Schwanger sein, geplant oder ungeplant: Das kann unterschiedliche Gefühle, Sorgen und Unsicherheiten auslösen und für Frauen, Männer und Familien eine Phase mit vielen Fragen darstellen. Das wissen auch die drei Beraterinnen der Diakonie Ruhr-Hellweg, Heike Kruse, Katharina Struben und Pauline Schumacher-Nelle. In der Beratungsstelle für Familien- und Lebensfragen, Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung in der Kampstraße 22 in Kamen begleiten sie Frauen, Männer, Paare und Familien mit Kindern bis zum dritten Lebensjahr zu allen Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Sexualität. Und die Beratungsstelle der Diakonie ist gefragter denn je: Im vergangenen Jahr gab es mehr Beratungen, zudem stellt das Team einen kontinuierlich großen Informationsbedarf fest.
„Ganz wichtig: Bei uns gibt es keine Tabuthemen und wir sind sehr froh, dass die Frauen in Kamen und Umgebung unsere Hilfe annehmen und schätzen. Es gibt einen hohen Bedarf an Information, professioneller Begleitung und sozialer Unterstützung. Viele Themen, wie zum Beispiel Schwangerschaftsabbruch, postpartale Depression, Fehl- und Totgeburt müssen noch viel mehr aus der gesellschaftlichen Tabuzone kommen“, so Beraterin Heike Kruse.
Auch die Zahlen aus dem vergangenen Jahr zeigen die hohe Nachfrage: Im vergangenen Jahr hat das Team der Beratungsstelle 288 Frauen unterstützt und insgesamt 377 Beratungsgespräche durchgeführt. 214 Frauen kamen zur Schwangerenberatung, 74 Klientinnen zur Konfliktberatung. „Im Vergleich zum Vorjahr sind die Zahlen leicht angestiegen. In der Schwangerenberatung ist ein leichter Zuwachs zu verzeichnen, die Anzahl der Konfliktberatungen ist hingegen nahezu gleichgeblieben“ bilanziert Katharina Struben das zurückliegende Jahr.
„Viele Frauen kamen mit starken Zukunftsängsten und in finanziellen Notlagen zu uns. Der prekäre Wohnungsmarkt, befristete Arbeitsverträge und auch der Mangel an Kita-Betreuung verstärken die Sorgen schwangerer Frauen. Existenzsicherung wird für immer mehr Familien ein Thema“, berichten die Pädagoginnen. So wurden in 2024 in den Beratungen auch häufig finanzielle Mittel aus unterschiedlichen Hilfsfonds beantragt, um Frauen durch Gelder für etwa Schwangerenbekleidung und Babyerstausstattung zu entlasten.
Als sehr positiv bewertet das Team der Beratungsstelle außerdem den Fördertopf für Verhütungsmittel vom Kreis, mit dem Frauen und Männer mit Wohnsitz im Kreis Unna und geringem Einkommen unterstützt werden konnten. „Viele Frauen möchten gerne sicher verhüten, können sich die Kosten für Verhütungsmittel aber nicht leisten und haben nicht die Möglichkeit, zwischen den Methoden frei zu wählen. Insbesondere Langzeitkontrazeptiva sind sehr teuer. Die Prüfung, ob ein Anspruch auf Kostenübernahme besteht, ist Teil unserer Verhütungsberatung“, berichtet Schumacher-Nelle.
Gut zu wissen: Die Beratungen sind kostenfrei, vertraulich, unabhängig von Konfession und Alter und erfolgen auf Wunsch auch anonym. Ratsuchende Frauen sollen bei der Beratungsstelle der Diakonie einen geschützten Raum finden. Insbesondere für Frauen, die die Schwangerschaft abbrechen möchten oder darüber nachdenken, ist eine vertrauensvolle Atmosphäre besonders wichtig.
Neben der Beratungsarbeit ist das Team der Beratungsstelle in der Prävention tätig und hat im Jahr 2024 unter anderem an Schulen im Kreis Unna sexualpädagogische Gruppenangebote durchgeführt. Zusätzlich leiten die Pädagoginnen im Rahmen der Frühen Hilfen das Projekt „Familienpatinnen“. Dies ist ein Angebot für Eltern, die durch lebenspraktische Hilfe von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Entlastung im Familienalltag bekommen können. Das „Müttercafé Bambini“ ist ein offener, wöchentlich stattfindender Treff für Schwangere, Mütter und deren Kinder.
Die Beratungsstelle ist dienstags, mittwochs oder freitags in der Zeit von 08:30 bis 13:00 Uhr unter der Telefonnummer 02307 94743-0 oder per Mail skb-kamen@diakonie-ruhr-hellweg.de zu erreichen.
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