Seit 38 Jahren: Umwelttage des 5. Jahrgangs der Willy-Brandt-Gesamtschule auf dem Hof Middendorf

An den Umwelttagen von Dienstag bis Donnerstag dürfen die jeweiligen fünften Jahrgänge der Willy-Brandt-Gesamtschule einen etwas anderen Unterricht erleben. Und das seit mittlerweile 38 Jahren. Ob es die Analyse von Teichwasser, das Schichten von Holzstämmen oder die Erforschung von Wildtieren ist, all dies ist möglich, wenn die Fünftklässler unserer Schule auf dem Hof Middendorf den „Lernort Natur“ erkunden.

Die Klassenlehrer werden an diesem Tag zu Mitlernenden, den Unterricht machen andere: Es sind die Mitglieder des Hegerings Kamen/Bergkamen, des Nabu und des Landesbetriebes Wald und Holz, die den Schülern und Lehrern an diesem Tag die Natur erklären und spannende Aufgaben und Übungen für sie bereithalten. Auch die Oberstufenschüler sind mit von der Partie. Bei der Gewässergütebestimmung und dem Fangen der Gewässerorganismen werden die „Kleinen“ professionell durch die Biologieschüler der Q1 angeleitet. Für die musikalische Begleitung sorgen Jagdhornbläser, die unterschiedliche Jagdsignale vorstellen.




SPD-Fraktion will es jetzt doch noch einmal überdenken: den Klimanotstand für Bergkamen auszurufen

SPD-Fraktionsvorsitzender Bernd Schäfer

Wird Bergkamen jetzt doch für sich den Klimanotstand ausrufen? Am 11. April lehnte der Haupt- und Finanzausschuss mit großer Mehrheit eine entsprechende Bürgeranregung ab. Michael Stasch, der Einreicher des Antrags, hakte jetzt nochmals mit einer umfangreichen Stellungnahme nach. Am 6. Juni sollte sich der Haupt- und Finanzausschuss nochmals mit diesem Thema beschäftigen.

Die Verwaltung schlägt mit der gleichen Begründung vor, die Bürgeranregung erneut abzulehnen. Das Bergkamener Klimaschutzkonzept sei viel umfassender als die Ausrufung des Klimanotstandes, wie sie bereits in einer Reihe von Städten erfolgt ist.

Jetzt nach der Europawahl will die SPD-Fraktion nicht wieder der Empfehlung der Verwaltung folgen. Sie beantragt, den Behandlung der Bürgeranregung am 6. Juni von der Tagesordnung zu nehmen. „Wir werden am Dienstag die Absetzung des Tagesordnungspunktes fordern und eine konkretere Prüfung des Begriffs „Klimanotstand für Bergkamen“ anregen. Wir erwarten von der Verwaltung, dass für eine der kommenden Sitzungen eine ausführliche Vorlage vorbereitet wird, aus welcher hervorgeht, wie sich der Begriff „Klimanotstand“ definiert. Gleichzeitig gehen wir davon aus, dass die Verwaltung ein konkretes Konzept mit Maßnahmen vorlegt, die – über die bisherigen Klimaschutzbemühungen hinaus – zur Verringerung der Treibhausgasemissionen unmittelbar beitragen können“, erklärten am Mittwoch Fraktionschef Bernd Schäfer und der Sprecher der SPD im Ausschuss für Umwelt, Bauen und Verkehr Uwe Reichelt.

Weiter heißt es in der Erklärung der SPD-Fraktion: „Wichtig ist uns dabei, dass der Begriff Klimanotstand“ nicht als leere Worthülse fungiert. Vielmehr möchten wir ihn mit konkreten Inhalten für Bergkamen gefüllt wissen, die durchaus auch über die Inhalte des im Februar 2019 verabschiedeten Klimaschutzkonzeptes für die Stadt Bergkamen hinausgehen können. Das Konzept enthält bereits 27 konkrete Maßnahmen in den Handlungsfeldern Mobilität, Planen, Bauen, Sanieren, erneuerbare Energien, Wirtschaft und Stadtverwaltung, Eigenbetriebe und Kommunalpolitik. An der Aufstellung des Klimaschutzkonzeptes haben in vier öffentlichen Workshops zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie alle im Rat der Stadt Bergkamen vertretenen Fraktionen mitgewirkt.

