Zwei Zünder musste Karl-Heinz Clemens entschärfen. Foto: Phil Böttcher
Drei Stunden hat Feuerwerker Karl-Heinz Clemens eingeplant, um die zwei Bomben an der Bogenstraße und am Mechelnkamp zu entschärfen – am Ende war er 40 Minuten schneller. Um 12.50 Uhr wurde die Sperrung des Evakuierungsgebietes aufgehoben, nachdem Clemens gegen 10.30 Uhr mit seiner Arbeit begann.
Das freute die Anwohner, die endlich wieder zurück in ihre Wohnungen kehren konnten, die sie ab 9 Uhr verlassen mussten (Vorbereitungen zur Räumung im Vorbericht). Auch Karl-Heinz Clemens war mit der Zeit zufrieden. “Eine Evakuierung ist für die Anwohner immer unangenehm”, sagt er. Deswegen arbeiteten er und sein Team schnellstmöglich, aber auch mit der entsprechenden Ruhe. Die hat der 52-Jährige in den vergangenen 31 Jahren beim staatlichen Kampfmittelräumdienst auch gelernt.
Bombe am Mechelnkamp als erstes entschärft
Als erstes nahm sich der Experte den Sprengkörper am Mechelnkamp vor. 250 Kilo schwer war die alliierte Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg, rund 125 Kilo Sprengstoff enthielt der Eisenkörper. “Diese wollte ich als erstes entschärfen, damit das Krankenhaus schnell wieder öffnen kann”, sagt Clemens.
Etwa 40 Patienten mussten ihre Zimmer verlassen – die meisten blieben auf der gleichen Etage. Foto: Hellmig-Krankenhaus Kamen
Im Hellmig-Krankenhaus begann die Arbeit vor rund einer Woche mit Vorbereitungen, die heiße Phase war am Donnerstag um 9.20 Uhr. Rund 60 Menschen mussten aus dem so genannten B-Trakt, ab der dritten Etage aufwärts ausziehen. Die erste und zweite Etage wäre durch ein weiteres Haus geschützt gewesen. Zum Glück, damit ging der Betrieb auf der Intensivstation ganz normal weiter. Wie in vielen Teilen. Zwar wurde im Haus erst über eine Betriebspause nachgedacht. “Aber es wurde während der Entschärfung auch operiert”, erzählt Krankenhaus-Sprecher Klaus-Peter Wolter.
Clemens: “Entschärfung wird nie Routine”
Um 10.30 Uhr stieg Carl-Heinz-Clemens im Garten des Hauses am Mechelnkamp in die Grube. 20 Minuten lang drehte er den Zünder heraus. Dieser war kein Problem, eher die Umgebung. “Jede Entschärfung ist anders, zum Glück, denn so wird es keine Routine”, sagt der Feuerwerker. Dieses Mal hatte Clemens mit dem Wasser zu kämpfen. “Ich bin immer tiefer im Erdreich versunken, hatte keinen guten Stand.”
Polizei sperrt in sieben Minuten Autobahn
Als die erste Bombe entschärft war, ging es weiter zur Bogenstraße 18. Auf dem Spielplatz lag ein weiterer Blindgänger, ebenfalls 250 Kilo schwer mit 125 Kilo Sprengstoff. Die Autobahnpolizei sperrte auf Zuruf die Autobahn A2. Rund sieben Minuten brauchten die Beamten, die mit sechs Autos sechs Spuren gesperrt hatten, um den Verkehr vollkommen zum Erliegen zu bringen. Auch hier war es kein Problem, kurz vor 12 Uhr war auch diese Bombe entschärft.
Freiwillige erhalten viel Lob
Die Bombe am Mechelnkamp lag tief. Foto: Phil Böttcher
Viel Lob haben sich aber nicht nur die Feuerwerker verdient. Auch die Kräfte von der Freiwilligen Feuerwehr Kamen und dem Deutschen Roten Kreuz Kamen taten ihr bestes, um die Sperrung so angenehm wie möglich zu machen. Rund 35 Menschen nahmen das DRK-Angebot an und warteten in der Konzertaula. Darunter auch eine Anwohnerin des Mechelnkamps, die mit ihrer Katze kam. “Tolle Arbeit vom DRK”, lobte auch ein Stadtmitarbeiter. Ein Treffen gab es mit den Rotkreuzlern aus Kamen, da war die Aktion durchgeplant. Währenddessen sperrten die Feuerwehrleute die zahlreichen Zufahrtsstraßen ab. Die Freiwilligen Feuerwehrleute nahmen sich extra dafür Urlaub und zeigen sich hilfsbereit, als ein kleines Mädchen nach Hause wollte und eigentlich einmal um die Absperrung hätte rumlaufen müssen. “Komm, wir fahren dich”, sagte ein Feuerwehrmann und im roten Auto ging es nach Hause.
Sperrung um 12.50 Uhr aufgehoben
Um 12.50 Uhr kam dann endlich die Freigabe: Die Bewohner dürfen nach Hause. Rund 50 Minuten nach der letzten Entschärfung. Denn auch das Verladen geht nur unter hohen Sicherheitsvorkehrungen. Nur die Studentin Annina Hannas durfte vorher aufs Gelände. Als die Feuerwehrleute dann das Flatterband abnahmen, nahm das Alltagsleben wieder seinen normalen Gang – wir Kamener sind es einfach gewohnt, dass einmal im Jahr eine Bombe entschärft wird.
Und die nächste Entschärfung wird kommen, wo wissen aber weder die Experten des Kampfmittelräumdienstes noch die städtischen Mitarbeiter. “Aber ich tippe mal auf die Nordstadt”, sagte Stadtsprecher Hanno Peppmeier.