Welle der Hilfsbereitschaft für Flutopfer in Bosnien
„Mit so viel Unterstützung hätten wir nicht gerechnet“, sagt Maida Hodzic. Gerührt beobachtet sie, wie immer mehr Autos an der Maibrücke halten und säckeweise Spenden ausladen. Eine ganze Heerschar von Helfern belädt den 7,5-Tonner, der vor ihrem Friseursalon bereit steht. Am kommenden Wochenende geht sein Inhalt auf die Reise nach Bosnien. Als Hilfe für die Opfer der gigantischen Flutkatastrophe.
„Wir sind selbst 1992 als Flüchtlinge im Bürgerkrieg hierher nach Deutschland gekommen und haben Hilfe bekommen“, meint Maida Hodzic. „Deshalb fühlen wir uns jetzt verpflichtet, den Menschen zu helfen, die in unserer Heimat Not leiden.“ 70 Prozent des Landes seien unter Wasser. Unzählige Menschen haben ihr Leben, das Dach über dem Kopf, ihre Existenz verloren. „Es ist wirklich schlimm, was dort passiert“, betont Maida Hodzic. Sie kann nicht einfach nur zusehen – genau wie Lana Schnack und Adis Bakalic, die gemeinsam mit ihr ganz spontan binnen weniger Tage diese Hilfsaktion auf die Beine gestellt haben.
Hilfen für die ganz lebensnotwendigen Dinge
Freunde aus Hamm hatten die Idee, den Flutopfern in Bosnien wenigstens Hilfe für die ganz lebensnotwendigen Dinge zu leisten. Sie sprachen den Hammer Bürgermeister an, der wiederum eine Halle für das Sammeln der Spenden und den Kontakt zum Roten Kreuz organisierte. Die Freunde fragten die drei Kamener, ob sie nicht mithelfen wollen. So wurde über Nacht eine eigene Sammelaktion aus dem Boden gestampft, die alle Beteiligten sprachlos macht. „Es ist unglaublich, wie viele Menschen helfen wollen“, sagt Maida Hodzic. „Zuhause sind die Garage und der Gartenschuppen bereits randvoll!“ Wenn die Spendenfreude anhält, können sogar zwei Lkw mit Hilfsgütern gefüllt werden. Die Fahrzeuge hat der Arbeitgeber von Maida Hodzics Bruder zur Verfügung gestellt.
Rotes Kreuz bringt Spenden ins Katastrophengebiet
Kleidung, Hygieneartikel, alle erdenklichen haltbaren Lebensmittel, Babynahrung, Windeln, Tierfutter: „Es ist toll, was die Leute alles hierher bringen – das wird vielen Menschen helfen“, sind die Organisatoren der Hilfsaktion begeistert. Alle Kisten, Pakete, Säcke und Kartons werden mit einem großen „H“ gekennzeichnet, das für humanitäre Hilfe steht – damit die Hilfe auch dort ankommt, wo sie gebraucht wird. Am kommenden Wochenende rollen Lastwagen aus Bosnien nach Hamm ins zentrale Lager, laden die Spenden ein und bringen sie über das Rote Kreuz in die Flutregion. Dann werden auch Handschuhe und Mundschutz eingebackt, weil inzwischen Epedemien drohen. Außerdem hat ein Hammer Geschäft den Helfern einen Spezialpreis für den Kauf von Gummistiefeln gemacht. Auch die sind jetzt lebenswichtig.
„Viele Menschen wollen auch Geld spenden – das verwenden wir, um Spenden zu kaufen. Wir belegen alle Käufe mit Quittungen“, schildert Maida Hodzic. Deutsche, Türkische Mitbürger, Bosnier: „Alle wollen helfen – das ist sehr beeindruckend“, ist das Helfertrio sprachlos. „Diese Hilfe ist auch deswegen so wichtig, weil viele Menschen in Bosnien jetzt an die Situation im Krieg erinnert werden. Viele haben damals alles verloren und jetzt erneut – das schafft auch große psychische Probleme“, weiß Maida Hodzic. Dafür hat sie selbst zusammen mit ihrer Tochter an den Türen der Nachbarn, Freunde und Bekannten geschellt, um die Aktion anzustoßen. Über Mundpropaganda ist daraus jetzt eine echte Erfolgsgeschichte geworden.