Einen Widerspruch zur Ablehnung einer Bürgeranregung aus März 2019 zur Ausrufung des Klimanotstandes sehen wir darin nicht. Das bereits im Februar verabschiedete integrierte Klimaschutzkonzept für die Stadt Bergkamen ist weitaus konkreter als die sehr allgemein gehaltene Bürgeranregung, die „Ausrufung des Klimanotstandes zu unterstützen“. Auch in diesem Zusammenhang haben wir bereits auf das aktuelle und konkret vorliegende integrierte Klimaschutzkonzept für die Stadt Bergkamen verwiesen.

Ganz offensichtlich haben die bisherigen Maßnahmen zur Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen weltweit bisher nicht annähernd den notwendigen Erfolg gezeigt.

Zeitnah sollte daher geprüft werden, welche konkreten Maßnahmen in Bergkamen – über die bisherigen Klimaschutzbemühungen hinaus – zu einer Verringerung der Treibhausgasemissionen unmittelbar beitragen können.“




Artenschutz Thema an der Willy-Brandt-Gesamtschule: Haie sind doch sehr nützliche Tiere

Jupp Kerckerinck bei einem Tauchgang mit Haien. Foto: Amos Nachoum

Laut des aktuellen Biodiversitätsberichts der UNO sind auf unserem Planeten 1 Millionen Pflanzen- und Tierarten vom Aussterben bedroht. Der Mensch beutet die Natur schneller aus, als sie sich regenerieren kann. Neben den Insekten finden sich auch viele Vögel und Fische auf der Liste der bedrohten Tiere.

Anlässlich dieser erschreckenden Studie fand jetzt an der Willy-Brandt Gesamtschule in Bergkamen ein Vortrag zum Thema Artenschutz statt. In diesem Zusammenhang hielt der Haischützer Jupp Kerckerinck vom Verein Shark Protect e.V. vor den 120 Schülerinnen und Schülern des 6. Jahrgangs in der Studiobühne einen Vortrag zum Thema „Schutz der Meere – Die Bedeutung der Haie für das biologische Gleichgewicht der Meere“. Er verdeutlichte die wachsende Bedrohung der Haie durch den Zugriff des Menschen sowie die Bedeutung des Haischutzes für das Leben im Ökosystem Meer, aber auch das Thema „Müll im Meer“.

Als Jupp Kerckering sechzig Jahre alt war, überredete ihn seine Tochter dazu, mit ihr zu tauchen. Danach hat ihn das Tauchen so fasziniert, dass er in den letzten achtzehn Jahren über zweihundert Tauchgänge unternommen hat; meistens tauchte er mit Haien. Daher hat er sehr viel Erfahrung mit ihnen und kann ihr Verhalten sehr gut einschätzen. Er hat erkannt, dass jeder Hai eigene Charaktereigenschaften besitzt. Er kann einschätzen, wann er sich besser von den Tieren fernhält oder wann er sie sogar anfassen kann. Haie sind im Grunde recht friedfertige Tiere, die den Menschen bei richtigem Verhalten nie angreifen würden. Sie leben seit zirka 400 Millionen Jahren auf unserem Planeten.

Auch das Finnen der Haie war ein Thema: Dabei werden den Haien oft bei lebendigem Leib die Flossen abgeschnitten und der lebende Körper wieder ins Meer geworfen. Natürlich können sie nicht mehr schwimmen oder Beute fangen und verenden elendig auf dem Meeresgrund. Die Haifischflossen gelten in Form von Haifischflossensuppe als Delikatesse, wobei sie aufgrund der extremen Quecksilberbelastung sehr giftig ist. Das Quecksilber stammt aus der Umwelt und reichert sich, da es im Körper nicht abgebaut werden kann, in der Nahrungskette an, an deren Ende der Hai steht. Vom Verzehr von Haifischfleisch, z.B. in Form der „Schillerlocke“, ist auf jeden Fall abzuraten.

Als Topräuber erhalten Haie das biologische Gleichgewicht der Meere, indem sie andere Haie, Rochen und Raubfische in Schach halten. Ohne Haie würden die anderen Arten sich zu stark vermehren und zu viele von den Fischen verzehren, die uns Menschen zur Ernährung dienen. Auch die Arten, die die Korallenriffe am Leben erhalten, werden indirekt geschützt, indem andere Raubfische kurz gehalten werden. Ohne Haie würde das gesamte Ökosystem zusammenbrechen. Die Korallenriffe beherbergen ca. ein Drittel aller Meerestiere; ohne Haie würde ein Korallenriff nur etwa ein Jahr überleben.

