Tape Art Projekt mit Birgit Hölmer: Die Kunst des Klebebandes kommt nach Bergkamen

Tape Art hinter Glas von Birgit Hölmer.

Eine Perfektionistin der Klebebandkunst, Tape Art, kommt am 17. Mai nach Bergkamen. Birgit Hölmer, in Bergkamen bekannt durch den von ihr entworfenen Lichtkunstbrunnen am Rathaus wird an verschiedenen Gebäuden in Bergkamen Mitte Glasflächen in Kunstwerke umgestalten. Interessierte sind herzlich eingeladen, ihr dabei über die Schultern zu schauen, denn durch den Dialog entwickelt sie ihre ästhetischen und ungewöhnlichen Kunst-Klebezeichen oft noch weiter.

Birgit Hölmer benutzt Klebestreifenreste, die beim Beschneiden von Aufklebern anfallen aus einer Berliner Druckerei für ihre „Cut Interventionen“. „Viel mehr Nachhaltigkeit geht nicht“, meint Kulturreferentin Simone Schmidt-Apel, die sich freut, dieses Kunstprojekt mit Birgit Hölmer „endlich nach Bergkamen geholt zu haben“.

Ihr Projekt Tape Art / CUT Interventionen setzte Birgit Hölmer lange Zeit überwiegend in Berlin meistens ohne Auftrag an Glasscheiben leerstehender Ladenlokale um. Mittlerweile ist ihre Kunst in zahlreichen anderen Städten gefragt.

Birgit Hölmer wird in Bergkamen von Nordberg bis zum Rathaus/Ratstrakt aktiv: Schaufenster im ehemaligen Kaufhaus Kroes, ein Fenster an der Stadtbibliothek, eines am Kulturreferat und der Ratstrakt sind ihre Leinwände. Sollte jemand entlang dieser Strecke eine Glasfläche für Tape Art anbieten wollen, würde das Kulturreferat auf das eigene Werk am Fenster verzichten, so die Kulturreferentin.

Die Einweihung der Tape Art in Bergkamen ist am 23. Mai geplant.

Die in Berlin lebende Künstlerin Birgit Hölmer ist in Bergkamen mit ihrem Brunnen am Rathausplatz bekannt geworden. Im Sommer tagsüber ein wunderbarer Wasserspielplatz für Kinder entfaltet sich am Wochenende bei Nacht eine Wasserleinwand, auf die bekannte Brunnen und Brunnen aus den Partnerstädten zu sehen sind.

Zusätzliche Infos:

In Hölmers Arbeit verwandeln sich die Scheiben von Guckfenstern zu Trägern. Hölmer arbeitet für ihre „cuts“ mit Klebestreifenresten aus einer Druckerei, wie sie beim Zuschneiden von Aufklebern entstehen. Vernachlässigtes Restliches also, das sonst vom Tisch gefegt wird. Dass sich auf den dünnen, langen Streifen aber starke Farben tummeln und Spuren grafischer Muster abzeichnen, fängt Hölmer mit ihrem Blick auf und kleidet das Material in neuer Erscheinung, indem sie die gesammelten Streifen aus dem Stegreif zu unterschiedlichen Formationen komponiert.

Wo die OP art Komplementärkontraste nutzte, um optisches Flimmern und 3-D-Effekte zu erzeugen, ist es bei Hölmer das oft unsichtbare Glas, das es ihren Arrangements ermöglicht, als Zylinderumriss oder in a-geometrischen Anordnungen vor dem Auge zu schweben. Das kann beim Vorbeigehen auch schon mal den Eindruck zerkratzter Scheiben erwecken oder solcher, die ernsthafte Sprünge haben. Anziehend ist es allemal. Und lässig.

Traditionell versieht Hölmer die Fenster leerstehender Ladenlokale in der Stadt mit ihren „cuts“, spontan und ohne Vorwarnung. Man kann ihnen also zufällig begegnen oder sie später auf birgithoelmer.blogspot.com nachvollziehen. In diesem Archiv urbaner Interventionen finden sich „cuts“ aus der Bornholmer Straße, der Leipziger Straße und der Hermannstraße oder solche, die 2017 am Alexanderturm auf den Scheiben auftauchten.

Quelle TAZ 5.12.2020 Naomi Molitor