Von hungernden Mädchen und Asche in Straßenlöchern

image_pdfimage_print

Wussten Sie, dass der Architekt des Bönener Zechenturms, Alfred Fischer, auch Direktor der renommierten Essener Folkwangschule war? Dass Lünen einst eine Seifenfabrik besessen hat? Oder dass in den Zechensiedlungen die Asche aus den Kohleöfen genutzt wurde, um zumindest die schlimmsten Löcher in den unbefestigten Straßen zu stopfen?

„Kohle, Kaffee, Kolonien“ ist die aktuelle Ausgabe des Jahrbuchs Kreis Unna 2014  überschrieben. Die Autoren machen sich auf die Suche nach „Spuren der Industriekultur“. Der nunmehr 35. Band der vom Landrat des Kreises Unna herausgegebenen Reihe ist ab sofort im Buchhandel zu haben.

Zeugen der industriellen Vergangenheit

Die großen Schachtanlagen mit ihren angrenzenden Arbeiterkolonien, die vielen Zulieferbetriebe für den Bergbau, die Brauereien, Brennereien und andere Produktionsstätten haben das Gesicht der Region geprägt. Einige von ihnen stehen noch heute und sind eindrucksvolle Zeugen der industriellen Vergangenheit. Sie sind aber auch Symbole des Strukturwandels: „Die Betriebe von einst wurden zu Orten der Begegnung, zu attraktiven Veranstaltungsräumen oder zu Museen“, erklärt Landrat Michael Makiolla in seinem Vorwort.

Die Autoren beleuchten in ihren Beiträgen beide Aspekte: Sie schauen zurück in die Vergangenheit, und sie richten ihren Blick auf die Gegenwart. Ankerpunkte mit herausragender industriekultureller Bedeutung wie die Unnaer Lindenbrauerei sind dabei ebenso Thema wie kleinere Projekte, die nicht minder faszinieren. Der Preußenhafen in Lünen, einst Kohleumschlagplatz und heute Sportboothafen, ist sicherlich einen Besuch wert. Das gleiche gilt zum Beispiel für das „grüne Band“ in Schwerte, das als Naturwanderweg an Zeugen der Industriekultur vorbeiführt, oder für das Fröndenberger Kettenschmiedemuseum.

Die Autoren ermuntern mit ihrer Arbeit die Menschen, sich mit ihrer Region und deren Geschichte zu beschäftigen. (Michael Makiolla, Landrat)

Das Jahrbuch Kreis Unna bietet über das Schwerpunktthema hinaus auch wieder Beiträge zu Kunst und Kultur, Menschen und Wirtschaft im Kreis. Die Themen sind vielfältig. Wer kennt zum Beispiel Barbara, das hungernde Mädchen aus Unna, das in der frühen Neuzeit angeblich viele Monate ohne Nahrung leben konnte und es zu einiger Berühmtheit brachte? Oder den Kapuzinermönch Ambrosius, der längst nicht nur in seiner Heimat Werne wundervolle Bauwerke geschaffen hat?

„Mein Dank gilt all denen, die mit ihren Beiträgen zum Gelingen dieser Ausgabe beigetragen haben“, so der Landrat. Und: „Die Autoren ermuntern mit ihrer Arbeit die Menschen, sich mit ihrer Region und deren Geschichte zu beschäftigen.“

Das Jahrbuch Kreis Unna 2014 ist im Buchhandel zum Preis von 9,80 Euro unter der ISBN 978-3-944430-00-3 erhältlich.  (Text: Kreis Unna)