Bergkamener Stadtprinzenpaar Jasmin I. und Carsten I. beim närrischen Landtag

Das Stadtprinzenpaar Jasmin I. und Carsten I. sind im Dauereinsatz. Nun ging es auf Einladung der Landtagsabgeordneten Silvia Gosewinkel nach Düsseldorf, zum Närrischen Landtag. „Ich freue mich über Besuch aus dem Wahlkreis von Rot-Gold Bergkamen, dem einzigen Karnevalsverein aus meiner Heimat“, sagt Silvia Gosewinkel. „Es war eine ganz besondere Stimmung mit den ganzen Prinzenpaaren hier im Landtag. Mich hat der Besuch sehr gefreut und wir haben tolle Stunden miteinander verbracht!“, fügt Gosewinkel hinzu.

Die SPD-Landtagsfraktion lud außerdem zu einer Party vor dem offiziellen Programm ein. Alle Angeordneten der SPD-Fraktion steuerten regionale Köstlichkeiten zum Buffet bei. Silvia Gosewinkel brachte Popcorn der bekannten Firma Busemann aus Bergkamen mit.

Ein Highlight war in diesem Jahr der SPD-Orden, den Gosewinkel auch ihren Gästen verlieh. „Hier spielt die Musik“, steht auf der Medaille. Damit wird Ministerpräsident Hendrik Wüst auf die Schippe genommen. „Der Ministerpräsident zeigt immer nach Berlin, statt eigene Lösungen auf den Weg zu bringen. Das darf nicht sein. Deswegen, sagen wir: Hier in NRW spielt die Musik“, sagt Gosewinkel.




Sieben neue Stolpersteine in Rünthe sind eine Mahnung: „Nie wieder ist jetzt“

Gunter Demnig verlegt an der Kanalstraße den Stolperstein fü Wilhelm Lichtenberg

Zum dritten Mal ist am Montag der Aktionskünstler Gunter Demnig nach Bergkamen gekommen, um weitere Stolpersteine gegen das Vergessen zu verlegen. Sie sollen an die Opfer der Nazi-Herrschaft erinnern. Platziert werden sie jeweils vor den zuletzt bekannten Wohnadressen von Menschen, die von den Nazis drangsaliert, in Konzentrationslagern und Zuchthäusern weggesperrt oder ermordet wurden. Diese aktuelle Stolperstein-Aktion reihe sich unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ in die landesweiten Proteste gegen Rechts und insbesondere gegen die AFD ein, erklärte Bürgermeister Bernd Schäfer.

Demnig hat das Erinnerungsprojekt vor 30 Jahren ins Leben gerufen. Mittlerweile hat er in mehr als 20 Ländern über 100.000 Stolpersteine verlegt, die den Verfolgten der NS-Diktatur gewidmet sind. Die dritte Auflage der Stolperstein-Aktion in Bergkamen konzentrierte sich auf den Stadtteil Rünthe. Bei den ersten beiden von insgesamt sieben Stationen gab es doch einen großen Kreis interessierter Bürgerinnen und Bürger. Ein Grund ist sicherlich, dass Wilhelm Lichtenberg und Paul Prinzler nach dem Ende der NS-Herrschaft in der Rünther Kommunalpolitik wichtige Rollen gespielt hatte. Lichtenberg war für die CDU-Mitglied des Gemeinderats, Prinzler (SPD) sogar Bürgermeister.

Manuel Izdebski vom Arbeitskreis Bergkamener Stolpersteine berichtete über das Leben und die Inhaftierung von Wilhelm Lichtenberg. Diese Aufgabe hatten bei Paul Prinzler drei Schüler des Städtischen Gymnasiums übernommen. Die Verlegung der Stolpersteine für Reinhold und Agnes Knull gestalteten Schülerinnen und Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule. Erstmals war mit dem SuS Rünthe ein Sportverein an der Stolperstein-Aktion in Bergkamen beteiligt gewesen. Der SuS-Vorstand würdigte die Verdienste von Franz Magalowski.

Am Montagabend hatte der „Arbeitskreis Bergkamener Stolpersteine“ zu einer Veranstaltung mit dem Künstler Gunter Demnig ins Stadtmuseum eingeladen.

Für folgende Personen verlegt Gunter Demnig Stolpersteine:

Wilhelm Lichtenberg sen., Kanalstr. 11

Wilhelm Lichtenberg war Mitglied der KPD und befand sich im Widerstand gegen die Nazis. Vom 12. Juni bis 23. Dezember 1933 wurde er in Schutzhaft genommen und in den Konzentrationslagern Schönhausen und Neusustrum interniert. Er wurde wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt und saß vom 12. Juni 1934 bis 3. August 1935 eine Gefängnisstrafe in Hamm ab. Er überlebte seine Verfolgung, wurde nach Krieg und Diktatur ein Mitglied der CDU und gehörte dem Gemeinderat von Rünthe an.