Jupp Kerckerinck klärte auch über das Thema „Müll in den Meeren“ auf. Tausende Tiere in den Meeren sterben, da sie unseren Plastikmüll fressen. Der Plastikmüll zerfällt im Laufe der Zeit in kleine Teilchen, die von den Meerestieren für Plankton gehalten und gefressen werden. Plastik benötigt bis zu 450 Jahre, bis es völlig zersetzt ist.

Aus Liebe zu den Haien hat Herr Kerckerinck den Verein „Shark Protect e.V.“ gegründet, um über die Gefährdung der Meere und speziell der Haie aufzuklären. Er schenkte der Gesamtschule sein Buch „Haie – Eine Liebesgeschichte. Warum wir sie nicht fürchten, sondern schützen müssen“, das sich interessierte Schülerinnen und Schüler in der Bibliothek ausleihen können, um noch mehr über das spannende Thema „Haie“ zu erfahren.

Interessante Informationen dazu gibt es auch auf der Internetseite des Vereins unter http://www.sharkprotect.com/.




4. Stadtteilspaziergang zur Windkraftanlage in Overberge – Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele

Stadtteilspaziergang zum Windrad in Overberge. Foto: Aktionskreis

Der vierte Stadtteilspaziergang des Aktionskreises Wohnen und Leben Bergkamen e.V.  führte am Sonntag zum Windrad in Overberge. Der Eigentümer, Nils Henter, erklärte den Besuchern auch die technischen Aspekte der Anlage.

Die aktuellen Daten der Stromproduktion können jederzeit an einem Bildschirm abgelesen werden. Außerdem erläuterte er, dass die Anlage bei bestimmten Bedingungen automatisch abgeschaltet wird, zum Beispiel wenn der Sonnenstand einen „Schattenschlag“ der Rotorblätter für benachbarte Häuser verursachen kann, steht die Anlage still. Oder wenn abends Fledermäuse auf Futtersuche gehen, wird zum Schutz der Tiere eine Abschaltautomatik aktiviert.

Der Sprecher des Aktionskreises Karlheinz Röcher erklärt: „Der Aktionskreis setzt sich seit längerer Zeit für die Errichtung weiterer Windräder in Bergkamen ein. Die GSW als kommunaler Energieversorger scheint diesem Bemühen nicht abgeneigt zu sein, wie dies bereits im Jahre 2013 der gemeinsame Termin beim Flächenbesitzer der Halde „Großes Holz“, dem Regionalverband Ruhr (RVR), gezeigt hat. Die Kommunalpolitik hat allerdings jegliche Anfragen abgelehnt, obwohl zum Erreichen der Klimaschutzziele der Ausbau regenerativer Energien gerade vor Ort notwendig ist.“




NABU Familienwanderung im Mühlenbruch

Gewässer im Mühlenbruch. Foto: Biologische Station des Kreises Unna

Am Donnerstag, 30. Mai, findet wieder die traditionelle Familienwanderung des NABU unter der Leitung von Udo Bennemann im Mühlenbruch statt.

Im Naturschutzgebiet Mühlenbruch in Bergkamen-Weddinghofen machen NABU-Mitglieder auf die sonst häufig übersehenen Naturschönheiten entlang des Wege aufmerksam. Die Teilnehmer erfahren, welche Vogelstimme zu welchem Vogel gehört und was für heimische Pflanzen in diesem Naturschutzgebiet am Wegesrand zu sehen sind.

Die Mitglieder des NABU Kamen/Bergkamen stehen nach der Wanderung bei Kaffee und Kuchen zu Fragen der ehrenamtlichen Naturschutzarbeit zur Verfügung. Treffpunkt ist um 10.00 Uhr auf dem Gut Velmede in Weddinghofen an der Lünener Straße (B 61). Nicht-NABU-Mitglieder zahlen 2,- €.




Heute startet im Naturfreibad Heil das Stadtradeln: Bergkamen radelt (erneut) für ein gutes Klima!

Am Samstag, 25. Mai, findet die kreisweite Auftaktveranstaltung für das Stadtradeln im Heiler Naturfreibad (Westenhellweg 131), statt. Dazu organisieren die jeweiligen ADFC Ortsverbände geführte Fahrrad-Touren aus den Kreiskommunen in Richtung Bergkamen-Heil. Um 14.00 Uhr eröffnet Bürgermeister Roland Schäfer die Veranstaltung offiziell.

