15.000 Römern, 2.000 Jahren und einem Lager in Oberaden auf der Spur

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Mitten in der Siedlung stand das Osttor. Ein paar Meter weiter erleichterten sich die 15.000 bis 17.000 römischen Soldaten in der Latrine – dem Massenklosett. Viel ist mit dem bloßen Auge nicht mehr vom einst größten Römerlager nördlich der Alpen in den Oberadener Straßenzügen zu erkennen. Deshalb nutzten am Sonntag auch viele das Frühlingswetter, um sich von Katharina Fuchs und einer Führung durch den Römerpark Nachhilfe geben zu lassen.

Augustus wies nicht nur seinen Legionen, sondern auch den Teilnehmern der Führung am Sonntag den Weg.
Augustus wies nicht nur seinen Legionen, sondern auch den Teilnehmern der Führung am Sonntag den Weg.

Die Kunsthistorikerin und Museumspädagogin gab den 17 Neugierigen im Angesicht von Kaiser August in der Römerabteilung des Museums zunächst wertvolles Basiswissen mit auf dem Weg. Dass das Lager mit 56 Hektar rund 100 Fußballfelder umfasste, erstaunte einige. Auch schien der Alltag hier abseits der luxuriösen Principia (Stabsgebäude), des Prätoriums (Sitz des Oberbefehlshabers des Lagers) und der übrigen Villen, die von den Archäologen entdeckt wurden, wenig bequem gewesen zu sein. Der gemeine Legionär musste seine Ausrüstung selbst bezahlen und die winzigen 14 m² der Holzbaracken mit sieben Kameraden teilen. Auch die in der Oberadener Erde entdeckten Datteln und der aus fernsten Ländern importierte Pfeffer dürfte eher bei der Lager-Elite für Gaumenfreuden gesorgt haben.

Feldzeichen, Lagermodell und noch viel mehr: Die Römerabteilung zeigt anschaulich, wie das Römerlager aussah.
Feldzeichen, Lagermodell und noch viel mehr: Die Römerabteilung zeigt anschaulich, wie das Römerlager aussah.

Allein das acht bis zwölf Kilo schwere Kettenhemd aus 30.000 Ösen wird auf den bis zu 20 km langen täglichen Märschen wenig Freude bereitet haben. Ob das Pferdehaar, das den immer auch gut drei Kilo schweren Helm zierte, tatsächlich das Schwert der Angreifer abgleiten ließ, konnte nicht ausprobiert werden. Dafür machten Modelle des Lagers, seines Grabens und der Lagerzelte vieles anschaulich. Der Anblick des imposanten Feldzeichens samt Nachbildung seines fellgeschmückten Trägers ließ erahnen, warum die Römer dessen Diebstahl den Sugambrern sehr übel nahmen und aufgrund eines energischen Feldzuges überhaupt erst in der Region präsent wurden.

Nach zwei Jahren war alles vorbei

Die Sugambrer, die Ureinwohner der Region, waren schnell mittels militärischer Überzeugungskraft in ihre Schranken gewiesen und kurzerhand umgesiedelt worden. Schon nach zwei Jahren wurde das 11 v. Chr. durch Drusus errichtete Lager wieder aufgegeben. „Es wurde von den Römern selbst zerstört“, klärte Katharina Fuchs die Zuhörer auf. Verbrannte Erde, vergiftete Brunnen hinterließen die Eroberer, als sie ihren Rückzug antraten. Die Spuren des Lagers sind jedoch bis heute zu sehen.

Imposant ist der Nachbau der Holz-Erde-Mauer mit ihrem Turm.
Imposant ist der Nachbau der Holz-Erde-Mauer mit ihrem Turm.

2,7 Kilometer lang war die Holz-Erde-Mauer, die das Lager umgab. Vom Osttor kündet jedoch nur eines der Schilder des Römerpfades, dem die Gruppe dann bei strahlendem Sonnenschein folgte. Vorbei an der wenig bequemen, dafür mit beeindruckendem Wassersystem ausgestatteten Latrine ging es zur Rekonstruktion der Holz-Erde-Mauer. Mit dem Blick auf die noch im Gelände sichtbaren Spuren der „echten“ Mauerreste konnten die Besucher nachvollziehen, dass für Eindringlinge ein Überwinden kaum möglich war. Vier bis fünf Meter breit und drei bis vier Meter tief war der Spitzgraben, der dem mächtigen Mauerwerk vorgelagert war. Alle 25 Meter wachten zwei Soldaten auf den Wachtürmen über alles, was sich vor dem Lager abspielte – unter Androhung schlimmster Strafen, wenn sie ihren Posten verließen. Ein spannender Ausflug in die mehr als 2.000 Jahre alte Vergangenheit, bei dem die Besucher sich vieles durch eigene Anschauung selbst erschließen konnten.