Paul Prinzler, Kanalstr. 13

Paul Prinzler war Sozialdemokrat und zog 1929 erstmals in den Gemeinderat von Rünthe ein. Zu dieser Zeit wurde er auch Vorsitzender der SPD-Ortsgruppe Rünthe. Am 15. April 1933 verlor Prinzler aus politischen Gründen seinen Beruf als Hauer auf der Zeche Grimberg. Bis zum 30. September 1936 blieb er mit einem Berufsverbot belegt. Am 18. April 1933 wurde Prinzler in Schutzhaft genommen und im KZ Schönhausen eingesperrt, wo er bis zum 3. Mai 1933 inhaftiert blieb. Am Tag seiner Freilassung musste er im Gemeinderat von Rünthe die Auflösung des SPD-Ortsvereins verkünden. Nach der Diktatur wurde er Bürgermeister der Gemeinde Rünthe und Amtsbürgermeister des Amtes Pelkum.

Eheleute Reinhold und Agnes Knull, Platz von Hettstedt

Die Eheleute Reinhold und Agnes Knull waren Mitglied der KPD und befanden sich aktiv im Widerstand. In ihrer Wohnung in der damaligen Schulstraße (heute Rünther Str.) befand sich eine kleine Druckerpresse, um illegale Schriften herzustellen. Reinhold Knull wurde bei einer Verhaftungswelle am 12. April 1933 in Schutzhaft genommen, seine Frau Agnes am 18. April 1933. Beide wurden zunächst im KZ Schönhausen und dann im KZ- Brauweiler gefangen gehalten. Agnes Knull wurde am 5. August 1933 aus der KZ-Haft entlassen, blieb aber mit einem Berufsverbot belegt. Ihr Ehemann Reinhold blieb bis zum 19. August 1933 eingesperrt. Die Familie musste ihre Wohnung aufgeben und sie einem Mitglied der NSDAP überlassen. Nach der Diktatur lebten die Eheleute in der Schlägelstraße.

Frieda Mehring, Schlägelstr. 13

Frieda Mehring wurde am 15. September 1943 von einem Sondergericht in Hamm wegen verbotenen Umgangs mit Kriegsgefangenen zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Ihr Verbrechen bestand darin, ausgehungerten russischen Kriegsgefangenen am Schacht III etwas Brot gegeben zu haben. Ihre Haftstrafe saß sie in den Gefängnissen von Hamm, Essen und Schwelm ab. Am 14. März 1944 wurde sie wieder entlassen.

Franz Magalowski, Taubenstr. 24

Franz Magalowski war Vorsitzender der „Freien Elternvereinigung“ in Rünthe und Mitglied im Vorstand der Spielvereinigung Rünthe, einem Vorläufer des heutigen SuS Rünthe. Er gehörte keiner Partei an, engagierte sich aber für die Errichtung einer weltlichen Schule in der Gemeinde. Vom Lehrer Ernst Schwanitz, zugleich stellvertretender Stützpunktleiter der NSDAP in Rünthe, wurde er deshalb denunziert. Magalowski wurde am 6. Mai 1933 wegen Beleidigung vom Strafgericht in Dortmund zu einer zweimonatigen Gefängisstrafe verurteilt, die er im Gefängnis „Lübecker Hof“ in Dortmund absitzen musste.

Albert Klinge, Westfalenstr. 48

Albert Klinge war von Beruf Hauer. Nach einem Schlaganfall blieb er körperbehindert und wurde deshalb am 2. November 1936 in die Heilanstalt Warstein eingewiesen.  Am 26. Juli 1943 erfolgte seine Verlegung in die Heilanstalt Weilmünster, von dort ging es für ihn im September 1944 in die Heilanstalt nach Hadamar, wo er Opfer der NS-Euthanasie wurde. Albert Klinge wurde am 7. November 1944 ermordet. Seine Witwe lebte später in der Kettelersiedlung.




SPD Rünthe wandert durch Rünthe-Süd und gedenkt Opfern der NS-Zeit

Während der Wanderung wurden die Stolpersteine geputzt.

Am 27. Januar veranstaltete der SPD Ortsverein Bergkamen-Rünthe seine traditionelle Neujahrswanderung für Mitglieder und interessierte Bürgerinnen und Bürger. Das Datum wurde in diesem Jahr nicht ohne Grund gewählt: Der 27. Januar ist der Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus.

„Auch in Rünthe gab es viele Menschen, die in Konzentrationslager gesperrt wurden und Opfer der wirren Euthanasie der Nazis wurden“, weiß der stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende Alexander Höll zu berichten.

