Sie gehörten zu den ersten in der Region, die sich der Kindertagespflege organisiert und strukturiert annahmen. „Wir wurden damals schon mit viel Skepsis beobachtet“, erinnert sich Elke Middendorf, eine der Mitbegründerinnen des Vereins „Familiäre Kinder-Tagesbetreuung“. „Und wir mussten ganz schön kämpfen. Die ersten Qualifikationen führten wir mit Bekannten, Freunden und vielen Ehrenamtlichen durch.“ Das ist jetzt 27 Jahre her und der Verein mit seinem breiten Qualifizierungsangebot längst nicht mehr wegzudenken. Grund genug zum Feiern.
Zumal die Kindertagespflege in Deutschland in diesen Tagen seit 50 Jahren existiert. Als sich am 1. Januar 1997 der Verein in Bergkamen gründete, gehörte er zu den Vorreitern. „Niemand wusste so recht, wie das eigentlich geht“, erinnert sich Margarete Hackmann, die zweite Mitgründerin. Die VHS bei der professionellen Ausbildung von Tagesmüttern und -vätern mit ins Boot zu bekommen, war auch nicht leicht. „Die wollte zunächst nicht“, weiß Elke Middendorf noch. Viele Gespräche und Überzeugungsarbeit waren nötig, stets kritisch beäugt von der Politik. Heute wissen alle von der Stadtverwaltung bis zum charitativen Mitstreiter, was sie am Know-how und dem unermüdlichen Engagement des Vereins haben.
„Ziel war es immer Familien zu unterstützen, besonders in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, sind sich alle im Rückblick einig. Zumal es für Eltern immer noch schwierig ist, einen Platz in Einrichtungen zu ergattern. Es ging überhaupt erst darum, die Kindertagespflege als gleichrangige Alternative zum Besuch eines Kindergartens zu etablieren. Dazu gehörte auch eine qualifizierte Ausbildung aller, die heute neutral als „Kindertagespflegeperson“ bezeichnet werden – und die Etablierung von Qualifizierungsstandards.
50 Jahre Kindertagespflege in Deutschland
In NRW betreuen heute 15.390 Kindertagespflegepersonen insgesamt 62.994 Kinder. In Bergkamen kümmern sich aktuell 45 Kindertagespflegepersonen um 190 Kinder. Die vom Verein angebotene Qualifizierung dauert 16 Monate, die letzte hat im März begonnen. Dort lassen sich gerade vier Personen ausbilden. „Im Bereich der Qualifizierung hat sich in den vielen Jahren unglaublich viel geändert“, schildert Geschäftsführerin Simone Pelzer. „Sie ist deutlich umfangreicher geworden, umfasst längst mehr als 300 Unterrichtsstunden.“ Qualifizierung nach QHB (Qualifizierungshandbuch) nennt sich das, was erst Ende 2022 zuletzt angepasst wurde. Die Anforderungen steigen laufend.
Viele Gründe, um das Erreichte ausgiebig zu feiern – natürlich mit den betreuten Kindern, deren Eltern und den Betreuungspersonen. So war es auf dem Hof Middendorf am Wochenende gehörig voll und umtriebig. Zahlreiche Spielstationen waren auf dem weitläufigen Gelände aufgebaut, wo sich die Kinder hingebungsvoll mit abwaschbaren Glitzer-Tattoos, Hüpfgeräten und Geschicklichkeitsspielen vergnügten. Es gab ein stattliches Kuchenbüffet, Bratwurst – und viel Zeit für den Austausch auch mit Ehemaligen. Und es gab auch lobende Dankesworte der Beigeordneten Christine Busch. Sie hob die große Bedeutung des Vereins für die Zusammenarbeit im Bereich der Kindertagesbetreuung hervor.
Die Jubiläumsfeier soll der Grundstein für zukünftigen regelmäßigen informellen Austausch sein.