Das Bergkamener Stadtmarketing hat in Zusammenarbeit mit den Betreibern des Naturfreibades Heil ein kleines Rahmenprogramm auf die Beine gestellt. So gibt es neben einem kleinteiligen Speisen- und Getränkeangebot zu moderaten Preisen auch musikalische Unterhaltung – es spielt die Band „Good Time Dixie“.

Pressetext: „Es gibt bekanntlich gute Zeiten, es gibt auch bekanntlich schlechte Zeiten. Da, wo die Band „Good Time Dixie“ mit ihrem erfrischenden Dixie-Jazz aufkreuzt, ist fröhliche Stimmung angesagt – eine gute Zeit eben. Dafür hat das Trio aus Köln schon bei vielen Gelegenheiten gesorgt. Zum Repertoire gehören natürlich auch „ja,mir san mit´m Radl da“. Und damit sind die Drei beim Stadtradeln genau richtig!“.

Es besteht außerdem die Möglichkeit zur kostenlosen Fahrrad-Wäsche mittels einer mobilen Fahrrad-Waschanlage. Der Schwimmverein Heil garantiert bei gutem Wetter zusätzlich eine kostenfreie Nutzung des Naturfreibades: „Also die Schwimmsachen nicht vergessen!“.Seit 2008 treten deutschlandweit Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker sowie Bürgerinnen und Bürger für mehr Klimaschutz und Radverkehr in die Pedale. Bergkamen ist vom 25. Mai bis 14. Juni 2019 wieder mit von der Partie.

Angemeldet haben sich bislang 20 Teams mit mehr als 140 Radler*innen. Und auch das Bergkamener Kommunalparlament ist zum jetzigen Zeitpunkt mit 1/3 aller Ratsmitglieder startklar. Darüber hinaus können sich auch alle Personen, die in Bergkamen arbeiten, einem Verein angehören oder eine (Hoch-)Schule besuchen bei der STADTRADEL-Kampagne anmelden und möglichst viele Radkilometer sammeln.
Die Anmeldung erfolgt unter www.stadtradeln.de/bergkamen

Beim diesem Wettbewerb geht es vor allen Dingen um Spaß am und beim Fahrradfahren und darum, möglichst viele Menschen für das Umsteigen auf das Fahrrad im Alltag zu gewinnen. Dadurch wollen wir alle einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Jeder kann ein STADTRADELN-Team gründen bzw. einem Team beitreten. Dabei sollten die Radelnden so oft wie möglich das Fahrrad privat und beruflich nutzen.

Während des Kampagnenzeitraums bietet Bergkamen erneut allen Teilnehmenden die Meldeplattform „RADar!“ an. Mit diesem Tool haben Radelnde die Möglichkeit, via Internet oder über die STADTRADELN-App die Kommunalverwaltung auf störende und gefährliche Stellen im Radwegeverlauf aufmerksam zu machen.

Anmeldungen und Rückfragen:
Stadt Bergkamen
Zentrale Dienste –Stadtmarkting
Stefan Umbescheidt
02307/965-357
s.umbescheidt@bergkamen.de




Wanderfalkenpärchen zieht fünf Junge groß – in einer NABU-Nisthilfe in 30 Metern Höhe am Bayer-Schornstein

Die Jungvögel ließen die Untersuchung des Gesundheitszustandes und das Beringen geduldig über sich ergehen. Foto: Bayer AG

Naturschutz ist auch in einem Industrieunternehmen möglich. Das dokumentiert ein Wanderfalkenpärchen, das sich ein Gebäude direkt neben dem Schornstein des Bayer-Kraftwerks in Bergkamen als Brutplatz ausgesucht hat. Die dort vor Jahren auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz im NABU NRW angebrachte Nisthilfe führte jetzt zu einem Rekordergebnis: Die Falken haben in dem Nest erfolgreich gebrütet und inzwischen mit der Aufzucht von fünf (!) Jungvögeln begonnen. Eine so große Anzahl ist äußerst selten und in dem Gebiet von Bergkamen bis zum Niederrhein bislang erst zweimal festgestellt worden.

Die jungen Falken – drei Weibchen und zwei Männchen – konnten es scheinbar kaum erwarten auf die Welt zu kommen: Sie sind zehn Tage eher geschlüpft als üblich, allesamt gut entwickelt und kerngesund. Die Nisthilfe bietet ihnen optimale Voraussetzungen, um sich auch weiterhin gut zu entwickeln. So verfügt sie über eine größere freie Fläche, auf der der Nachwuchs seine Schwingen trainieren und die Muskulatur stärken kann, bevor er in wenigen Tagen zum ersten Mal in den Bergkamener Luftraum aufsteigt.

