Archäologen auf den Spuren des mittelalterlichen Kamen

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Archäologische Untersuchungen gehören bei jedem Bauprojekt im innerstädtischen Raum einfach dazu. So auch an der Nordstraße 4 bis 6 in Kamen, wo mit dem Abriss des ehemaligen Möbelhauses Möcking der Raum für den Neubau von 21 Wohnungen durch die beta Eigenheim GmbH geschaffen wurde. Bevor der Bauträger sein Projekt weiter verfolgen kann, haben jetzt die Archäologen unter Regie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) das Sagen.

Die Archäologen der Firma EggensteinExca legen ein historisches Pflaster frei. Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/M. Baales

„Im Rahmen der ersten archäologischen Untersuchungen wurde zunächst der bisher noch unbebaute Bereich geprüft, um zu klären, ob es dort Bodendenkmäler gibt“, informiert beta-Projektleiter Maximilian Kirchhoff. Die Archäologen des Landschaftsverbandes formulierten wissenschaftlich begründete Auflagen, beta beauftragte daraufhin die Firma Eggenstein Exca aus Dortmund mit den weiteren Untersuchungen. Diese förderten Zeugnisse längst vergangener Tage ans Tageslicht. „Wir haben Brunnen, Mauerzüge, verfüllte Keller, Abfall- und Pfostengruben gefunden“, erklärte Archäologe Thies Evers. Grund genug für den Landschaftsverband, zunächst bis Ende November umfassende Untersuchungen vornehmen zu lassen.

Fünf Mitarbeiter von Eggenstein Exca sind aktuell damit befasst, die Befunde vor der Bebauung des Geländes fachgerecht auszugraben und zu dokumentieren.

Der Archäologe geht davon aus, dass sich an der Nordstraße Belege für die Besiedlung im Mittelalter finden lassen. Mitte des 13. Jahrhunderts erhielt Kamen vom Landesherrn die Stadtrechte. Die günstige Lage Kamens an den wichtigen Nord-Süd-Handelswegen und die landesherrliche Förderung verliehen der Stadt, die zur Hanse zählte, eine herausragende Bedeutung.

„Das Projekt an der Nordstraße bietet erstmalig die Gelegenheit, in der Kamener Innenstadt Befunde zu sichern“, so Thies Evers. Er ist selbst gespannt darauf, ob sich im bislang unbebauten Boden noch Belege für eine ältere Besiedlung finden lassen. Die Kosten für die archäologischen Untersuchungen – voraussichtlich ein mittlerer fünfstelliger Betrag – müssen von der beta getragen werden.

„Jetzt heißt es erst einmal abwarten, sobald wir grünes Licht für die weitere Bebauung haben, starten die Hochbauarbeiten für das Projekt Villa Möcking“, so Projektleiter Maximilian Kirchhoff.

Die Neubebauung wird sich in zwei Gebäudeteile gliedern, die durch eine Tiefgarage miteinander verbunden sind. Das Hauptgebäude zur Nordstraße wird über 19 Wohn- und zwei Gewerbeeinheiten verfügen, das rückseitig liegende Stadthaus erhält zwei Wohnungen. Bei den Wohneinheiten wird es sich um 2,5- bis 4,5-Zimmer-Wohnungen handeln. Maximilian Kirchhoff rechnet mit einer Bauzeit von rund 24 Monaten nach Beginn der Hochbauarbeiten bis zur Realisierung des gesamten Projektes.