Dieser führte die Mitglieder zu den drei Stolpersteinen in Rünthe-Süd und gab einen Einblick in die Schicksale der Menschen hinter den Steinen.

So liegen in Rünthe-Süd zwei Steine für durch die Nazis ermordete Kinder. Christa Vertchewal etwa wurde kein Jahr alt. Die Familie mütterlicherseits galt als erblich belastet. Die Mutter von Christa wurde nach der Geburt zwangssterilisiert und Christa selber vier Monate später in das Konzentrationslager Aplerbeck deportiert. Mit ca. sieben Monaten wurde sie durch die Nazis ermordet.

Ein weiteres Euthanasie-Opfer ist Willi Domick. Dieser kam noch vor der Machtergreifung der Nazis als uneheliches Kind zur Welt.  Willis Beine waren vollständig gelähmt. Sein Vater diente später an der Front, während die Mutter schon lange tot gewesen ist. Als der Vater an der Front fiel, wurde Willi durch einen Arzt untersucht und unter Amtsvormundschaft in das Krankenhaus in Werne eingewiesen. Er starb mit 13 Jahren in der Heilanstalt Marsberg.

Ein weiterer Stolperstein in Rünthe-Süd wurde für den letzten Bürgermeister der Altgemeinde Rünthe August Kühler verlegt. Der während der NS-Zeit als politischer Staatsfeind eingestufte Kühler durchlief unterschiedliche Standorte während seiner 14 monatigen Haft. Dazu gehörten u.a. das Gerichtsgefängnis Hamm, das Zentralgefängnis Wittich/Mosel und das Konzentrationslager Schönhausen in Bergkamen. Nach dem Krieg und dem Verbot der KPD wurde er Mitglied der SPD und Teil des Gemeinderates. Nach dem Tod des „Bürgermeisters von Format“ Paul Prinzler, wie Kühler ihn nannte, wurde er sein Nachfolger und vollendete Prinzlers Lebenswerk – die Gründung der Stadt Bergkamen. Er starb 1972 in Rünthe-Süd.

Die Teilnehmenden nutzten nach den informativen Vorträgen des Jungpolitikers die Möglichkeit und reinigten gemeinsam die Stolpersteine.

Nach der Wanderung konnten sich die Teilnehmenden auf eine warme Suppe und nette Gespräche mit den drei Rünther SPD-Ratsfrauen und der Landtagsabgeordneten Silvia Gosewinkel freuen.

Der Ortsverein bedankt sich für die rege Teilnahme von Jung und Alt und verweist auf die Verlegung einiger neuer Stolpersteine in Rünthe am 30. Januar ab 12:30 Uhr in der Kanalstraße und weiterer umliegenden Standorte.




Hubert Hüppe einstimmig als Kreisvorsitzender der Senioren Union wiedergewählt

Der neue Vorstand der Senioren Union. Foto: Stephan Wehmeier

Bei der jüngsten Mitgliederversammlung der Senioren Union Kreis Unna (SU) im Bergkamener Treffpunkt wurde der heimische Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe einstimmig als Kreisvorsitzender wiedergewählt. Im Mittelpunkt der Versammlung, an der rund 50 Mitglieder der CDU-Kreisvereinigung teilnahmen, standen die Neuwahlen des Kreisvorstandes und der Delegierten.

Neben den Wahlen standen Grußworte prominenter Gäste auf der Tagesordnung, darunter der langjährige Bundesvorsitzende der Senioren-Union, Prof. Dr. Otto Wulff, der CDU-Kreisvorsitzende Marco Morten Pufke sowie der Bezirksvorsitzende der Senioren-Union Ruhrgebiet, Jürgen Zeller.

In seinem Bericht ging Hubert Hüppe auf die vergangene Amtszeit und die zahlreichen politischen Initiativen der Senioren Union ein, unter anderem zu den Themen Arzneimittelengpässe und Energiepauschale. Er unterstrich die Bedeutung der Senioren Union als Sprachrohr der älteren Generation und betonte, dass die Vereinigung nicht nur für Gemeinschaft, sondern auch für konkrete politische Ziele stehe. Man wolle die CDU unterstützen, aber auch prägen. Es seien gerade Lebensältere wie Herbert Reul und Karl-Josef Laumann gewesen, die bei den Landtagswahlen für die CDU gepunktet hätten. Vor diesem Hintergrund verabschiedete die Versammlung einstimmig einen politischen Leitantrag, der eine gerechte Anpassung des steuerlichen Grundfreibetrages für Rentner fordert.