Damit die Eltern bei der Aufzucht nicht gestört werden, dürfen die Bayer-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in dieser Zeit bestimmte Bereiche nicht betreten. „Daran haben sie sich auch gehalten“, hebt Udo Bennemann von der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz hervor. „Damit haben sie einen wertvollen Beitrag zur positiven Bestandsentwicklung einer seltenen Vogelart geleistet, die in Deutschland auf der Roten Liste gefährdeter Arten und somit unter Naturschutz steht.“

Von ihrem Nest in mehr als 30 m Höhe haben die jungen Falken einen guten Blick über den nördlichen Teil des Bayer-Geländes bis nach Rünthe. Foto: Bayer AG




Tag der Artenvielfalt am 22. Mai: Köcherjungfern bereichern Ökosystem des Beverbachs in Rünthe

Die „Pilzkopf-Köcherjungfer“ fällt nicht nur durch ihr Kopfzeichen auf, sondern auch durch ihr „Mobilheim“, das sie permanent mit sich trägen. Auf dem Foto gut zu erkennen: ein Köcher aus vielen kleinen Ästchen, die sie geschickt miteinander verklebt hat. Foto: EGLV

Anders als die Beatles, die aufgrund ihrer topfförmigen Frisuren den Beinamen bekamen, trägt die Larve der „Pilzkopf-Köcherjungfer“ ein markantes pilzförmiges Zeichen direkt auf der Kopfoberfläche. Die Biologen des Lippeverbandes konnten die Larven im Beverbach in Bergkamen nachweisen. Passend zum Tag der Artenvielfalt am 22. Mai stellt der Lippeverband die Köcherjungfer als „Bewohner des Monats“ vor. Wobei es sich bei Köcherfliegen im zoologischen Sinne nicht um Fliegen, sondern um eine eigene Insektenordnung handelt, die am nächsten mit dem Schmetterling verwandt ist. Fakt ist: Wo sie leben, stimmt die Wasserqualität.

Simone von Pigage-Goehler, Biologisch-technische Assistentin beim Lippeverband, bei der Artenbestimmung im Labor. Foto: EGLV

„Bevorzugt besiedelt die Pilzkopf-Köcherjungfer schwach strömende, naturnahe Gewässer mit sandigem Grund“, weiß die Biologisch-technische Assistentin Simone von Pigage-Göhler. Die Sauerstoffversorgung im Wasser muss gut sein und auch auf Gewässerbelastungen reagieren die Insekten äußerst sensibel. „Ihr Vorkommen ist damit immer ein positives Zeichen für gelungene Renaturierungsmaßnahmen“, ergänzt ihre Kollegin Sylvia Mählmann. Der „Tag der Artenvielfalt“ lenkt die Aufmerksamkeit auf die kleinen, eher unscheinbaren Lebewesen, die aber eine entscheidende Rolle im Ökosystem einnehmen.

„Vorn baut sie an, hinten knabbert sie ab“
Unter Wasser fallen sie nicht nur durch ihr Kopfzeichen, sondern auch durch ihre „Mobilheime“ auf, die sie permanent mit sich rumtragen. Zunächst aus Sandkörnern, verklebt mit eigens produzierten Spinnfäden, dann ergänzt mit vielen kleinen Ästchen, bauen sich die Tiere aufwendige röhrenförmige Köcher. So schützen sie ihren weichen Hinterleib und haben bei Gefahr einen Rückzugsort – sollten Fressfeinde im Anmarsch sein. „Faszinierend ist, dass die Behausung mitwächst: Vorne baut die Pilzkopf-Larve an, hinten knabbert sie ab – und das während zirka fünf Häutungen“, so Simone von Pigage-Göhler. Außerdem hätten Untersuchungen gezeigt, dass die Pilzkopf-Larve die kleinen Ästchen so positioniert, dass der Köcher immer perfekt in der Strömung steht.

Nach Pause folgt große Verwandlung
Die Larven werden bis zu vier Zentimeter groß und verstecken sich tagsüber am Ufer. Gefressen wird dabei vorwiegend vegetarisch – Algen und Pflanzenteile. Im Sommer legen sie eine Ruhepause ein: Sie verschließen den Köcher und warten auf kühlere Wassertemperaturen. Dann beginnt die Verpuppung mit anschließender Verwandlung zum geflügelten „Erwachsenen“. Zwischen August und Ende Oktober kann es bei guten Witterungsverhältnissen zu einem plötzlichen Massenflug der jungen Pilzkopf-Köcherjungfern kommen.

