Arbeitsmarkt für Schwerbehinderte: Erfolg trotz erschwerter Bedingungen

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Der internationale Tag der Menschen mit Behinderung (3.12.) rückt jährlich die Situation von Menschen mit Handicap ins Blickfeld der Öffentlichkeit und setzt ein deutliches Zeichen für mehr Teilhabe. Für einen 19-Jährigen aus Unna ist dieses Ziel in greifbare Nähe gerückt. Er hat die Aussicht auf eine unbefristete Stelle bei Indefrey Garten und Landschaftsbau in Unna.

Für Agenturchef Thomas Helm ist nicht erst in Zeiten großen Fachkräftebedarfs klar, dass Menschen mit einer Behinderung viel zu oft nicht ausreichend von Arbeitgebern in den Blick bei einer Stellenbesetzung genommen werden: „Viele Vorurteile, gerade zum Kündigungsschutz, führen seit jeher dazu, dass behinderte Menschen nur selten die erste Wahl sind. Und das ist sehr bedauerlich, denn sie sind oftmals sogar besser qualifiziert als Nichtbehinderte und zeichnen sich durch ein extrem hohes Maß an Motivation und Engagement aus.“

Ein Blick auf die Statistik belegt die erschwerten Bedingungen, unter denen arbeitslose Behinderte derzeit nach einer Stelle suchen: So waren im November im Kreis Unna 1.420 schwerbehinderte Menschen als arbeitslos gemeldet. Ihre Zahl sank damit im Verlauf der letzten zwölf Monate um gerade einmal 0,2 Prozent, wohingegen sich die allgemeine Arbeitslosigkeit aller anderen Personengruppen um über 12 Prozent reduzierte. Entsprechend wuchs der Anteil schwerbehinderter Arbeitsloser an allen Arbeitslosen – heute weist jeder zehnte Arbeitslose im Kreis eine Schwerbehinderung auf. Thomas Helm: „Die Pandemie hat den Arbeitsmarkt im Kreis Unna nicht mehr voll im Griff – für Schwerbehinderte ist dies jedoch kaum feststellbar. Sie bekommen die Auswirkungen der Pandemie damit nicht nur gesundheitlich viel stärker zu spüren, sondern auch die angespannte wirtschaftliche Situation.“

Bisher konnten im Jahresverlauf rund 320 arbeitslose schwerbehinderte Menschen mit Hilfe und teilweise finanzieller Unterstützung der Arbeitsagentur den Weg in eine Ausbildung oder Maßnahme und 450 in eine Erwerbstätigkeit finden.

Unter ihnen ist auch ein 19 Jahre junger Mann aus Unna, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Grund dafür ist eine Lernbehinderung, also eine Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten, die es ihm deutlich erschwert, sich altersgerechtes Wissen anzueignen. Sein erster Versuch, beruflich im Garten- und Landschaftsbau Fuß fassen, scheiterte. Doch er bemühte sich weiter um eine Stelle und traf auf Indefrey Garten und Landschaftsbau aus Unna auf einen Betrieb, der Schwierigkeiten hatte, seine ausgeschriebene Stelle zu besetzen. Durch Unterstützung der Reha-Spezialisten der Arbeitsagentur kamen Arbeitgeber und Bewerber zusammen, zunächst in einer befristeten Beschäftigung.

Für Thomas Helm ein gelungenes Beispiel dafür, dass Karrieren nicht immer gradlinig verlaufen müssen, sondern manche Ziele auch über Etappen erreicht werden können: „Aktuell können Betrieb und Mitarbeiter herausfinden, ob sie zueinander passen und welche individuellen Vereinbarungen sie treffen möchten. Und als Arbeitsagentur unterstützen wir natürlich das Vorhaben, diese Anstellung in ein Dauerarbeitsverhältnis oder in ein Ausbildungsverhältnis umzuwandeln. Denn damit schaffen wir gleich zwei langfristige Perspektiven: Beschäftigung auf der einen und Nachwuchskräftesicherung auf der anderen Seite.“

Auch an andere Arbeitgeber richtet der Agenturchef sein Angebot, gemeinsam mit den Experten der Arbeitsagentur über die Einstellung schwerbehinderter Menschen zu sprechen und sich über die verschiedenen Hilfs- und Förderangebote zu informieren: „Gerade der technische Fortschritt und die Digitalisierung führen dazu, dass viele Tätigkeiten leichter und behindertengerecht, zugleich aber hocheffektiv ausgeführt werden können. Unsere heutige Arbeitswelt bietet daher für Menschen mit Behinderungen in vielen Bereichen neue oder bessere Chancen auf einen passenden Arbeitsplatz als früher.“ Und Handlungsbedarf bestehe durchaus, denn derzeit schafften Unternehmen im Kreis Unna es nicht, die gesetzlich vorgeschriebenen fünf Prozent der Arbeitsplätze (in Unternehmen ab 20 Beschäftigten) mit einem behinderten Menschen zu besetzen. Helm: „Hier ist noch viel Luft nach oben.“