Prof. Dr. Otto Wulff würdigte in seiner Rede die Leistungen von Hubert Hüppe im Bundestag und hob die Bedeutung der älteren Generation in der Politik hervor. Er erinnerte an die Herausforderungen der Nachkriegszeit, den Wiederaufbau Deutschlands aus Trümmern und rief dazu auf, aus dieser Geschichte Optimismus und Mut für die aktuellen Herausforderungen zu schöpfen. Wulff sprach sich für ein starkes Europa und die Werte der abendländischen Kultur aus und betonte die Notwendigkeit von Geschlossenheit und Engagement in der CDU, um künftige Wahlen zu gewinnen und die europäische Einheit zu stärken.

Der CDU-Kreisvorsitzende Marco Morten Pufke dankte den Mitgliedern der Senioren-Union für ihren unermüdlichen Einsatz und betonte die Unverzichtbarkeit ihrer Arbeit für die Gesellschaft.

Der neue Vorstand der Senioren Union Kreis Unna im Überblick:

Kreisvorsitzender: Hubert Hüppe (Werne), Stellv. Kreisvorsitzende: Rosemarie Degenhardt (Bergkamen), Heide Willimek (Werne), Schriftführer: Dieter Böhmer (Schwerte), Beisitzer: Willy Dorna (Holzwickede), Jörg-Uwe Ebner (Lünen), Irmhild Flormann (Schwerte), Reinhard Hasler (Werne), Rudi Hölmer (Fröndenberg), Willi Kemna (Kamen), Rita Lapoehn (Bergkamen), Mario Neubauer (Werne), Dieter Senker (Fröndenberg), Dietmar Wünnemann (Kamen).




SPD Weddinghofen-Heil lädt zur Bürgersprechstunde ein

Am kommenden Samstag, 3. Feburar, von 10:30-11:30 Uhr wird der  SPD-Ortsverein Weddinghofen-Heil seine erste Bürgersprechstunde in Form der AnsprechBar wieder vor der Barbara-Apotheke an der Schulstraße in Weddinghofen anbieten. Vor Ort seien werden u.a. die Ratsfrau Alexandra Meinberg sowie der Vorsitzende des Ortsvereins und Kreistagsabgeordneter Jens Schmülling. Ebenfalls vor Ort sein wird dieses Mal die hiesige Landtagsabgeordnete Silvia Gosewinkel MdL, die insbesondere für sämtliche Themen rund um die Landespolitik mit Rat und Tat zur Verfügung stehen wird. Die lokalen Politiker freuen sich auf viele gute Gespräche bei einer Tasse Kaffee oder Tee und den gemeinsamen Austausch über aktuelle Themen und Hinweise darüber, wo evtl. der Schuh drückt.




Kranzniederlegung: Erinnerung an die Gräueltaten der Nationalsozialisten muss wachgehalten werden

Kranzniederlegung an der Gedenkstätte am heutigen Gemeindehaus der Ev. Freikirchlichen Gemeinde Bergkamen am vergangenen Samstag.

Der stellvertretende Bürgermeister Kay Schulte hat am Samstag, am Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz und dem Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadtratsfraktionen einen Kranz an der Gedenkstätte am Gemeindehaus der Freikirchlichen Gemeinde Bergkamen an der Lentstraße niedergelegt. In diesem Gebäude befand sich vom 12. April 1933 bis zum 24. Oktober 1933 das Konzentrationslager Schönhausen, in dem die Nazis rund 1000 Gegnerinnen und Gegner des Regimes interniert und auch gefoltert hatten. Die Erinnerung daran müsse angesichts des Erstarkens neonazistische Kräfte in Deutschland wachgehalten werden, um die Demokratie zu stärken, erklärte Schulte.

Das KZ Schönhausen

ehemaliges Wohlfahrtsgebäude in der Bergarbeitersiedlung Schönhausen
Ehemaliges Wohlfahrtsgebäude in der Bergarbeitersiedlung Schönhausen

Der durch den damaligen Reichskommissar für das preußische Innenministerium Hermann Göring eingesetzte kommissarische Landrat im Kreis Unna, Wilhelm Tengelmann, ließ am 12. April 1933 in den frühen Morgenstunden  489 führende Mitglieder der KPD durch die Polizei und ihre nazitreuen Hilfskräfte verhaften. Ein großer Teil wurde zum neu eingerichteten KZ Schönhausen in der damaligen Bergarbeitergemeinde Bergkamen gebracht. Die übrigen Gefangenen wurden zu umliegenden Gefängnissen, Zuchthäusern und Sammellagern transportiert – unter anderem zur berüchtigten Dortmunder Steinwache. Dort, aber auch in Schönhausen gehörten Folter und Misshandlungen durch die Wachmannschaft zum Alltag der Gefangenen.

