Weniger Lernanfänger haben Sprachschwierigkeiten
Ob Kinder erfolgreich in die Schulkarriere starten, hängt maßgeblich davon ab, wie gut sie Deutsch sprechen können. Bei den Schuleingangsuntersuchungen im Kreis Unna zeigt sich hier eine erfreuliche Entwicklung: Im Vergleich zu den Vorjahren haben weniger Kinder Sprachschwierigkeiten.
Erstmals liegt der Anteil sprachauffälliger Kinder aus interkulturellen Familien auf demselben Niveau wie der Anteil von angehenden i-Männchen aus deutschsprachigen Familien. Das geht aus den Daten des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes (KJGD) des Kreises hervor, der die Schuleingangsuntersuchungen durchführt.
Mit rund 37 Prozent gibt es zwar immer noch viele Kinder mit Sprachauffälligkeiten, im Vergleich zum Vorjahr ist ihre Zahl aber deutlich gesunken. 2013 waren 42,5 Prozent der deutschsprachigen Kinder und 46 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund sprachauffällig.
Zwischen September 2013 und Juli 2014 wurden 3.450 Kinder (200 mehr als im Vorjahr) untersucht, darunter 58 Kinder, die Schulen außerhalb des Kreises besuchen. Bei zwei Prozent der Kinder stellten die Eltern einen Antrag auf vorzeitige Einschulung. 2013 waren es noch 2,3 Prozent.
Grundlage für die gezielte Förderung der Kinder
Die Schuleingangsuntersuchung dauert in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich eine Stunde. „Das zeigt die wachsende Bedeutung dieses Gesundheitschecks als Grundlage für die gezielte Förderung der Kinder“, betont Dr. Petra Winzer-Milo, Leiterin des KJGD.
Wie in den Vorjahren lernte jedes vierte Kind (25,5 Prozent) als Erstsprache nicht Deutsch, sondern eine andere Sprache. Zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung verfügten 92 (2,7 Prozent) der Kinder über unzureichende Deutschkenntnisse. Gegenüber dem Vorjahr (3,5 Prozent) ist auch hier ein Rückgang zu verzeichnen.
Nicht nur im Bereich Sprache, sondern auch bei Motorik und Wahrnehmung zeigt sich in diesem Jahr eine Trendwende. Bei den jüngsten Schuleingangsuntersuchungen zeigten 10 Prozent der Kinder therapiebedürftige grobmotorische Störungen. 2013 waren es noch 11,5 Prozent. Motorisch auffällig waren 2014 knapp 12 Prozent gegenüber 15 Prozent in 2013. „Gravierende interkulturelle Unterschiede konnten wie schon im Vorjahr nicht mehr festgestellt werden“, berichtet Winzer-Milo.
Erfreulicherweise wurden auch seltener Störungen der visuellen und/oder auditiven Wahrnehmung festgestellt (16 Prozent gegenüber 20 Prozent im Vorjahr). Bei nicht professioneller Therapiebedürftigkeit wird eine vermehrte Förderung im häuslichen Bereich oder im Sportverein empfohlen.
Anteil der Übergewichtigen rückläufig
Hoch, aber nicht mehr so hoch wie in den vergangen Jahren ist der Anteil übergewichtiger bzw. stark übergewichtiger i-Männchen (8,5 Prozent; 2013: 9,5 Prozent). Einen so deutlichen Unterschied zwischen deutschen Kindern und Migrantenkindern wie 2013 (1:2) gibt es in diesem Jahr nicht: Rund 7,5 Prozent deutschsprachiger Kinder und rund 10,5 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund brachten zu viel Gewicht auf die Waage.
Während bei der Motorik, Wahrnehmung und dem Verhalten eher die Jungen auffällig waren, ist Übergewicht weiterhin mehr ein Problem der Mädchen (10 Prozent) als der Jungen (7 Prozent).
Zur Einschulungsuntersuchung brachten 97 Prozent aller Einschulkinder ihr Vorsorgeheft mit, und fast 94 Prozent von ihnen hatten an der Früherkennungsuntersuchung U9 im Alter von 5 Jahren teilgenommen. „Dies bestätigt den sehr positiven Trend der vergangenen Jahre“, freut sich Winzer-Milo.
Kontrollbedürftige Befunde bei jedem vierten Kind
Dennoch stellten die Schulärztinnen im Kreis Unna auch in diesem Jahr wieder bei jedem vierten angehenden Lernanfänger kontrollbedürftige Befunde fest. Dabei ging es oft um Auffälligkeiten am Skelettaufbau und um Verdacht auf Entwicklungsstörungen (13 Prozent), eine augenärztliche Kontrolluntersuchung (8,5 Prozent) oder eine Empfehlung zur Kontrolle beim HNO-Arzt (3,6 Prozent). Jedem vierten Kind empfehlen die Gesundheits-Fachleute des Kreises, kompensatorischen Sport zu treiben oder am Förderunterricht Sport in der Schule teilzunehmen.
Der Anteil interkultureller Einschulkinder liegt in Bönen (40 Prozent), Bergkamen (34,5 Prozent) und Lünen (33 Prozent) besonders hoch und in Holzwickede (16,8 Prozent) und Werne (18 Prozent) kreisweit am niedrigsten. Demzufolge war auch der Anteil der Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen in Bönen (5 Prozent), Bergkamen (4 Prozent) und Lünen (3 Prozent) am höchsten. In Holzwickede konnten dagegen nur 0,8 Prozent der Kinder sehr schlecht Deutsch sprechen.