Aktionskreis Wohnen und Leben: Stolpersteine für Bergkamen

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Der Aktionskreis „Wohnen und Leben Bergkamen e.V.“ hat bei Bürgermeister Bernd Schäfer die Verlegung von sieben Stolpersteinen im Stadtgebiet beantragt. Mit der Initiative würde sich Bergkamen erstmals am Erinnerungsprojekt der Stolpersteine beteiligen, das der Aktionskünstler Gunter Demnig Anfang der 1990er Jahre ins Leben gerufen hat. Zwischenzeitlich erinnern mehr als 75.000 dieser Steine an das Schicksal der im Nationalsozialismus verfolgten Menschen. Grundsätzlich ist das Erinnerungsprojekt allen Opfergruppen gewidmet, häufig wird es mit den verfolgten Juden assoziiert. Zumeist erfolgt die Verlegung eines Stolpersteins am letzten freiwillig gewählten Wohnsitz. „Im Kreis Unna finden sich Stolpersteine in allen Kommunen, nur Bergkamen hat sich bisher nicht daran beteiligt“, sagt Karlheinz Röcher, der Vorsitzende des Aktionskreises, „Das soll sich nun ändern.“

Der Antrag sieht vor, vier Stolpersteine für die jüdische Familie Hertz vor dem Textilgeschäft in der Präsidentenstraße zu verlegen, das ihr bis 1938 gehörte. Durch den Verkauf des Hauses wurde die Flucht der Familie in die Vereinigten Staaten finanziert. In Overberge will der Aktionskreis mit einem Stolperstein an den Juden Max Herrmann erinnern, der für mehrere Jahre in Werne-Stockum untertauchte und so dem Holocaust entkam. In Rünthe soll ein Stein in der Westfalenstraße für August Kühler verlegt werden. Er überlebte das Konzentrationslager Börgermoor und wurde 1963 letzter Bürgermeister der Altgemeinde. Ebenfalls in Rünthe ist in der Glückaufstraße ein Stolperstein für den früheren KPD-Funktionär Ernst Bronheim vorgesehen. Er kam am 15. April 1933 im KZ Brauweiler ums Leben.

Karlheinz Röcher vom Aktionskreis hofft, dass die Stadtverwaltung das Vorhaben unterstützt und zügig eine Genehmigung erteilt. In der Regel werden die Stolpersteine auf öffentlichem Grund verlegt, zumeist auf dem Gehweg. „Um einen Termin mit dem Künstler Gunter Demnig würden wir uns kümmern. Unser Aktionskreis würde auch eine würdige Zeremonie organisieren. Vielleicht kann man eine weiterführende Schule für das Programm gewinnen“, erläutert Röcher. Finanzieren möchte der Aktionskreis die Stolpersteine durch einen Spendenaufruf. Die Kosten für einen Stein belaufen sich auf 120 Euro. „Die Erfahrung in anderen Städten zeigt, dass das gut klappt.“ Bis der erste Stolperstein in Bergkamen verlegt wird, kann es nach Einschätzung von Karlheinz Röcher noch eine ganze Weile dauern. „Das Erinnerungsprojekt ist so erfolgreich, dass der Künstler vor Ende 2021 sicherlich nicht nach Bergkamen kommen kann“, lautet seine Einschätzung.