„Abraham trifft Ibrahim“, so lautet der Titel eines Modellprojektes, das durch den Islamwissenschaftler Dr. Michael Kiefer im Ratssaal der Stadt Bergkamen am Donnerstag, 21. November, um 18 Uhr vorgestellt wird.
Junge Nichtmuslime und Muslime erfahren in diesem Projekt eine Stärkung der Dialog- und Toleranzfähigkeit. „Die damit verbundenen Aufgaben und Erfordernisse stellen gerade für junge Menschen oftmals eine besondere Herausforderung dar. Der Umgang mit unterschiedlichen Religionen, Weltanschauungen und Lebensentwürfen verlangt ein hohes Maß an Akzeptanz und Dialogkompetenz“, so Kiefer von der Aktion Gemeinwesen und Beratung e.V. aus Düsseldorf. Kiefer gehört ebenfalls zur Gruppe der interdisziplinären Forschereinheit für den islamischen Religionsunterricht „Frieden, Religion und Bildung“ beim Institut für islamische Theologie an der Universität Münster.
„Dieses Projekt eignet sich hervorragend auch für Bergkamener Jugendliche, damit sie für den eigenen Lebensentwurf eine klare Linie entwickeln können und vor dem Zugriff fundamentalistischer Gruppen geschützt werden. Eine Bergkamener Moscheegemeinde hat bereits weiteres Interesse an der Durchführung bekundet,“ berichtet Juditha Siebert aus dem Bergkamener Integrationsbüro.
Einführen in die Thematik wird Kiefer vorab mit seinem Vortrag „Lebenswelt muslimischer Jugendlicher – Eine Typologie von Identitätsentwürfen“. Es geht insbesondere darum, die Welt der muslimischen Jugendlichen zu beleuchten. Sie sind bei ihrer Entwicklung sowohl den Erwartungen und Einflüssen ihrer Familien als auch den Erwartungen und Einflüssen der deutschen Gesellschaft ausgesetzt. Sie können sich nicht klar für eine traditionelle Norm entscheiden. Wenn sie die kulturellen Wurzeln ihrer Eltern übernehmen, entscheiden sie sich im Allgemeinen gegen die deutsche Kultur, zu der sie doch eigentlich auch gehören sollten.
Diese Entscheidung für die traditionelle Kultur der Familie und gleichzeitig gegen die Kultur der Mehrheitsgesellschaft ist eine Gratwanderung, die Jugendliche oft überfordert. Eigentlich möchten sie sich zu beiden traditionellen Strukturen bekennen und sich mit ihnen identifizieren können. Aber sie identifizieren sich weder mit der einen noch mit der anderen ganz, obwohl sie in Deutschland geboren sind und hier aufwachsen.
Diese zwiespältige Jugendkultur soll näher beleuchtet werden, um Verhaltensmuster im Alltag, in der Schule und unter jungen Erwachsenen besser deuten zu können.
Der letzte öffentliche Vortrag in der Reihe „Zuwanderung und Islam“ des Integrationsbüros der Stadt Bergkamen beginnt am Donnerstag, 21. November um 18 Uhr im Ratssaal, Rathausplatz. Die Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Parkmöglichkeiten bestehen auf dem direkt angrenzenden Kaufland-Parkhaus.
Für Rückfragen steht das Integrationsbüro unter Tel. 02307 965-272 oder Mail j.siebert@bergkamen.de gerne zur Verfügung.
Den Abschluss der Reihe „Zuwanderung und Islam“ bildet in diesem Jahr die thematisch angebundene Wanderausstellung des Bundesamtes für Verfassungsschutz
„Die missbrauchte Religion- Islamisten in Deutschland“ von Freitag, 29.November, bis einschließlich Donnerstag, 12. Dezember. Der Eintritt und die Führungen für Gruppen ( insbes. auch Schüler, Auszubildende) sind ebenfalls kostenlos. Anmeldungen für den 45-minütigen. Rundgang nimmt das Integrationsbüro ab sofort telefonisch unter o.a. Rufnummer entgegen. Einzelpersonen können sich auf Wunsch auch den Gruppen anschließen.