Nach 16 Jahren wird jetzt Klaus-Jürgen Bartsch das Schild an seinem Haus, das ihn als Schiedsmann für den Stadtteil Weddinghofen ausweist, abmontieren. Er wird es wohl behalten dürfen. Denn die Nachfolge hat mit Beate Neumann eine Frau angetreten. Sie braucht ein neues Schild, auf dem aber nicht „Schiedsfrau“ stehen wird. Hier tut sich das Land NRW etwas schwer. Es kennt für Frauen in dieser Funktion nur die Bezeichnung „Schiedsperson“ oder Schiedsamt.
Genau genommen hat Klaus-Jürgen Bartsch dieses besondere Ehrenamt, das für mehr Frieden im „Dorf“ verantwortlich ist, von einigen Monaten an den Nagel gehängt. Der 77-Jährige hat die offizielle Altersgrenze bereits um zwei Jahre überschritten. Und es hätte noch mehr werden können, wenn vor einigen Monaten Beate Neumann nicht die Schiedsamt-Ausschreibung für Weddinghofen im Internet entdeckt hätte. Sie war ohnehin auf der Suche nach einem bürgerschaftlichen Engagement und hat sich deshalb gemeldet.
Inzwischen ist sie vereidigt und hat auch Klaus-Jürgen Bartsch bei seinem letzte „Fall“ begleitet. Meist sind es die typischen Nachbarschaftsstreitigkeiten, die links und rechts des Gartenzaums wüten. Tätig wird die Schiedsperson dann, wenn eine der beiden einen entsprechenden Antrag stellen. Bevor irgendetwas geschieht, werden 30 bis 60 Euro an Gebühren fällig. Dieses Geld ist gut angelegt. Eine Gerichtsverhandlung mit Einschaltung eines Rechtsanwalts wird viel teurer.
150 Mal wurde Klaus-Jürgen Bartsch in den zurückliegenden 16 Jahren zur Hilfe gerufen. In 135 Fällen konnte er eine gütliche Einigung herbeiführen. Darauf kann er mit Recht sehr stolz sein. Eine Schiedsperson fällt übrigens keine Urteile, sondern versucht durch seine Vermittlung eine Einigung zwischen den Parteien herbeizuführen. Leider dürfen sie nicht in Ehestreitigkeiten oder bei Mietangelegenheiten tätig werden.
Vor ihrer neuen Aufgabe hat Beate Neumann keine Bange. Die 49-Jährige arbeitet in Lünen in einem Behindertenwohnheim. Dort gebe es oft Gelegenheit, die Wogen zu glätten, berichtet sie. Außerdem will ihr Amtsvorgänger ihr in den nächsten Monaten mit Rat und Tat zur Seite stehen. Außerdem gibt es noch eine Reihe von Weiterbildungsmöglichkeiten für Schiedspersonen, die sie jetzt wahrnehmen will
Juristische Kenntnisse der Schiedsperson sind übrigens weniger gefragt, vielmehr die Fähigkeit zum Zuhören, zur Unparteilichkeit und das Bestreben, nachbarschaftliche Problemfälle sowie Privatklagedelikte, wie z. B. Hausfriedensbruch, Beleidigung, Bedrohung, Sachbeschädigung, außergerichtlich beizulegen. Diese Fähigkeiten hat der nunmehr ausscheidende Schiedsmann Klaus-Jürgen Bartsch in seiner langjährigen Tätigkeit erfolgreich bewiesen.
Im Jahr 2000 bewarb sich Klaus-Jürgen Bartsch erfolgreich um das Amt der Schiedsperson für den Stadtteil Weddinghofen und scheidet nunmehr nach 16 Jahren Tätigkeit in diesem Ehrenamt aus der Riege der Bergkamener Schiedspersonen aus.
Seine Nachfolgerin, Frau Beate Neumann, wurde inzwischen durch den Amtsgerichtsdirektor vereidigt, sodass der Aufnahme ihrer Tätigkeit als Schiedsfrau für Bergkamen-Weddinghofen nichts mehr im Wege steht.
Mit der Gewinnung und Wahl von Frau Neumann verstärkt sich erfreulicher Weise der Anteil der weiblichen Schiedspersonen in Bergkamen, denn sie ist inzwischen die vierte Schiedsfrau nach Ute Scheunemann, Beate Rethage und Rosemarie Degenhardt.
Weitere Infos zu den Bergkamener Schiedspersonen, deren Telefonnummern etc. gibt es auf der Homepage der Stadt Bergkamen und zwar hier.