Als „sadistisch und pervers“ bezeichnete der Kaufmann Dr. Busch aus Unna in einem Beschwerdebrief an den Nachfolger von Tengelmann  die Quälereien, die er nachts am 13. April 1933 in Bergkamen erlitten hatte. Geschlagen worden sei er von SA- und SS-Leuten mit einer Eisenstange und einem Gummiknüppel. Folge der Schläge auf seinen Kopf sei der Verlust seines Geruchssinnes.

Fast 1000 Frauen und Männer in „Schutzhaft“

Fast 1000 Frauen und Männer gerieten bis zur Auflösung des Lagers am 24. Oktober 1933 in Schönhausen in die sogenannte Schutzhaft. Den KPD-Mitgliedern folgten Sozialdemokraten, Gewerkschafter und auch rund ein Dutzend Personen jüdischen Glaubens. Da das KZ Schönhausen nach Schätzung des ehemaligen Bergkamener Stadtarchivars Martin Litzinger lediglich bis zu 200 Häftlingen aufnehmen konnte, musste möglichst schnell Platz durch Verlegungen in andere Sammellager und Zuchthäuser geschaffen werden. Auch dafür hatte Landrat Wilhelm Tengelmann dank seiner hervorragenden Verbindungen zum preußischen Innenminister Göring und zu dessen Polizeiführung im Ruhrgebiet und Rheinland gesorgt.

Waschkabinen im Wohlfahrtsgebäude
Waschkabinen im Wohlfahrtsgebäude

Wegen des Platzmangels gab es außer einigen Stühlen keine Möbel. Von den Wachmannschaften erhielten die Häftlinge nur trockenes Brot sowie dünnen Kaffee oder Brühe. Weitere Verpflegung brachten Angehörige. Misshandlungen und Folterungen der Inhaftierten standen auf der Tagesordnung.

Bereits am 15. April 1933 erfolgte per Bahn der erste Sammeltransport mit 60 Gefangenen zum Konzentrationslager Brauweiler in Pulheim bei Köln. Wenige Stunden später erhängte sich dort der Häftling und ehemalige KPD-Funktionär Ernst Bronheim. Für die Historiker Hermann Daner und Josef Wißkirchen, die die Geschichte des KZ Brauweilers erforscht haben, steht fest, dass die Ursache für diesen Selbstmord in den vorher erlittenen Misshandlungen in Schönhausen zu suchen seien.

Gerüchte, Bronheim sei während des Transports von Wachmannschaften erschossen worden, dementierte die NS-Nachrichtenstelle im Kamener Rathaus sofort und drohte, wer in Zukunft solche Gerüchte in die Welt setze, „wird sofort verhaftet“.

Einschüchtern und gefügig machen

Die neuen Machthaber machten keinen Hehl daraus, was hinter den Mauern des Wohlfahrtsgebäudes geschah. Ihr Ziel war es, die Bergkamener Bergarbeiter und deren Angehörige einzuschüchtern und gefügig zu machen.

SA marschiert durch Bergkamen.
SA marschiert durch Bergkamen.

Die Schreie der Gequälten waren bis weit in die Bergarbeitersiedlung Schönhausen zu hören. Mindestens zwei Mal standen Berichte über das Lagerleben im Hellweger Anzeiger und anderen nicht verbotenen Tageszeitungen im Kreis Unna. „Das neue Deutschland aber will ein Kulturstaat sein und deshalb auch mit seinen jetzt ohnmächtigen Feinden menschlich verfahren“, heißt es beschönigend in der Ausgabe des HA vom 30. Mai. Und nur wenige Sätze weiter: „Hier lernen sie endlich einmal das Gesetz des Unterordnens; denn hier gilt nur ein Wille: der des Lagerkommandanten, und der wieder handelt nach dem Willen und im Sinne unseres großen Führers Adolf Hitler.“

Vermutlich hat auch hier kein Redakteur das Lager von innen gesehen. Gedruckt wurde das, was die die NS-Nachrichtenstelle im Kamener Rathaus als Text vorgegeben hatte. Das geschah auch so einen Monat vorher bei einem Bericht über die „Geburtstagsfeier“ für Adolf Hitler am 20. April 1933. Im Kamener Stadtarchiv befindet sich dazu das Manuskript, das am 24. April 1933 im Hellweger Anzeiger veröffentlicht wurde.

„Umerziehungslager“

Die neuen lokalen NS-Herrscher betrachteten das „Konzentrationslager Schönhausen“ als eine Art Umerziehungslager, in dem sie die Insassen folterten und misshandelten. Direkte Todesfälle sind nicht bekannt, doch manche Insassen wurden durch den Terror so gebrochen, dass sie sich später das Leben nahmen.