Partnersuche im Dämmerlicht
Einmal erwachsen ist die Pilzkopf-Köcherjungfer rund 1,5 Zentimeter groß, hat bräunlich gefärbte, pergamentartige Flügel und auffällig lange Fühler. Die Lebenserwartung beträgt selten mehr als eine Woche, in der die Tiere vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv sind. In dieser Zeit geht es ausschließlich um die Fortpflanzung. Tagsüber versteckt sich das Insekt zwischen Uferpflanzen und sucht lieber in der Dämmerung nach einem Partner. Die Paarung erfolgt selten im Flug, denn dazu sind die „flatterigen“ Flieger nicht geschickt genug. Mit einem Trick sorgt das Weibchen nach der Paarung dafür, dass ihre Nachkommen auch bei langer Trockenheit eine Chance haben: Sie legt ihre Eier als gallertartige Laichballen am Ufer ab. In Zeiten des Klimawandels eine gute Strategie, denn einsetzender Regen oder Hochwasser spülen die Eier in das Gewässer. Dort beginnt für die nächste Generation „Pilzköpfe“ ein neuer Lebenszyklus.

Hintergrund: Tag der Artenvielfalt
Seit 2001 wird der 22. Mai als Internationaler Tag der biologischen Vielfalt gefeiert. Er erinnert an den 22. Mai 1992, an dem der Text des Übereinkommens über die biologische Vielfalt offiziell angenommen wurde.

Die Vereinten Nationen haben Ende 2000 den Tag vom 29. Dezember, dem Tag, an dem 1993 die Convention on Biological Diversity (CBD) in Kraft trat, in den Mai verlegt. Die Ziele der Konvention sind die Erhaltung der biologischen Vielfalt, die nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile sowie die ausgewogene und gerechte Aufteilung der sich aus der Nutzung der genetischen Ressourcen ergebenden Vorteile.

Serie: Bewohner des Monats
Fließgewässer sind die Lebensadern unserer Landschaft. Sie bieten Menschen nicht nur Erholung, sondern sind als Ökosysteme unverzichtbar und schützenswert. Ein Großteil der Wasserlebewesen sind wirbellose Tiere (Makrozoobenthos), die häufig am Boden oder Rand des Gewässers leben. Dazu gehören u.a. Wasserinsekten, Krebstiere, Schnecken und Muscheln. Sie sind ein wichtiger Indikator für die Wasserqualität. Denn nur ein natürliches Gewässer weist eine hohe Anzahl und Vielfalt wirbelloser Tiere auf.

Durch das Programm „Lebendige Lippe“ soll sich der längste Fluss in NRW natürlicher entwickeln. Diese Veränderungen erfassen die Lippeverbands-Mitarbeiter-innen und Mitarbeiter des Labors anhand von Probenahmen entlang der Lippe und ihrer Nebenläufe. Dabei untersuchen sie regelmäßig insgesamt 431 Kilometer Wasserläufe im Verbandsgebiet. Ausgewählte Lebewesen, die etwas über die Wasserqualität verraten, stellt der Lippeverband in den nächsten Monaten in seiner Serie „Bewohner des Monats“ vor.

Programm „Lebendige Lippe“
Die Lippe ist ein 220 Kilometer langer Nebenfluss des Rheins. Sie entspringt in Bad Lippspringe und mündet in Wesel in den Rhein. Auf der rund 147 Kilometer langen Strecke zwischen Lippborg und Wesel fließt die Lippe durch das Gebiet des Lippeverbandes. Hier hat das Land NRW die Unterhaltung und den Ausbau des Flusses an den Lippeverband übertragen.

Der Lippeverband übernimmt neben der allgemeinen Pflicht der Gewässerunterhaltung auch die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie an der Lippe. Hierzu hat der Lippeverband im Auftrag des Landes im Jahre 2013 das Programm „Lebendige Lippe“ für seinen Zuständigkeitsbereich aufgelegt und neben der Fortsetzung der bestehenden Projekte mehrere neue Projekte begonnen.

Das übergeordnete Ziel ist die langfristige Verbesserung und Wiederherstellung eines intakten Fluss-Auen-Ökosystems mit einer Erhaltung und Entwicklung von fluss- und auentypischen Strukturen und Lebensgemeinschaften. Für das Landesgewässer Lippe werden zu 100 % Landesmittel eingesetzt.

