Statt Tanzen war Klatschen gefragt. Anstelle eines lauen Sommerlüftchens wehte der Wind aus der Klimaanlage. Und die Sonne kam über die Steckdose aus den Scheinwerfern. Vom Open Air Musik-Picknick blieb zum Abschluss des Kultursommers nur die Musik mit „Salon 4B“. Auch die abgespeckte Version machte so viel Spaß, dass viele nur wehmütig und nach vielen Zugaben der Galerie „sohle 1“ den Rücken kehrten.
Auch wenn „der Kultursommer in diesem Jahr wenig mit Sommer, aber dafür umso mehr mit Kultur zu tun hatte“ war Kulturreferentin Simone Schmidt-Apel zufrieden mit dem Verlauf. Die Bergkamener hatten sich von der oft bedrohlichen Witterung nicht abhalten lassen und hielten stets die Regenausrüstung bereit, um dem Wetter die Stirn zu bieten. Alle Alters- und Interessengruppen mischten sich von Reggae über Theater, Klassik und Kino bis zur Weltmusik. Eine Vision hat die Kulturreferentin bereits für die kommenden Neuauflagen: Romeo und Julia auf der Holz-Erde-Mauer. Und ein Programm, das vielleicht noch mehr Menschen anspricht, die nicht regelmäßig Theater- und Konzertsäle besuchen.
Familiäres Ambiente statt Tanz vor der Holzerdemauer
Im Römerpark wäre das Publikum zum Abschluss des Kultursommers vielleicht größer gewesen. Mit Picknickkörben und Decken hätten Antike und karibisches Musikflair eine spannende Symbiose gebildet. Angesichts herbstlicher Wetterprognosen mit deftigem Regen und klammen Temperaturen hatte man sich aber bereits am Vorabend für die trockenen vier Wände der „sohle 1“ entschieden. Hier war die Atmosphäre dann auch deutlich familiärer, als die Besucher peu à peu eintrudelten – und die Musiker geduldig auf die versprengte Gästeschar warteten.
Mit karibischen Rhythmen und Klezmermelodien fiel es denn auch nicht schwer, im Gefolge der sechs Musiker „die richtige Temperatur“ zu erreichen. Kunterbunt war die musikalische Mischung, die den in Musikinstrumente umgewandelten Ölfässern aus Trinidad Tobago über traditionsreiche Mythen und Geschichten vom Balkan bis zu den großen Emotionen in Frankreich folgte. In den wippenden Füßen des Publikums entfaltete sich der argentinische Tango ebenso leicht und locker wie die dramatischen Töne die spanischen Rumba oder der beschwingte Calypso aus der Karibik.
Straßenschlachten wie in ihrer karibischen Heimat provozierten die Steeldrums zwar nicht in der „sohle 1“. Die Vorstellung von bis zu 100 Exemplaren vor römischer Kulisse hatte mancher im Publikum dennoch vor Augen. Auch die neuesten Hits und eigene Kompositionen rundeten den mehr als beschwingten Abend ab, so dass eine Zugabe nicht genügte, um Abschied vom Kultursommer 2014 zu nehmen – und auf ein Wiedersehen mit dem „Salon 4B“ unter freiem Himmel zu hoffen.
Vielen herzlichen Dank: ein wunderbarer Bericht, sehr treffend und kenntnisreich beschrieben, exzellente Fotos! Wir sehen und hören uns im nächsten Jahr hoffentlich live, in Farbe und open air wieder.