Wo die Bohnen mit Devil-Tauben fußballlos im Kabarett-Wind wehen

Ansehnlich: Lars Redlich gibt alles, auch im Frauenteil seines Programms.

Wer es durch Schneestürme, herumfliegende Äste und Mülltonnen samt Parkplatzchaos geschafft hatte, wurde definitiv belohnt. Nicht nur mit „ein bisschen Lars“ Redlich, sondern einer vollen Packung. Wie versprochen auf nicht allzu hohem Niveau. Dafür mit Schenkelklopfern am Fließband. Die Bergkamener dankten dem singenden Berliner Comedy-Barden für einen turbulenten und spaßigen Mitsing-Abend quer durch alle Themen und Musikstile mit stehenden Ovationen und einer halben Stunde Dankbarkeit für Zugaben.

In voller Aktion und flexibel mit den Instrumenten.

Mit einem Eisprung auf der Bühne und „Eee Oooo“-Mitsingteil Marke Freddie Mercury ging es gleich beschwingt los. Es folgten die Devil-Tauben der Rolling-Stones auf der rechten im Wettstreit mit den „Hey Jude“-Einlagen auf der linken Publikumshälfte. „Fußballlos durch die Nacht“ war fortan das Motto – wen interessiert schon die Bundesliga oder Helene Fischer, beides hat versagt. Dafür dient jetzt die FFP2-Maske als Einstecktuch in der Endemie und ein bisschen Wehmut im Gedenken an den längst vergessenen Abstand. Der hat zumindest auf der schummrigen Tanzfläche doch einiges ansehnlicher gestaltet.

Liedertexten live – mit spontanen Zurufen aus dem Publikum.

Die digitale Michelle Hunziker sorgte für ebenso launige Einlagen wie die Bohnen, die in einer despektierlichen Dylan-Variante „are blowin‘ in the wind“. Es machte unweigerlich Spaß, wenn Google bei „Despacitos“ die Übersetzung mit „Scheiß Moskitos“ übernahm. Oder wenn der Versuch der veganen Abstinenz mit einem „Meat & Great“ Fremdgeher in der stillgelegten Fleischfabrik und 3 optionalen musikalischen Ausgängen endete. Gleich drei musikalische Generationen begegneten sich im Publikum beim kleinen grünen Kaktus, „Lay le Lay“ von Simon & Garfunkel oder „Live is life“ fast lippensynchron.

Niemand konnte sich sicher sein, Teil der Show zu werden.

Digitaler Mecker-Rapp, Flirttipps „wenn Fett nach vorne fällt“, „Bri am Po“ statt „ti amo“ und Operneinlage auf der Suche nach Opas verschwundenem Kondom: Es war alles drin in diesem Abend. Besondere Freude machte aber das vom Publikum aus Zurufen selbst geschaffene Lied mit Borussia, Blondiercreme, Kaulquappen, Vorderlader, Kolosseum und Schwarzpulver in der Rock’n Roll Variante, eine überdrehte Mickie Krause-Interpretation durch den Musikwissenschaftler, das Klingenlied mit Nassrasur und eine James Bond-Sektion mit zum anderen Ufer hinübergewechseltem Hauptdarsteller. Die schönsten Frauenlieder gab es auch noch dazu mit Ausflügen in bemerkenswert hohe Stimmlagen. Mit dem Moritat von der überlebenden Socke ging es dann fast wehmütig in den immer noch verschneiten Abend zurück.

Lars Redlich hat Eindruck in Bergkamen hinterlassen.

Wer den Abschied gar nicht verschmerzen konnte, dem bot sich noch ein Mitbringsel im abschließenden Verkaufsteil samt Selfie. Zur Erinnerung an einen ganz und gar unterhaltsamen Abend, dankenswerterweise fast ganz pandemie- und putinfrei.