Europäische Wasserrahmenrichtlinie
Mit der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) wird nicht nur ein „guter Zustand“ für alle Gewässer in den Mitgliedsstaaten der EU bis zum Jahr 2027 gefordert. Seit Inkrafttreten der Richtlinie im Jahr 2000 ist auch die ganzheitliche Betrachtung von Fluss-Einzugsgebieten Allgemeingut geworden. Danach ist der gesamte Fluss von der Quelle bis zur Mündung als Einheit zu sehen. Maßnahmen, die an irgendeiner Stelle des Gewässersystems zu Veränderungen führen, wirken sich auch in anderen Teilen des Einzugsgebiets aus.

Lippeverband
Der Lippeverband ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt.

Seine Aufgaben sind in erster Linie die Abwasserentsorgung und -reinigung, Hochwasserschutz durch Deiche und Pumpwerke und die Gewässerunterhaltung und -entwicklung. Dazu gehört auch die ökologische Verbesserung technisch ausgebauter Nebenläufe. Darüber hinaus kümmert sich der Lippeverband in enger Abstimmung mit dem Land NRW um die Renaturierung der Lippe. Dem Lippeverband gehören zurzeit 155 Kommunen und Unternehmen als Mitglieder an, die mit ihren Beiträgen die Verbandsaufgaben finanzieren.
www.eglv.de




Aktionskreis lädt ein zum 4. Stadtteilspaziergang zur Windkraftanlage

Der Aktionskreis Wohnen und Leben in Bergkamen e. V. lädt zum 4. Stadtteilspaziergang in Rünthe ein. Am 26. Mai beginnt der Spaziergang um 10.30 Uhr am ehemaligen Marktplatz in Rünthe (Kanalstraße). Die geplante Route führt zur Windkraftanlage in Overberge.

Landwirt Nils Henter wird gegen 11.30 Uhr den Besuchern das Innere der Anlage zeigen und für Fragen zur Verfügung stehen. Insgesamt beträgt die Wanderstrecke ca. 5 Kilometer und es empfiehlt sich festes Schuhwerk zu tragen.
Die Teilnahme ist selbstverständlich kostenlos.

Außerdem weist der Aktionskreis darauf hin, dass sich mittlerweile 785 Bürgerinnen und Bürger mit ihren Unterschriften gegen ein neues Gewerbegebiet an der Straße „Romberger Wald“ ausgesprochen haben.




Faires Frühstück auch beim fünften Mal ein Genuss

Die Bergkamener Steuerungsgruppe Fairtrade Town mit Bürgermeister Roland Schäfer. Foto: privat

Bereits zum fünften Mal lud die Steuerungsgruppe Fairtrade Town Bergkamen am vergangenen Samstag zum „Fairen Frühstück“ ein. Im Gemeindesaal der St. Elisabeth-Gemeinde fanden die ca. 55 Gäste wieder ein reichhaltiges, leckeres und nachhaltiges Buffet vor.

Viele Produkte trugen das Fairtrade-Siegel, dass den Bauern und Bäuerinnen in den Anbauländern einen fairen, festen Lohn garantiert. Neben fair gehandelten Lebensmitteln, gab es auch Produkte aus regionalem Handel und in Bioqualität.
Auf die Grußworte des Bürgermeisters Roland Schäfer folgte ein Bericht von Angelika Molzahn, der Sprecherin der Steuerungsgruppe. Sie informierte über das Projekt „Schokofahrt 2019“ mit klimaneutraler Schokolade. Die fair produzierten Bio-Kakaobohnen wurden mit einem Segelschiff aus der Dominikanischen Republik bis zum europäischen Festland transportiert. Ein Chocolatier in Amsterdam verarbeitete sie zu feinster Schokolade. Der Weitertransport erfolgte dann ebenfalls klimaneutral mit Lastenfahrrädern.

Im Anschluss berichteten die Konfirmanden der ev. Martin-Luther-Gemeinde aus Rünthe von einem Selbstversuch. Sie hatten die Aufgabe, Produkte mit dem Fairtrade-Siegel in Bergkamener Geschäften zu kaufen.

„Es zeigte sich, dass es einen geschulten Blick für das Siegel braucht, um diese zu finden. Es gibt aber bereits ein recht großes Sortiment an fair gehandelten Produkten“, so Angelika Molzahn.




