
Es war ein kleines Jubiläum. Zum zehnten Mal flammten die roten und blauen Scheinwerfersäulen zur Titelmelodie von „LOL“ in Bergkamen auf. Zum zehnten Mal passte kaum ein Blatt zwischen Publikum und Akteure, waren die Plätze voll besetzt. 400 Besucher strömten auch diesmal nicht nur aus Bergkamen, auch aus den Nachbarstädten herbei. Denn es ist längst gesetzt, dass es hier eine absolute Lachgarantie gibt. Die nutzten die meisten auch so hingebungsvoll, dass selbst den Standup-Experten aus dem Stehgreif nichts mehr einfiel.

Daran trugen die drei Comedians samt Moderator die Verantwortung. Denn sie lieferten mehr als nur ab, sie feuerten mit diversen Überraschungen um sich. Wer rechnete schon damit, dass sich hinter dem höflichen Dauerlächeln des Moderators ungeahnte Tiefen verbargen. Nach dem nachdenklichen Einstiegsgesang mit Liebesalgorithmen samt Prokrastination, Sinnieren über die Ego-Generation „W“ im Stress zwischen Sabbatical, Australien-Auszeit, Pimpen für die Klicks nach dem X und Sinnfindung zeigte Christian Langsch sein wahres Gesicht. Am Flügel verwandelte er sich in ein Yoga-Tier und bearbeitete die Tasten auch rückwärts aus dem Meditationssitz oder waagerecht im „Krieger“. Dann ging es frech mit dem eigenen Weihnachtsmusical nicht nur durch die Wohnungsprobleme der heiligen Familie.

Aber nicht nur der Hamburger war mit seiner Moderation ein eigenes Highlight. Christian Schulte Loh hatte sich als gebürtiger Halterner in Englands harter Standup-Schule gestählt und löste im Publikum die Invasion der Lachtiere aus. Fortan ließen alle ihren animalischsten Ichs freien Lauf. „Pfiffig, frech und flott“ analysierte er die verbalen Generationenunterschiede, erlebte in zwei Metern Höhe die Unbarmherzigkeit der Inflation, ging mit Clubkarte zum Arzt und holte sich dort neben der Laufanalyse auch ein Flattermannsyndrom ab.

Böse ging Mareike Richter mit Suizidgedanken beim Wäschefalten als 100-prozentige arbeitende Mutter ans Werk und rechnete nicht nur mit der familienfreundlichen Nachbarschaft, „plötzlich verantwortlich für Unkraut“, mit den „Horrorziegen“ auf dem Spielplatz und „Mama geht tanzen“-Partys ab. Sie nahm auch alle auf einem fiesen Exkurs in den das Leben mit Kindern ohne Komfortzone mit.

Für nachhaltige Lachkrämpfe und ungeahnte „Nutztiergeräusche“ im Publikum sorgte Björn von Morgenstern. Als „Profi-Popper“ kennt er sich mit dem Dorfleben aus, zelebriert hingebungsvoll die Kreisverkehrparty und saust mit dem Bürostuhl in Adidas-Uniform kontrolliert und tiefer gelegt der Polizei in die Arme, um nahtlos den Glatzen-Exzess auf Klassenfahrt zu entfalten.
Wer davon noch nicht genug hatte, konnte sich in den Sozialen Medien noch eine echte Überdosis holen. Dort sind sämtliche Comedy-Akteure längst Stars und gehen „viral“. Und vielleicht wird bis zum nächsten LOL-Event im Februar ja wirklich noch ein eigenes LOL-Stadion in Bergkamen gebaut. Auch das wäre dann womöglich randvoll.





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