Die leuchtenden Jonglierbälle flutschten durch die klitschnassen Finger. In der Cellophan-Wohnung verwandelte sich der sandige „Fußboden“ in eine Matschbahn und selbst der Urmensch floh von seiner regenüberfluteten Lichtfeuerstelle. Wer es am Freitag nicht pünktlich zur Eröffnung und kurz vor Ende auf den Lichtermarkt schaffte, der erlebte nur Bruchteile der sonst so bunten Lichterpracht. Im beständigen Dauerregen kapitulierten kurzfristig sogar die Motorräder auf dem triefenden Hochseil und die elektrischen Leuchtdioden der funkelnden Fabelwesen auf Stelzen.
Dafür konnten sich die regenfest eingepackten Besucher ungewohnt frei bewegen. Das tat auch Not, denn es waren vor allem die Regenschirme, denen es auszuweichen galt. Besonders begehrt waren Sitzplätze in der trockenen Elisabethkirche – nicht nur, weil es hier Vorzügliches zu hören gab. Allein die Lichtspiele der Scheinwerfer auf den Wänden, vor und hinter dem Altar, über und unter dem frei hängenden Kruzifix waren eine Augenweide. Vor dieser Kulisse die kleinen A Capella-Wunder der Gruppe „ONAIR“ zu erleben, ließ die nassen Füße schnell vergessen.
Der Blick in den Himmel war dagegen überwiegend ein feuchtes Vergnügen für alle, die ihre Schirme vergessen hatten. Dort gab es garantierte Regenvolltreffer bei den Versuchen, die waghalsigen Artisten der Familie Weisheit bei ihren Handständen auf Motorradlenkern in schwindelerregender Höhe zu erhaschen. Die Profis zeigten alles, was zuvor nicht ging, als der Regen gegen Ende der Veranstaltung endlich ein Einsehen hatte. Unerschrocken erklommen sie die über 60 Meter hohe Spitze des Turmmasten, schwankten dort im einarmigen Handstand im Wind oder hängten sich nur mit einem Fuß kopfüber über die Besuchermenge.
Das Cello hatte dagegen keine Chance und begleitete nur kurzfristig die fliegenden Jonglagebälle. Der Urmensch kam auch noch aus seiner schützenden Behausung und wärmte sich am Leuchtfeuer. Die Steampunk-Kreaturen trauten sich mit elektrischer Beleuchtung und Stelzen auch wieder unter die Menschen. Völlig unbeeindruckt vom Regen blieben die Tapes im Neonlicht. Das Zelt blieb dicht und ließ Namen und bunte Kreationen im leuchtenden Licht funkeln. Das Akkordeon im Stadtwald blieb ebenso standhaft wie die zugehörigen drei Frauenstimmen. Die Farben des Live-Malers hatten allerdings keine Chance gegen durchgeweichte Leinwände.
Flatternde nasse Tücher im Licht, Percussion-Walk, Seifenblasen im Regenschleier und reichlich Lichter in allen Variationen an den unzähligen Ständen: Mit einem heißen Kakao oder Glühwein war der Lichtermarkt auch in seiner 18. Ausführung dennoch ein Vergnügen. Zumal es doch noch ein Höhenfeuerwerk zum trockenen Abschluss gab.