Diskussion um „Hundetourismus“ auf der Deponie in Rünthe beigelegt: Runder Tisch mit guten Ergebnissen für alle Bürger

Die Ausgangslage am Zugang zur Deponie in Bergkamen ist klar: Sie hat sich mittlerweile zu einem beliebten Spot für Hundebesitzer entwickelt, die es schätzen, ihre Hunde auf dem großen Gelände frei laufen zu lassen. In der letzten Zeit häuften sich aber Beschwerden über einen zunehmenden Hunde-‚Tourismus‘, rücksichtslose Halter sowie gefährliche Situationen mit anderen Nutzern des Radweges am Fuß der Deponie.

Bei einem Runden Tisch, der am Mittwoch auf Gut Keinemann tagte, berieten Vertreter der Anwohner, der Stadt Bergkamen, der Polizei, des Grundstückeigentümers RVR und des Deponiebetreibers AGR mögliche Maßnahmen, um die Gesamtsituation zu verbessern. Allen Beteiligten war es wichtig, dass die Lösungen ein gutes Maß zwischen den Interessen der Hundebesitzer und der Anwohner treffen müssen.

Einvernehmlich einigten sich die Interessen-Vertreter auf folgende Maßnahmen, die vor allem eine Verbesserung der Verkehrssicherheit herstellen:

· Eine besondere Gefahrenquelle ist die Verbindung des inoffiziellen Parkplatzes zum Treppenaufgang direkt am Tor zum Radweg. Hier kommt es aufgrund freilaufender Hunde immer wieder zu gefährlichen Situationen mit dem kreuzenden Radweg. Die provisorisch angelegte Treppe war ursprünglich der einzige Zugang, um der Bevölkerung ein Begehen der
rekultivierten Deponie zu ermöglichen. Lösung: Die mittlerweile für diesen Zweck nicht mehr benötigte und erneuerungsbedürftige Treppe wird zurückgebaut und der Bereich durch einen Zaun gesichert. Hinter dem Blockheizkraftwerk befindet sich der reguläre Aufgang zum Gelände.

· Der Zugang zum Rad- und Wanderweg wird bestehen bleiben und ertüchtigt. Die vorhandene und barrierefreie Breite des Zuganges bleibt dabei erhalten, die Durchfahrt von PKW wird aber auch weiterhin unterbunden.

· Ebenfalls wird die bislang zum Parken genutzte Fläche direkt am Tor durch geeignete Maßnahmen abgesichert und dafür rund 50m östlich eine Abstellmöglichkeit für Pkw auf einer vorhandenen Schotterrasenfläche ermöglicht, so dass die Situation direkt am Eingang zum Wanderweg weiter entspannt wird.

· Der Leinenzwang der Stadt Bergkamen gilt auch für den Zuwegungsbereich. Die beteiligten Parteien prüfen, inwieweit dieses Gebot von Kräften des Ordnungsamtes der Stadt Bergkamen im Zuwegungsbereich stichprobenmäßig überprüft werden kann.

· Mit Schildern und Infozetteln soll bei allen Beteiligten zu mehr Rücksicht gegenüber anderen Benutzern aufgerufen werden. Gleichzeitig sollen die Schilder und Infozettel aber auch darüber aufklären, dass der Zugang auf das Deponiegelände nur geduldet ist und insofern alle Nutzer aufgefordert sind, durch einen fairen Umgang miteinander diese Duldung nicht zu
gefährden.

Bernd Haberhausen, Vertreter des Grundstückeigentümers RVR und Moderator des Runden Tisches, fasst die Ergebnisse zusammen: „Es ist schön, dass wir uns mit allen Beteiligten auf einen vertretbaren Maßnahmenkatalog einigen konnten. Uns war es wichtig, dass wir die Nutzung des Bereiches als Naherholungsgebiet erhalten und niemanden ausschließen. Die ehemalige Deponie liegt zwar zwischen zwei Naturschutzgebieten, aber man darf nicht außer Acht lassen, dass es sich hier weder um ein Naturschutzgebiet noch um eine reine Hundefreilauffläche ohne Regeln handelt, sondern um eine ehemalige Hausmüll-Deponie, die, da sie ein technisches Bauwerk darstellt, normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist und eine Nutzung durch die Bürger ‚nur‘ geduldet ist. Insofern sind wir zuversichtlich, mit den Maßnahmen die Verkehrssicherung am Zugang der Deponie zu verbessern und appellieren mit begleitenden Kommunikationsmaßnahmen an die Bereitschaft aller Nutzer, sich respektvoll untereinander zu verhalten.“