Das Programm für das 15. Shanty Chor Festival im Rahmen des 15. Hafenfests in der Marina Rünthe am Sonntag, 9. Juni, steht. Die beiden Moderatoren Rolf Pause und Martin Litzinger wünschen sich jetzt nur noch eins: Es darf nur nicht regnen.
Pudelnass seien sie geworden bei der Premiere 1999 erinnert sich Rolf Pause, der auch 1. Vorsitzender des gastgebenden Shanty Chores MK Kamen/Bergkamen ist. „Damals standen wir noch dahinten auf einer Aschenfläche.“ Pause weist Richtung California. Danach habe die Marina Rünthe eine unglaubliche Entwicklung miterlebt zum größten Sportboothafen in Nordrhein-Westfalen. Wenn es wieder soweit ist, werden die fünf Chöre auch den schicken Hafenplatz singen.
Nur wetterfester ist diese Veranstaltung nicht geworden. Mit schaudern denkt das Moderatorenduo an das vergangene Jahr zurück. Es hatte damals derart geschüttet, dass das Publikum nur aus den anderen Chormitgliedern und den mitgereisten Angehörigen bestand.
Das soll diesmal am 9. Juni ganz anders werden. Es gibt noch weitere Änderungen. So gibt es diesmal einen Flyer, in dem die Texte der drei beim Finale ab 16.20 Uhr von allen Chören gesungenen Lieder stehen. Das Publikum kann so nicht nur kräftig mitschunkeln, wenn es erklingt „In Rünthe sagt man tschüüß“, sondern auch textsicher mitsingen.
Auffallend ist, dass alle Chöre diesmal aus dem Binnenland kommen. Vielleicht liegt es daran, dass im vergangenen Jahr ein Sänger des Shantychores Störtebeker von der Nordsee Rolf Pause Prügel angedroht hatte, falls er das total verregnete Festival abbrechen wolle.
Neu ist übrigens auch, dass zum Auftakt um 10.40 Uhr alle Chöre ein Lied gemeinsam singen werden, und zwar „Grüße von der Waterkant“. Danach geht es wie folgt weiter:
11.10 – 11.35 Uhr Shanty Chor MK Kamen
11.40- 12.05 Uhr Shanty Chor Herten
12.10 – 12.35 Uhr Die Knurrhähne
12.40 – 13.05 Uhr Romantic Sailors
13.10 – 13.35 Uhr Shanty Chor Hettstedt“
13.40 – 14.05 Uhr Shanty Chor Herten
14.10 – 14.35 Uhr Romantic Sailors
14.40 – 15.05 Uhr Shanty Chor Hettstedt
15.10 – 15.35 Uhr Die Knurrhähne
15.40 – 16.05 Uhr MK Kamen/Bergkamen
Finale etwa gegen 16.20 Uhr
Die beteiligten Chöre im Porträt
„Blaue Jungs vom Wipperstrand“ Hettstedt
Am 14 Juni 1991 war der Chor der Walzwerker aus Hettstedt zu einem Besuch bei dem gemischten Chor Einigkeit Weddinghofen. Bei dem gemütlichen Beisammensein, am15. Juni 1991 im Vereinslokal „ Zum schrägen Otto“ in Bergkamen Weddinghofen nahm auch der Shanty Chor Blaue Jungs vom Kuhbachstrand teil, der im Jahr 1980 von Sängern des gemischten Chores Einigkeit Weddinghofen gegründet wurde.
Dieses Liedgut war für die Sänger aus Hettstedt etwas ganz neues. Der Sangesbruder Reinharst Hoffmann regte noch im Bus bei der Heimreise die Gründung eines Shanty Chores an. Zusammen mit Wilfried Zwarg am Akkordeon wurden Seemannslieder eingeübt.
Durch Hettstedt fließt die Wipper, als hieß der neue Chor: Blaue Jungs vom Wipperstrand. Bei dem Shanty Chor aus Bergkamen war es der Kuhbach, der für die Chorbezeichnung „Blaue Jungs vom Kuhbachstrand“ herhalten musste.
Shanty-Chor Herten
Seit über 30 Jahren gibt es diesen Shanty Chor. Er wurde von siebenMitgliedern der Marinekameradschaft Herten/Westerholt 1908 e.V. zur Verbesserung des Vereinslebens gegründet. 16 Jahre lang hat Gerd Altegoer zusammen mit dem 1. Steuermann Axel Stenda die Geschicke des Chores geleitet, Gerd Altegoer hat inzwischen die Kommandobrücke verlassen und hat das Steuer an Helmut Schütter übergeben, der den vom alten Kapitän Altegoer eingeschlagenen Kurs beibehalten möchte.
