Jüngst hat die Essener Iqony GmbH in Bergkamen Pläne für den Bau eines neuen und perspektivisch Dank des Einsatzes von Wasserstoff klimaneutral arbeitenden Gaskraftwerks am Kraftwerksstandort Heil vorgestellt. Um die Versorgung des Standorts mit Fachkräften langfristig zu sichern, haben die Iqony-Mutter STEAG und RWE nun eine Kooperationsvereinbarung getroffen. Danach können mit dem Ausbildungsjahrgang 2024 künftig jährlich zunächst bis zu zwei STEAG-Auszubildende am RWE-Standort Gersteinwerk in Werne zu Mechatronikern und Elektrikern für Automatisierungstechnik ausgebildet werden. Perspektivisch könnte die Kooperation auch noch ausgeweitet werden.
Aktuell ist das bestehende Steinkohlekraftwerk der STEAG Power in Bergkamen bis 2026 als systemrelevant eingestuft. Das bedeutet: Die Anlage wird in ständiger Betriebsbereitschaft gehalten, um im Bedarfsfall mit seiner Leistung von 717 Megawatt (MW) zur Gewährleistung von Versorgungssicherheit und Stabilisierung des Stromnetzes einzuspringen.
Weil die 1981 in Betrieb gegangene Anlage sich inzwischen dem Ende der technischen Lebensdauer nähert, plant Iqony als Teil der STEAG-Gruppe am bestehenden Kraftwerksstandort den Neubau eines modernen Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerks, das künftig mittels grünen Wasserstoffs vollständig klimaneutral betrieben werden kann.
„Für die Transformation des Standorts und den künftigen Betrieb des neuen Kraftwerks brauchen wir junge Fachkräfte. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass unsere bestehende Belegschaft am Standort wie die Anlage selbst buchstäblich in die Jahre kommt. Um dem entgegenzuwirken, haben wir mit dem Gersteinwerk der RWE einen Kooperationsvertrag geschlossen, der uns künftig eine standortnahe Ausbildung unserer Fachkräfte von morgen ermöglicht“, erläutert Dr. Andreas Reichel, CEO und Arbeitsdirektor von STEAG und Iqony den Hintergrund der jüngst geschlossenen Vereinbarung.
Dr. Ivan Serdarusic, Leiter des Clusters Kundenkraftwerke bei der RWE Generation, sagt: „Ab August bildet RWE am Kraftwerksstandort Gersteinwerk in ihrer reaktivierten Ausbildungswerkstatt Fachkräfte in den Bereichen Mechatronik sowie Elektronik für Automatisierungstechnik aus. Wir freuen uns, dann auch Azubis der STEAG in der neu eingerichteten Ausbildungswerkstatt zu begrüßen. Regionale Ausbildungskooperationen haben bei uns Tradition und sollen in Werne mit weiteren Partnern ausgebaut werden.“
Investition in die Fachkräfte von morgen
Unterzeichnet wurde diese Vereinbarung seitens STEAG von Personalleiterin Verena Sievers und Thomas Ciecierski, Geschäftsbereichsleiter Technik der STEAG Power GmbH. Mit Blick auf die Fachkräfteversorgung des Standorts Bergkamen ist die gewerblich-technische Ausbildung bei RWE nur der erste von mehreren Qualifizierungsstufen, die die künftigen Kraftwerker und Kraftwerkerinnen durchlaufen müssen.
„Nach der Erstausbildung wird eine Weiterqualifikation zum Kraftwerker angestrebt. Um alle Qualifizierungsstufen zu durchlaufen, braucht es erfahrungsgemäß fünf Jahre“ erläutert Thomas Ciecierski. „Insofern liegen wir hier mit Blick auf die geplante Inbetriebnahme des neuen Kraftwerks bis etwa 2030 genau im Zeitplan.“
Künftiger Ausbildungsablauf
Der überbetriebliche erste Teil der Ausbildung wird gemäß Kooperationsvereinbarung im Gersteinwerk der RWE stattfinden; dies umfasst auch die Begleitung des obligatorischen berufsschulischen Unterrichts in den Berufskollegs Dortmund und Hamm. Der betriebliche zweite Teil der Ausbildung findet hingegen am STEAG-Standort Bergkamen und im Trianel-Kraftwerk Lünen statt, dessen Betriebsführung ebenfalls bei STEAG liegt.
Ursprünglich hatte STEAG 2020 die gewerblich-technische Ausbildung für ihre nordrhein-westfälischen Standorte am Kraftwerksstandort Herne zentralisiert und dafür eigens eine neue Ausbildungswerkstatt errichtet. „Zum damaligen Zeitpunkt haben wir im Angesicht der anstehenden politischen Entscheidung zum Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland mit tendenziell eher rückläufigem Personalbedarf gerechnet, weil von einer schrittweisen Stilllegung aller Kraftwerke auszugehen war“, so Verena Sievers.
Doch mit den gerade auch seitens der Bundespolitik gewünschten Planungen für den Neubau von wasserstofffähigen Gaskraftwerken als Teil einer erfolgreichen Energiewende habe sich diese Situation nun aber grundlegend geändert: „Diesen veränderten Rahmenbedingungen tragen wir mit der nun geschlossenen Kooperation Rechnung“, so Verena Sievers.
Erster Azubi aus Selm
Der erste Azubi, der von Seiten der STEAG die Ausbildung im Gersteinwerk durchlaufen wird, stammt aus Selm im Kreis Unna.