Vater und Sohn um 10.500 Euro gebracht: Haft auf Bewährung

von Andreas Milk
Erst verlor der Bergkamener Aras O. (alle Namen geändert) 4.500 Euro, dann sein Vater Kaan weitere 6.000 Euro – an eine Frau, mit der die Familie O. eine jahrelange Freundschaft verband und die jetzt als mutmaßliche Betrügerin in Kamen vor dem Strafrichter stand. Christina F. gab zu, dass sie sich von den Männern das Geld geliehen hatte, ohne es zurückzahlen zu können. Es sei eine „sehr, sehr schwere Zeit“ für sie gewesen.

Wortgewandt und teils unter Tränen schilderte die Lünerin, was ihr passiert sei. Es war die Rede von einer Fehlgeburt und einer schmerzvollen Trennung, von Plänen, eine eigene Kita zu eröffnen, und von Rückschlägen. „In ein Loch gefallen“ sei sie. Um halbwegs über die Runden zu kommen, habe sie sich dann das Geld geborgt. Der Wille, es den Männern bald zurück zu geben, sei da gewesen. Aber nicht die Möglichkeit.

Was letztlich von ihrer Geschichte stimmt und was nicht, ließ sich vor Gericht nicht im Detail klären. Merkwürdig ist, dass sich Christina F. jeweils in der Türkei aufhielt, als sie die angebliche Nothilfe von Aras und – einige Wochen danach – von Kaan O. erhielt. Sie war dort mit Kaan O.s Bruder. Von dem nimmt Vater Aras an, er habe mit der Frau ein Verhältnis. Sie bestreitet das. Dass sie auch schon von Aras O. Geld empfangen hatte, sagte sie Kaan O. nicht, als sie auch ihn anzapfte.
Im Gerichtssaal zeigten Vater und Sohn O. keinerlei Groll. Sie wären zufrieden, wenn Christina F. ihnen monatlich 500 Euro zurückzahlt, sagten der Bergbau-Rentner und der Stahlarbeiter. Das Urteil des Richters: Zehn Monate Haft auf Bewährung wegen schweren Betrugs. Schon im April hatte F. von einem anderen Gericht eine Strafe wegen Betrugs bekommen. Bis zum Frühjahr 2023 war sie strafrechtlich nicht aufgefallen. Irgendwie, so der Richter in Kamen, müsse sie seitdem „aus der Spur geraten“ sein. Derzeit ist sie arbeitsuchend, lebt von der Unterstützung durch Schwester und Eltern und strebt eine Privatinsolvenz an.