Etwa 41 aktive Mitglieder hat der Chor. Damit alle Mitglieder dieses Chores wissen, über was sie singen, unternimmt der Chor in jedem Jahr einen Segeltörn. Konzerte in den Partnerstädten Arras in Frankreich, Doncaster in Großbritannien, Schneeberg in Deutschland und Szczytno in Polen sind an der Tagesordnung. Bisher hat der Chor sechs Tonträger aufgenommen. Karl Hildebrandt, Mitbegründer des Chores, leitet heute noch diesen Chor und wurde im Jahre 2008 mit dem Bürgerpreis für Kulturarbeit ausgezeichnet.
„Die Knurrhähne“ aus Bochum
Bochum–Dahlhausen liegt an der Ruhr. Aber seit Beginn des schienengebundenen Güterverkehrs ist die Ruhr nicht mehr schiffbar. Wer jedoch denkt, in Dahlhausen gäbe es keine Seeleute, der irrt gewaltig. 1903 wurde von damaligen Angehörigen der kaiserlichen Marine, die Linden Dahlhauser Marinekameradschaft, gegründet. Auf Segel und Handelsschiffen fuhren die meisten der heutigen 100 Mitglieder einmal zur See, während sich die Frauen zu Hause um Haushalt und Kinder kümmerten.
Im Jahre 1995 wurde dann aus dieser Marinekameradschaft der Seemannschor „ Die Knurrhähne“ gegründet, in den auch Landratten aufgenommen werden. Bis weit über die Grenzen ihres Heimathafens sind die Knurrhähne bekannt. Das Chormitglied, Hartmut Anders, spielt in diesem Seemannschor noch das älteste Begleitinstrument für Shantys: die Fiedel.
Shanty-Chor „ Romantik Sailers“ Iserlohn
Die Mitglieder dieses Chores sind alt gediente Fahrensleute und wollen das maritime Gedankengut und die seemännische Tradition längst vergessener Windjammer, Klipper, Schiffe und Boote pflegen.Sie erzählen in Ihren Shantys und Balladen von Kapitänen, Matrosen und Janmaaten und möchten so den Alltag auf See dem Publikum näher bringen. Sicherlich war das Leben an Bord bei weitem nicht so romantisch, wie es in den Liedern beschrieben wird. Im Jahre 2002 feierte dieser Chor mit einer Stammbesatzung von 60 Mann sein 100-jähriges Bestehen.
Shanty Chor MK Kamen/Bergkamen
Als ehemalige Hansestadt hatte Kamen recht wenig mit der Seefahrt zu tun, trotzdem gab es hier eine Marinakameradschaft. Zum 70. Jubiläum dieser Marinekameradschaft brauchten die Kameraden im Jahre 1979 einen Shanty Chor. Bevor man jedoch einen Gastchor ansprach, gründeten die Mitglieder der MK einfach einen Shanty Chor, den Shanty Chor „ Kömscher Bleier“. Der Bleier ist ein Fisch, der in den heimischen Gewässern vorgekommen sein soll.
Ein Jahr später, 1980, sangen einige Sänger des gemischten Chores „ Einigkeit Weddinghofen“ bei einer Hopfenparty im Martin–Luther–Haus ein maritimes Pottpourrie, das der damalige Chorleiter Gerd Heuser zusammengestellt hatte. Dieser Auftritt der Sänger kam so gut an, dass beschlossen wurde, einen Shanty Chor zu gründen. Der Kuhbach, ein bis weit über die Grenzen von Weddinghofen bekanntes Gewässer, musste für die Chorbezeichnung herhalten: „Die Blauen Jungs vom Kuhbachstrand“. Auch hier sei noch angemerkt, dass Bergkamen ebenso wie Kamen recht wenig mit der Seefahrt zu tun hat.
Das sieht heute mit dem imposanten Sportboothafen in Bergkamen Rünthe allerdings ganz anders aus. Beide Chöre pflegten das maritime Liedgut bis weit über die Grenzen ihrer Heimathäfen hinaus. Doch mit der Zeit lichteten sich die Reihen in beiden Chören. Es kam der Moment, wo gesteckte Ziele nicht mehr verwirklicht werden konnten. Im ehemaligen vereinslokal „ Zum schrägen Otto“ wurde am 9. Dezember 2003 eine Vereinigung der Shanty Chöre „Kömscher Bleier„ und der „Blauen Jungs vom Kuhbachstrand“ vorgeschlagen und einstimmig beschlossen. Dieser Tag war der Stapellauf des Shanty Chores MK Kamen/Bergkamen.
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