Verantwortlich für die Einrichtung des KZ Schönhausen waren die örtlichen Nazi-Größen. So erklärte der Bürgermeister des Amtes Pelkum, zu dem die Altgemeinde Bergkamen damals gehörte, am 22. März 1933: „Es ist zwingend notwendig, die schnellste Schaffung von Konzentrationslagern durchzuführen.“ Das erledigte Landrat Wilhelm Tengelmann im ehemaligen Wohlfahrtsgebäude in Schönhausen innerhalb von gut drei Wochen.

Gerade dort ein Konzentrationslager einzurichten, hatte mehrere Gründe. So war zu diesem Zeitpunkt das Deutsche Reich Eigentümer des Gebäudes wie auch der Schachtanlagen Monopol in Kamen und Grimberg 1/2 in Bergkamen samt der dazugehörigen mehreren Tausend Bergarbeiterwohnungen in beiden Städten. Vorher gehörte es als Teil der Gelsenkirchner Bergwerks-Gesellschaft zum Montan-Imperium des Industriellen Friedrich Flick.

Doch der Finanzjongleur Flick geriet durch den Börsenzusammenbruch 1929 und die nachfolgende Weltwirtschaftskrise finanziell ins Straucheln. Der Kursverfall seines Aktienbesitzes sorgte dafür, dass sie keine Sicherheiten für seine Bankschulden mehr boten. Gerade zur rechten Zeit kursierten Gerüchte, eine französische Bank hätte Flick ein derart interessantes Angebot für seine Zechen an der Ruhr unterbreitet, dem er eigentlich nicht widerstehen könne. Damit dieser wichtige Teil der deutschen Wirtschaft nicht in die Hände des „Erbfeindes“ fallen konnte, kaufte die Reichsregierung unter Kanzler Brüning die Gelsenkirchener Bergwerks-Gesellschaft zu einem vielfachen des Aktienkurses.

Während Flick zwar mit Blessuren, aber keineswegs als armer Mann die Krisenjahre überstand, litten die Bergleute auf den Schachtanlagen im Kamen und Bergkamen bittere Not. Wegen der geringen Nachfrage nach Kohle wurden viele Kumpel arbeitslos und diejenigen, die noch auf den Lohnlisten standen, mussten empfindliche Einkommensverluste durch sogenannte Freischichten und Lohnkürzungen hinnehmen. 1936 kaufte Flick vom Reich die Aktien zurück. Vorher war die Gelsenkirchener Bergwerks-Gesellschaft in der Essener Steinkohlenbergwerke AG aufgegangen.

Landrat mit guten Verbindungen

Kommissarischer Landrat des Kreises unna Wilhelm Tengelmann
Kommissarischer Landrat des Kreises Unna Wilhelm Tengelmann

Hilfreich für die Einrichtung des Konzentrationslager Schönhausen war sicherlich, dass Landrat Wilhelm Tengelmann seit 1930 Betriebsinspektor auf der Schachtanlage Monopol in Kamen war, also als Chef direkten Zugriff auf das Wohlfahrtsgebäude hatte. Seinen Posten in Kamen und den des Landrats Unna gab er 1933 auf, nachdem ihn sein Freund Hermann Göring als Wirtschaftsberater nach Berlin gerufen hatte. Wilhelm Tengelmann war übrigens ein Sohn des Vorstandsvorsitzenden der Essener Steinkohlenbergwerke AG, Ernst Tengelmann. Ab 1930 unterstützten die Tengelmänner, dazu gehörte auch Wilhelms Bruder Walter, wie Friedrich Flick finanziell die NSDAP. Das war einer von vielen Vorwürfen gegen Flick und seine Wegbegleiter in den Kriegsverbrecherprozessen in Nürnberg.

Ein vielleicht ebenso wichtiger Grund für die Einrichtung des KZ war für die Nazis, dass trotz ihres Terrors, der nach dem Reichtagsbrand am 27. Februar 1933 verstärkt wurde, und trotz aller Propaganda die meisten Menschen im Kreis Unna sich nicht mit den neuen braunen Herrschern anfreunden konnten. So feierten zum Beispiel die Bergkamener Nazis die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler mit zweitägiger Verspätung unter massivem Polizeischutz mit einem Fackelzug erst am 1. Februar.

Dass die meisten Bergkamener den Nationalsozialisten ablehnend gegenüberstanden, zeigen auch die Ergebnisse der Reichstagswahlen am 7. März: Nur 32,9 % der Stimmen erhielt die NSDAP in Bergkamen. Bei den Kommunalwahlen fünf Tage später traten die Nazis in der Hoffnung, so Stimmen aus dem bürgerlichen Lager zu erhalten, nicht unter ihrem Parteinamen, sondern als „Liste Schmidt“ an. Die Liste gewann aber nur sieben von 15 Sitzen im neuen Gemeinderat. Die Stimmenmehrheit war erst sicher, nachdem der Gemeindevertreter der KPD vor der konstituierenden Sitzung verhaftet wurde. Bei der Bürgermeisterwahl erhielt der bisherige sozialdemokratische Gemeindevorsteher Dröge nur die fünf Stimmen seiner eigenen Partei und unterlag.

