Vom improvisierten Nordberg-Geheimnis zum Bergwerk-Unglück
Der Nordberg hat jetzt ein unaussprechliches Geheimnis, ist schon vor Ostern übersät mit Eiern und die Stadt hat eine Wellenbrecherin. Das alles „aus der Lameng“. Dafür genügten gute zwei Stunden pure Improvisation mit dem Ensemble von „Impro 005“. Die Münsteraner überrollten bei ihrer Premiere im studio theater das Publikum mit atemberaubendem Tempo und vielen Überraschungen im wahrsten Sinne auf Kommando. Denn die Inhalte gab einzig und allein die Zuschauer vor.
Auf die war wie immer Verlass, denn die vorgegebenen Objekte, Gefühle, Musikrichtungen oder Hobbies hatten es durchweg in sich. So kamen Carsten Höfer, Irmhild Willenbrink und Marcus Fischer regelmäßig aus dem Staunen über die kreativen Einwürfe nicht hinaus. Die eigens erkorene „Wellenbeauftragte“ Bea hatte jedenfalls alle Arme voll zu tun, um die La-Ola-Welle bei allen Höhepunkten durch die Sitzreihen rollen zulassen. So war es kein Wunder, dass sich die erste Sitzung beim Körperscannen zum Fettschmelzen mit Teekannen-Syndrom, tropfender Nase und viel „heißem Inhalt“ abspielte. Auch das Tennis-Hobby-Outing hatte keine Chance, ertrankt es doch hoffnungslos in abstrusen hineingerufenen Wendungen von Juckreiz über Panikattacken bis zur unbändigen Lust auf Erbsensuppe.
Zum Renner des Abends avancierte aber das aus verschiedenen Perspektiven inszenierte „Geheimnis des Nordbergs“, der sich als Nato-Schutzgebiet mit Eierabfall-Fluch gespickt von Popel-Problemen auf dem gefährlichen Südhang entpuppte. Die Idee einer Seilbahn entzückte dabei die Bergkamener besonders. Es tauchte hernach in jeder improvisierten Geschichte wieder auf, angefangen vom Kennenlernen eines Publikums-Paares mit Rum-Cola und Mama-Begleitung im Dortmunder Club bis zum besonders viele La-Ola-Wellen auslösenden Einkaufserlebnis auf dem Nordberg als Horrorerlebnis, Western-Episode und Karate-Style.
Beängstigend dicht ran an die Bergkamener Seele rückte die Improvisations-Künstler mit ihrem Bergmann-Musical, das mit einem eingebrochenen Stollen und eingeschlossenen Kumpeln kurzfristig für Totenstille sorgte. Da wurde das Grimberg-Unglück schlagartig greifbar. Gut, dass es schnell zum Ikea-Schrankaufbau mit wechselnden Rollen und einer beliebten Puppenspieler-Episode überging, bei der zwei Helfer aus dem Publikum die Schauspieler über die Bühne dirigierten. Schlittschuhlaufen durfte ebenso wenig fehlen wie ein Science-Fiction-Ausflug und das Schlager-Finale.
Ein mehr als vergnüglicher Abend, der Zugaben erforderte. Und der zeigte, dass die Bergkamener in manchen Bereichen offen sind wie ein Buch und gleichzeitig ihre Geheimnisse auf keinen Fall verraten…