Akrobatik verwandelt den Römerpark mit Poesie und Klaschnikov in ein Straßenkunst-Paradies

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Feuriges Kabarett auf der Bühne des Kulturpicknicks im Römerpark.
Charmante Jonglage mit Poesie und Musik gab es zum Einstieg.

Feuerspeiende Maschinen, Schlagzeug spielende Ratten, Gummikörper in undenkbaren Verrenkungen, beflügelte Menschen mit fünf jonglierenden Bällen: Märchenhaft war das 2. Kulturpicknick dieses Sommers. Ohne Anmeldungen, mit Liegestühlen und Picknickdecken, mit begeistertem Jubel und Zugaben – und mit fantasievollen Geschichten zur Akrobatik.

Eine verrückte Ratte übernimmt das Schlagzeug.

 

Dass zwischen der Jonglage mit 2, 3, 4 und 5 Bällen die geflügelten Ameisen aus den Ritzen der Arena im Römerpark zum Liebesflug starteten, störte nur ein bisschen. Auch die gefräßigen Mücken konnten den Spaß an der Musik synchron zu betörender Akrobatik nicht wirklich schmälern. Regelrecht poetisch war der Einstieg in das Kulturpicknick. Das begann, als die ersten Dosen mit Käsehäppchen und Olivensticks schon längst geleert waren.

Da fliegen die Bälle bei der beflügelten Jonglage.

Felice und Cortes aus Berlin schauten in gut gelaunte und offene Gesichter, die begeistert mit auf die Reise in fabulöse Welten gingen. Da hob Ikarus beflügelt fast mit den zärtlich auf Armen und Büchern jonglierten Bällen ab. Eine durchgeknallte Ratte ließ die Drumsticks am Schlagzeug gewaltig in die Lüfte fliegen. Am Ende landeten auch die Linkshänder fast im Rattenkrankenhaus, denn sie stampften und klatschten um die Wette zu hochklassigem Gesang. „Ihr seid ein Teil unserer Geschichte, wenn ihr nach Hause geht – und wir sind ein Teil eurer Geschichte.“ Daran gab es nichts zu zweifeln, auch nach mehreren Zugaben nicht, bei denen sich der Hut, der durch das Publikum ging, stattlich füllte.

Abenteuerliche Taverne mit Wodka und Krimi

Hula-Hoop der anderen Art.

Was sich danach in der verrückten Taverne des „Kabaretts Kalaschnikov“ abspielte, war nicht weniger sagenhaft. Dort floss der Wodka für das Publikum in Strömen, dagegen konnte auch der leicht verzweifelte Rotarmist nichts ändern. Die zweifelhafte Bardame klemmte sich lässig die Fersen hinter die Ohrläppchen und verknotete so ziemlich alle Gliedmaßen auf dem Tresen. Die Putzfrau ging im wahrsten Sinne auf die Palme und wirbelte in luftiger Höhe direkt vor der Römermauer herum. Der korrupte Bürgermeister jonglierte mit dem Diabolo und ließ sich Herzen mit Pfeil und Bogen vom Schädel schießen – abgefeuert mit dem Fuß, selbstverständlich.

Einen Gummihandschuh mit der Nase auf dem Kopf aufblasen? Kein Problem!

Das Publikum traute seinen Augen kaum, rieb sich unablässig dieselben und forderte auch hier eine Zugabe nach der anderen. Die Kinder konnte sich im Sand vor der Bühne nicht entscheiden, ob sie angesichts von Feuersäulen aus beängstigenden Waffen die Flucht ergreifen oder vor Unmengen von Hula-Hoop-Reifen, die weibliche Körper emporwirbelten, fasziniert die Bühne kapern sollten. Ein aufregender Abend, der eine Überraschung nach der anderen zu bieten hatte – von Straßenkunst der allerfeinsten Art.

Für das letzte Kulturpicknick am 19. August sollten sich alle schon jetzt Zeit nehmen. Der Andrang wird groß sein, denn das kulturelle Kleinod im Römerpark ist längst schon ein echtes Kulturhighlight des Sommers geworden.