Mit der Bewachung der Gefangenen und der Verwaltung des Konzentrationslagers Schönhausen beauftragte Tengelmann als Polizeichef SA, SS und Stahlhelmmänner der Hilfspolizei Kamen-Bergkamen. Für sie wurde im Zechenkasino von Grimberg I/II eine zweite Bereitschaftsunterkunft eingerichtet.

Nach den Kommunisten kamen die Sozialdemokraten

Zu den prominenten Sozialdemokraten unter den Schönhausen-Häftlingen gehörten der Monopol-Betriebsrat und Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion in Kamen, Valentin Schürhoff und der Chefredakteur der SPD-Zeitung „Der Hammer“, Walter Poller. Ein enger Mitarbeiter Walter Pollers in der Redaktion des „Hammers“, Hubert Biernat, konnte sich allerdings der Inhaftierung durch Flucht aus der elterlichen Wohnung, Reinhardstraße 1, in Heeren-Werve entziehen, indem sein Vater, Bergmann auf der Schachtanlage Königsborn 2, die SA-Leute täuschte.

Walter Poller und Frau im Garten beim Kaffeetrinken
Walter Poller und Frau im Garten beim Kaffeetrinken

Biernat, der nach dem Krieg Landrat des Kreises Unna, Regierungspräsident in Arnsberg, Abgeordneter des NRW-Landtags und NRW-Innenminister werden sollte, ging in den Untergrund und flüchtete übers Rheinland nach Belgien. Im Spätherbst 1933 kehrte er ins östliche Ruhrgebiet zurück und schloss sich der Widerstandsgruppe um Walter Poller an. In der Nacht zum 1. November 1934 verhaftete die Gestapo erneut Walter Poller. Trotz brutaler Folter in der berüchtigten Dortmunder „Steinwache“ verriet er keinen seiner Mitstreiter. Am 29. Juni 1935 wurde Poller wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu einer Zuchthausstrafe von vier Jahren verurteilt. Die verbrachte er in Gefängnissen in Münster, Neusustrum, Börgermoor, Plötzensee, Oslebshausen, Celle und dem Moorlager Lührsbockel in der Lüneburger Heide. Danach wurde er erneut verhaftet und über Celle und Dortmund ins KZ Buchenwald gebracht. Seine Erinnerungen fasste Walter Poller in dem Buch „Arztschreiber in Buchenwald“ zusammen. 1940 wurde er aus dem KZ entlassen. Nach dem Krieg wurde Poller erster Chefredakteur der „Westfälischen Rundschau“.

Am 20. Oktober 1933 teilte der neue Unnaer Landrat Dr. Heinrich Klosterkemper der Lagerverwaltung mit, dass auf Anordnung des preußischen Innenministers die kleineren Lager, also auch das Konzentrationslager Schönhausen, aufzulösen seien. Dieser Anordnung kam man am 24. Oktober 1933 nach. Die letzten Häftlinge wurden entweder entlassen oder in die Emslandlager und das KZ Oranienburg verlegt.




Lebenswichtige Antworten in Fremdsprachen: Neue Technik in der Leitstelle des Kreises Unna

Das Team der Administratoren, der Datenpflege, den Leitstelleiter sowie Thorsten Müller als Lagedienstführer.
Von Links: Sebastian Koch, Patrick Isken, Marco Brandenburger, Thorsten Müller, Oliver Kortmann und Tim Berger Foto: Kreis Unna

Die Leitstelle des Kreises Unna hat am Dienstag, 23. Januar, ihre neue Kommunikationsmanagementanlage in Dienst genommen und ist gleichzeitig nach mehrmonatigem Umbau in ihren Leitstellenbetriebsraum in der Florianstraße zurückgezogen.

Damit ist das Erste von zwei Großprojekten für die Erneuerung der Leitstellentechnik in diesem Jahr abgeschlossen. Die Disponenten und Disponentinnen sowie Lagedienstführer waren im September 2023 für die Zeit der Umbauarbeiten in einen umfunktionierten Schulungsraum gezogen und haben von dort aus den Weiterbetrieb in der Leitstelle sichergestellt.

Über die neue Kommunikationsmanagementanlage wird die komplette Telefonie wie Notruf, Amtsleitungen, Funk, eCall und andere Dienste gesteuert. Im zweiten Quartal folgt die Einführung eines neuen Einsatzleitsystems. Hierrüber erfolgt die Einsatzdisponierung, Alarmierung und Dokumentation.

