergkamen erfüllt sich mit dieser Nacht der Lichtkunst ein Wunsch: Noch mehr Kunst in den öffentlichen Raum zu bringen, ganz getreu dem Ruf als besonders experimentierfreudige und kunstverbundene Kommune. Dass die Pyramide in unmittelbarer Nähe zu den Lichtsignalen von Mischa Kuball entsteht, ist daher auch kein Zufall. Irgendwie wollen beide Werke Zeichen in den Himmel senden. Vielleicht klappt es ja zusammen noch besser.

Besucher aus Ahlen schauten sich das Ergebnis in dieser Nacht im Rahmen einer Exkursion an. Im Gegenzug konnten Bergkamener nach Ahlen fahren und sich dort ebenfalls umschauen. Führungen gab es aber auch innerhalb des Stadtgebiets zu den Lichtkunstobjekten.

Perspektive von innen: Der Ehemann der Künstlerin stapelt eine weitere Kugeln auf die Pyramide.

Bis dahin war der Ehemann von Christine Behr ununterbrochen im Einsatz. Unablässig kletterte er die Leiter hoch, um eine Kugel nach der anderen aufzustapeln. Denn an den beleuchteten Tischen und in einem Pavillon entstanden die Pyramiden-Elemente fast im Akkord. Oder die Teilnehmer brachten sie mit. Auch die Helfer vom Fachbereich Kultur der Stadt Bergkamen hatten an diesem Abend und schon Wochen davor ganz andere Aufgaben als gewohnt. „Richtig spannende“, waren sich alle einig. Die Lichttechnik, die Gitter mit den richtigen Abständen: Hier gab es alle Hände voll zu tun.

Mit einem beeindruckenden Ergebnis, denn die Pyramide machte sich optisch ganz prächtig. Auch wenn sich vor allem die Erwachsenen bei dem Projekt überwinden mussten. „Viele haben doch Hemmungen, etwas zu zeichnen oder zu malen oder überhaupt ihre eigenen Wünsche auszudrücken“, hat Christine Behr beobachtet. „Viele befürchten, sie könnten das nicht gut genug – dabei geht es darum gar nicht. Es geht um das gemeinsame Schaffen!“