Riesengroß werden ihre Augen, als die Feuerbälle direkt vor ihr in den Himmel schießen. Nicht nur die dreijährige Emma ist restlos fasziniert von dem, was das Team von „FeuerFlut“ dort auf der Bühne aus Flammen und Feuer zaubert. Auch die Erwachsenen kämpfen rigoros um die besten Plätze an Sicherheitsabsperrung und um den besten Blick auf die Feuerräder, die sich synchron mit der Musik in die Dämmerung schrauben. Jeder will es beim Hafenfeuer sehen: Das Feuer, das in Mündern verschwindet, über die Haut gleitet, sich in einen Funkenregen verwandelt.
Was sich am Wochenende rund um die Feuernester, glimmenden Kerzen und züngelnden Fackeln abspielte, war nicht vergleichbar mit der verregneten Premiere. Schon mit der einbrechenden Dämmerung mussten sich die Organisatoren vom Stadtmarketing am Samstag Sorgen machen, dass der Platz zwischen den Hütten und der Bühne auch die hineinströmenden Menschenmassen fassen kann. Bei der Feuershow ging es punktuell derart gedrängt zu, dass manches böse Wort fiel, wenn größere Gewachsene plötzlich den hart erkämpften Blick verstellten oder forsch die Absperrung für das beste Foto überwanden.
Sophia und ihrer Schwester Jana machte das gar nichts aus. Sie hielten seelenruhig im Gedränge ihre Fackeln in das Flammennest, beobachteten fasziniert, wie sich die Fackelspitze entzündete und gingen gut gelaunt in einer langen Reihe mit hunderten weiteren im Schein ihrer Fackeln auf Wanderschaft durch die Marina. Die Fackelwanderung war ihr ganz persönlicher Höhepunkt, denn in der Dunkelheit war es richtig romantisch, wie sich die Flammen ihren Weg bahnten, im Hafenwasser und an den Gebäudefassaden aufloderten.
Flammende Kunst selbst beigebracht
Derweil breiteten sich Jens, Daniela und Michelle auf ihren nächsten Auftritt vor. Das Trio von „Feuerflut“ ist schon seit fünf Jahren gemeinsam unterwegs, um auf großen Festen oder Mittelaltermärkten mit ihrer Feuerkunst für eine ganz besondere Stimmung zu sorgen. Beigebracht haben sie sich alle das Spiel mit dem Feuer selbst. Daniela lernte beim Bauchtanz Frauen kenne, die mit Feuerfächern der Vorstellung eine ganz besondere Note gaben. „Das war so faszinierend, dass ich es auch lernen wollte“, erzählt sie. Bei Jens hat alles mit der Bekanntschaft eines Feuerschluckers angefangen. Über die Jonglage ist er dann selbst zum Feuer gekommen. Geholfen haben allen Dreien echte Profis, die ihnen ihre Kunst weitervermittelt haben. „Da hilft nur Training, Training und nochmals Training“, betont Jens. Auch wenn manches YouTube-Video Inspiration bereithält und Ideen für eigene Kreationen. „Das klappt dann nicht immer sofort, da ist schon auch viel Frustration und Übung im Spiel“, betonen das gesamte Team. Harte Arbeit steckt also hinter dem, was auf der Bühne kinderleicht aussieht.
Kinderleicht war für die meisten jungen Besucher der Kinder-Winterwelt der Umgang mit den Stiften beim Malen oder das Posieren mit der ganzen Familie in skurrilem Winter-Outfit vor der Fotobox. Pinguine wollten hier mit Kunstschnee berieselt und Eisbären im eisigen Ambiente bestaunt werden. Draußen wurde es immer kälter, da halfen nur noch ein deftiger Punsch, eine heiße Wurst, ein Flammkuchen oder ein Tänzchen zur Musik, die bei der Hafenfeuer-Party aufgelegt wurde.
Ein weiterer toller Abend mit perfektem Winterwetter, der vor allem mit einer feurigen Atmosphäre die Besucher begeisterte. Das Hafenfest geht auch am Sonntag ab 12 Uhr weiter. Dann gibt es wieder eine Feuershow und „Balladen und Traditionals von der Grünen Insel mit Glengar“.