2018 war ein Jahr der Extreme für die Feuerwehr

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Es war der letzte Jahresbericht der Freiwilligen Feuerwehr, der die Handschrift der alten Wehrführung trug. Im März werden offiziell die Nachfolger von Feuerwehrchef Dietmar Luft und Stellvertreter Ralf Klute eingeführt. Wer das genau sein wird, wurde am Samstag bei der traditionellen Jahresdienstbesprechung nicht verraten. Dafür lag ein Jahresbericht auf dem Tisch, der nicht nur den Umfang eines stattlichen Buches hatte, sondern auch dem Ende einer Wehrführungs-Ära alle Ehre machte.

Die Wehrführung mit Gastgebern von der Heldt KG und der Beigeordneten Christine Busch.

Denn es war ein Jahr der Extreme, „die glücklich bewältigt wurden“, fasste es die zuständige Beigeordnete Christine Busch zusammen. 2018 habe man es beinahe häufiger mit Wasser als mit Feuer zu tun gehabt. Allein 1,6 Mio. Liter flossen in die Turmarkaden, mit 4 Mio. Litern kämpften die freiwilligen Retter auf dem Bayer-Gelände. Sturmschäden und überhaupt die Folgen des Klimawandels: „Die Aufgaben der Feuerwehr verändern sich, das haben wir auch 2018 zu spüren bekommen.“ Dazu gehört auch die stetig steigende Zahl von Personen, die aus Notsituationen gerettet werden müssen – oft hilflos in der eigenen Wohnung. Deutlich mehr Einsätze insgesamt: Das führt auch zu größeren Belastungen für die Feuerwehrleute. „Umso wichtiger ist die Unterstützung durch die Familie und die Arbeitgeber“, betont Wehrführer Dietmar Luft. Auch die vielen fördernden Mitglieder seien hier nicht nur mit finanzieller Unterstützung, sondern auch mit Zuspruch und Gesprächsangeboten eine wichtige Hilfe.

481 Einsätze musste die Freiwillige Feuerwehr 2018 mit 208 Wehrleuten bewältigen – das sind 48 mehr als im Vorjahr. Zu den meisten Einsätzen rückte die Wehr in Mitte (117) und Weddinghofen (113) aus. 114 Mal ging es um Menschen in Notlagen, 62 Mal gab es blinden Alarm, 90 Kleinbrände mussten gelöscht werden, 13 Mittel- und 6 Großbrände. 19 Tiere gerieten in Notlagen, es gab 31 Verkehrsunfälle und -störungen, 46 Wasser- und Sturmschäden sowie 39 ABC-Einsätze und 6 überörtliche Einsätze.

Jahrhunderteinsatz und verletzte Feuerwehrleute

Zahlen, hinter denen unzählige Fortbildungen und eine „Ausbildung, die großartig organisiert wird“ als Grundvoraussetzung ebenso stehen wie Leistungsnachweise, Unfälle und Fahrzeugschäden sowie Verletzungen und eine riesige Zahl von Einsatzstunden, die freiwillig aus privater Freizeit heraus geleistet werden. Dass dies zwar unzählige Leben rettet, aber auch für die Feuerwehrleute immer wieder lebensgefährlich ist, zeigte der sogenannte Jahrhunderteinsatz bei der GWA in Bönen. Dort brannte tagelang die Wertstoffannahmestelle, 1.000 Einsatzkräfte kämpften ununterbrochen gegen den Schwelbrand. 4 Bergkamener Feuerwehrleute fanden sich plötzlich vom Feuer eingeschlossen auf dem Teleskopmast wieder. Sie konnten sich zum Glück leicht verletzt retten, der Teleskopmast allerdings ist total zerstört und muss ersetzt werden. Das neue Hubrettungsfahrzeug „konnte mithilfe der Verwaltung auf kurzen Wegen schnell geordert werden und soll im Februar geliefert werden“, so Luft.

Der Wasserrohrbruch in den Turmarkaden war ein Extrem, gegen das die Feuerwehr mit 60 Einsatzkräften, mehreren Tauchpumpten, besonderer Pumpentechnik und mehreren hundert Metern Schläuchen gleich zu Jahresanfang kämpfen musste. Sofort danach folgte Orkan „Friederike“ mit 90 Einsätzen wie abgedeckten Dächern, entwurzelten und umgestürzten Bäumen und 80 Häusern ohne Wasserversorgung. Im März brannte ein Zimmer an der Landwehrstraße. Die Erstretter konnten die 69-jährige Frau jedoch nicht mehr retten.

Die zuletzt überall präsenten Angriffe auf Wehrleute bei Einsätzen gab es 2018 zum Glück nicht. Dafür aber „zunehmendes Nichtverstehen der Verkehrsteilnehmer“, hob Christine Busch ein anderes Phänomen hervor – sei es durch Zuparken von Einfahrten vor Gerätehäusern oder durch Behinderungen bei Einsätzen. Der Brandschutzbedarfsplan fand wieder durchgehendes Lob. Der Zuwachs bei der Jugendarbeit ist mehr als erfreulich. „Wir mussten jetzt wieder Wartelisten aufgrund der vielen Anfragen einführen“, so Busch. Aktuell engagieren sich 36 Jugendliche in den Jugendfeuerwehren, davon 10 Neuaufnahmen. Aber auch die vielen Quereinsteiger bereichern die Feuerwehr mit ihrem Know-how.

Zukunft mit Wachwechsel und vielen Aufgaben

Die neue Wehrführung wird 2019 nicht minder anspruchsvolle Aufgaben zu bewältigen haben. Die Verkehrswege inklusive Brückenbau Richtung Norden sind hinsichtlich der Einsatzfähigkeit ein wichtiges Thema. Die Planungen für das neue Gerätehaus in Oberaden sind „ein gewaltiges Projekt“, bei dem es noch viel Feinarbeit zu leisten gibt. Christine Busch ist überzeugt, „dass es eine gute Staffelübergabe geben wird“ und verweist auf den beeindruckenden Ausbildungsstand der Führungskräfte, die hier intern einige Kandidaten für die Nachfolge befähigt. „Und es ist gut zu sehen, dass es Menschen gibt, die bereit sind, ein hohes Maß an Verantwortung zu übernehmen.“

Auch Dietmar Luft weiß, „dass die Aufgaben zukünftig nicht weniger werden – dafür braucht es vor allem verlässliche Partner, denen es um die Sache geht: die Sicherheit der Bürger“. Es wird übrigens der erste komplette Wechsel der Feuerwehrführung sein, der im März ansteht.