Das Bergkamener Gymnasium feierte am Samstag ganz groß sein 50-jähriges Bestehen. Bürgermeister Roland Schäfer hatte gleich das passende Geburtstagsgeschenk „mitgebracht“. Die Stadt werde, vorausgesetzt die Politik stimme dem in den kommenden Haushaltsplanberatungen zu, rund 2 Millionen Euro in die Sanierung und Modernisierung des Schulgebäudes investieren. Das Gymnasium solle dadurch zukunftsfähig gemacht werden.
Dass die Zukunft der „Anstalt“, wie der ehemalige Schulleiter Karl Jüdes „seine“ Schule immer leicht spöttisch genannt hatte, nicht nur von Äußerlichkeiten abhängt, machte die amtierende Schulleiterin Bärbel Heidenreich in ihrer Rede während der offiziellen Festveranstaltung im PZ klar. Benötigt würden vor allem zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer. Dies sei schon notwendig, um die aktuellen Herausforderungen wie Inklusion und die Integration von Flüchtlingskindern zu meistern.
Penne Musterbeispiel für Frauenförderung
Ein anderes gesellschaftliches Dauerthema hat sich laut Johanne Nau-Wiens, der für Gymnasien zuständigen Dezernentin bei der Bezirksregierung Arnsberg, von selbst erledigt: die Frauenförderung. An der Spitze des Bergkamener Gymnasiums befanden sich in den zurückliegenden fünf Jahrzehnten nur zwei Männer, aber vier Frauen. Drei der Ehemaligen, Silke Kieslich, Monika Sowa-Dingemann und Adalbert Horstmann, ließen es sich nicht nehmen, ihrer alten Wirkungsstätte zum Jubiläum persönlich zu gratulieren.
Neben dem Bachkreis lockerten die historisch verbürgten Anekdoten, die der ehemalige Leiter der Theater-AG Wilfred Mueller beisteuerte, die Festveranstaltung auf. Er berichtete auch, passend zum parallel stattfindenden Römerfest an der Holz-Erde-Mauer, von jenem Geschichtslehrer, der in seiner Freizeit Felder und Wiesen nach Hinterlassenschaften der alten Römer absuchte. Einmal wurde er auch fündig: eine Glasscherbe. Die schickte er zur Bestätigung in ein Labor. Das Ergebnis war allerdings ernüchternd. Die Glasscherbe sei zwar alt, sie gehöre aber nur zu einer Bierflasche aus den 1950er Jahren.
Geschichtslehrer findet uralte Glasscherbe
Eine ganz andere Anekdote kennt Mueller offensichtlich nicht. Ein ehemaliger Lehrer des Gymnasiums hatte versucht, dem damaligen Stadtdirektor Heinrich Brüggemann klar zu machen, dass die Gründung des Gymnasiums zur Verdummung der Bergkamener beitrage, indem die schlauesten Köpfe nach dem Abitur von Bergkamen wegziehen würden.
Tatsächlich sind viele der über 3000 Abiturienten, die die Penne auf eine „Wall of Fame“ namentlich verewigt hatte, in die weite Welt gezogen. Die vielleicht bekanntesten sind die AfD-Vorsitzende Frauke Petry und der WDR-Moderator und Autor Uwe Schulz. Wahr ist aber auch, dass ein Reihe der Ehemaligen vor Ort geblieben sind. Daraus ergibt sich unter anderem der fürs Gymnasium recht praktische Umstand, dass die beiden für eine Schule in Bergkamen vielleicht wichtigsten Personen in Politik und Verwaltung aus den eigenen Reihen stammen: der Vorsitzende des Schulausschusses (und Landtagsabgeordnete) Rüdiger Weiß und der Leiter des Schulverwaltungsamts Andreas Krey.
Lebenslanges Lernen
Nach dem Festakt entwickelte sich ein munteres Schulfest für die aktuellen Schüler, das leider durch einige Regenschauer unterbrochen wurde. Als dann zu etwas vorgerückter Stunde die Ehemaligen eintrafen, blieb es Gott sei Dank trocken. Es waren auch einige „alte Herrschaften“ aus den ersten Abitur-Jahrgängen gekommen. Eins ihrer Gesprächsthemen war der unaufhaltsam heranrückende Ruhestand und die Frage, was man dann mit der vielen Zeit so anstellen könne.
Einige planen, so war zu hören, an einer Universität in ein Senioren-Studium starten. Dieser Plan zeigt deutlich, dass das Bergkamener Gymnasium von Anfang an das geleistet hat, was Bürgermeister Roland Schäfer in der eingangs erwähnten Festveranstaltung als Forderung und Erwartung formuliert hat: die Vorbereitung und die Motivation für ein lebenslanges Lernen.