Von Lieb umfangen: Chorkonzert begeistert mit Herz-Tönen

Nirgendwo dürfte die Liebe vielseitiger sein als in der Musik. Zärtlich oder brutal, beglückend und schmerzhaft, körperlich oder platonisch, zwischen den Geschlechtern oder weit darüber hinaus: Die Liebe hat so viele Facetten, dass sie seit eh und je besungen, bedichtet, beschrieben, bestaunt und gesucht wird. Stoff genug also für ein Chorkonzert unter dem Kirchendach.

Beeindruckende Stimmkraft: Die "Bodelswingers" und die "Mund-Harmoniker"
Beeindruckende Stimmkraft: Die „Bodelswingers“ und die „Mund-Harmoniker“

Kleinere gemeinsame Gesangserlebnisse gab es schon. Für die Bodelswingers der Friedenskirchengemeinde in Bergkamen und die Mund-Harmoniker der Kirchengemeinde zu Heeren-Werve, die Chöre von Josef Opfermann, war es am Sonntag der erste große Auftritt als gemeinsames Konzert. Das Repertoire der 21 Lieder war beeindruckend, reichte vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

Musikgenuss pur war garantiert in der Heerener Kirche.
Musikgenuss pur war garantiert in der Heerener Kirche.

„Gut, wieder hier zu sein“, sangen die Chöre gleich zur Eröffnung – verteilt fast über das gesamte Kirchenschiff. Kurz darauf waren alle Zuhörer in der gut gefüllten Kirche „mit Lieb umfangen“. Vom verspielten „Du, du liegst mir am Herzen“ ging es mit John Dowland und „Come again“ tief hinein in die Leidenschaft. Heinrich VIII. und die Erkenntnis, dass sich Liebe nicht kaufen lässt, Sehnsucht nach der fernen Liebe, tägliche Liebe, Liebe im Alter, mit einem Wort zerstörte Liebe, Hassliebe, Liebe über den Tod hinaus, die Liebe als Segen: Es folgte ein kunterbunter Strauße von tönernen Liebeseindrücken.

Kreativität aus den eigenen Chorreihen

Heinz Stefka ist nicht nur an der Gitarre, sondern auch am Notenblatt ein Talent.
Heinz Stefka ist nicht nur an der Gitarre, sondern auch am Notenblatt ein Talent.

Dabei kamen nicht nur berühmte Noten von Brahms, den Beatles, Schubert oder John Denver zum Zuge. Auch Texte und Melodien aus den eigenen Reihen begeisterten das Publikum. Heinz Stefka spielt nicht nur vorzüglich Gitarre, er schreibt auch eigene Lieder. Über die Momente mit der großen Liebe – oder über den randvollen Aschenbecher, der die Sehnsucht nach Liebe ausdrückt.

Wie viel Kreativität in der Chorgemeinschaft steckt, zeigte ihr musikalischer Leiter höchstselbst. Josef Opfermann griff zum gerade erst erlernten Cello und begleitete seine Schützlinge mit der ausdrücklichen Bitte um Nachsicht, „falls es noch trauriger wird, als das Lied schon ist“. Stürmischen Applaus gab es auch für seinen Sologesang – Opfermann nimmt selbst Gesangsunterricht bei Bettina Lecking.

Eine besondere Note gaben Gedichtvorträge dem Konzert. Ob Heinrich Heine und sein Jüngling, der ein Mädchen liebt, Erich Kästners sachliche Romanze oder Brechts Erinnerungen an die Marie A.: Auch hier ging die Liebe mal seicht, mal tief, mal augenzwinkernd, mal todernst. Eben ganz so wie im wahren Leben.