Statt nur darüber zu reden, packt die Unnaer Kreis-Bau- und Siedlungsgesellschaft (UKBS) den Klimaschutz an: Im Sommer nächsten Jahres beginnt sie im Hemsack an der Seseke in Kamen mit dem Bau eines energieautarken Solarhauses, das nicht nur energetisch genial und architektonisch ein Hingucker ist, sondern nach Aussage von Wissenschaftlern „einzigartig“ ist in Europa – vielleicht sogar weltweit.
Auf einer Fläche von rund 2000 Quadratmetern sollen zwei dreigeschossige Häuser entstehen, die durch eine große Glashalle verbunden sind. Projektname: Solarhaus 100. 30 Wohnungen – ihre Größe variiert zwischen 60 und 120 Quadratmetern – stehen hier zur Verfügung, plus Tiefgarage mit 16 Parkplätzen. Hört sich exklusiv an, ist es aber nicht. Der Mietpreis beträgt 10 Euro pro Quadratmeter, einschließlich der Energiekosten.
Das Besondere an dem Sonnenhaus: Während Energieplus-Häuser ihre überschüssige Energie ins öffentliche Versorgungsnetz einspeisen, wird die im Solarhaus 100 gewonnene Energie aus der Photovoltaikanlage in Wasserstoff umgewandelt und in Metall-Hydrid-Speichern gelagert. Der CO2-frei gewonnene Wasserstoff steht den Bewohnern des Hauses dann in Form von Wärme und Strom kostenlos zur Verfügung.
Entwickelt wurde das Zukunftshaus von der Fachhochschule Südwestfalen und dem Institut für Haus und Technologie, die auf der Suche nach einem Investor auch an die UKBS herantraten. Und weil das kommunale Unternehmen das Projekt „zeitgemäß und spannend“ fand, wie UKBS-Geschäftsführer Matthias Fischer erklärt, habe man sich für den Bau des Hauses entschieden. Bei der Stadt Kamen wiederum wurde man in Sachen Grundstück fündig.
Die Baukosten für das Sonnenhaus liegen bei rund 7 Millionen Euro, wobei ein erheblicher Batzen auf die Technik entfällt. Apropos Technik: Die blauen Photovoltaikmodule an den Hauswänden sind beweglich. Die Bewohner können sie als Sonnen-oder Sichtschutz elektronisch verschieben.
Und das Sonnenhaus soll mehr werden als ein Wohnquartier. Heißt: Die begrünte Glashalle – mit Wasserbecken für ein besseres Raumklima – steht nicht nur den Bewohnern als Treffpunkt zur Verfügung. Um sie für alle Kamener zu öffnen, soll hier auch ein Café entstehen. Gastronomie an der Seseke, das sei immer der Wunsch der Kamener gewesen, erklärt dazu Beigeordneter Uwe Liedtke. Dieser Wunsch könnte hier erfüllt werden.
Besonderer Clou für die Bewohner: Ihnen soll ein E-Auto zur Verfügung stehen. Außerdem wird die Technik visualisiert. Auf farblich unterschiedlichen Lichtsäulen ist die Speicher- und Verbrauchssituation der Energie ablesbar.
Einen Haken hat die Sache – doch kann der auch zum echten Glücksfall für die Stadt werden: Das Sonnenhaus soll genau dort gebaut werden, wo jetzt das Beachvolleyballfeld ist. Das muss also verschwinden. Aber die Stadt hat da schon eine perfekte Lösung. Das Feld soll nämlich in den Sesekepark verlegt werden. Beispielsweise in die Nähe des Mehrgenerationenspielplatzes, schlägt Bürgermeister Hermann Hupe vor. Da hätte es dann endlich eine Chance, von der Jugend wahrgenommen zu werden.