Ein echter Meilenstein
Neben der Anpassung an den Stand der Technik – das alte System war seit 2010 im Einsatz – ermöglicht das neue System nun Notrufe in Fremdsprachen live in die deutsche Sprache zu übersetzen. Der Disponent kann dann ebenfalls per Computerstimme und Textbausteinen in der jeweiligen Fremdsprache antworten, ohne dass er selber diese Fremdsprache sprechen können muss.

„Das ermöglicht unseren Disponentinnen und Disponenten mit Anrufern zu kommunizieren, wenn diese weder Deutsch noch Englisch sprechen können“, erklärt Kreisbrandmeister Martin Weber die Vorteile der neuen Technik. „Das ist ein echter Meilenstein für die Erhöhung der Schnelligkeit und Qualität der Abfragen in Situationen, in denen schnelle und lebenswichtige Entscheidungen getroffen werden müssen.“

Die neue Kommunikationstechnik hat 800.000 Euro gekostet, inklusive Einbau der Technik belaufen sich die Kosten auf ca. 1 Million Euro. PK | PKU




Klares Statement für Demokratie und Toleranz: Kreisverwaltung veröffentlicht Videobotschaft

In Zeiten, in denen die Menschen auf die Straße gehen, um unsere Demokratie gegen rechte Anfeindungen zu verteidigen, haben 21 von alles in allem 1.800 Bediensteten des Kreises ausgesprochen, was die überwältigende Mehrheit denkt. Der Kreis Unna hat das zu einem Videospot zusammengetragen. Herausgekommen ist ein ebenso ergreifendes wie unmissverständliches Bekenntnis zu den Grundwerten unserer Gesellschaft. Der Kreis hat das Video heute online gestellt.

Überwältigende Bereitschaft
Gerade mal einen Tag von der Idee bis zur Umsetzung dauerte die Erstellung des Spots. Landrat Mario Löhr, der selbst einen kleinen Beitrag lieferte, zeigt sich beeindruckt von der Bereitschaft der Mitarbeitenden, sich zu beteiligen: „Wir hatten uns ein Limit von 90 Sekunden gesetzt, um eine knappe und klare Botschaft zu setzen. Und wir wollten ins Bild holen, wie vielfältig unsere Gesellschaft ist und unsere Mitarbeitenden eben auch. Beides ist beeindruckend gelungen.“

Die Kreisverwaltung betrachtet den Spot als ihren Beitrag zu den Statements, die nach wie vor mit Demonstrationen und Kundgebungen auch im Kreisgebiet gesetzt werden. Landrat Löhr ruft zur Teilnahme an solchen Veranstaltungen „Pro Demokratie und Toleranz“ auf. Er sieht in dem Spot zudem eine Ergänzung dazu. „Das ist ein bleibendes Statement und ein wichtiger Teil von dem Selbstverständnis, mit dem wir unsere Arbeit machen“, sagt Löhr.

Der Spot ist zu sehen auf den Social-Media Kanälen des Kreises sowie auf YouTube unter dem Link: https://youtu.be/AhPxG5iGs3s  PK | PKU




Kranzniederlegung zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am Samstag am ehemaligen KZ Schönhausen

Historisches Foto vom Wohlfahrtsgebäude in der Siedlung Schönhausen.

Im Rahmen eines öffentlichen Gedenkens mit Kranzniederlegung wird – wie im gesamten Bundesgebiet – am kommenden Samstag, 27. Januar, auch in Bergkamen wie in jedem Jahr der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.

Die Gedenkstunde beginnt an diesem Tage um 16.00 Uhr vor dem Gemeindezentrum der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Bergkamen an der Lentstraße 16 in der Siedlung Schönhausen in Bergkamen-Mitte. Diese Gedenkstunde wird vom 1. stellvertretenden Bürgermeister Kay Schulte geleitet und es sind alle Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen, daran teilzunehmen.

Der Ort des Gedenkens hat einen konkreten historischen Bezug zum Anlass des Gedenkens. Am Eingang des ehemaligen Wohlfahrtsgebäudes der früheren Zeche Grimberg I/II an der Lentstraße erinnert schon seit vielen Jahren eine Inschriftentafel  daran, dass die Nationalsozialisten in diesem Gebäudekomplex von März bis Oktober 1933 vorübergehend ein provisorisches Sammellager für die Verfolgung und Inhaftierung politischer Gegner eingerichtet hatten, um die Häftlinge dort mit Folterungen, Misshandlungen und Drohungen einzuschüchtern oder sie von dort aus in größere KZ-Lager im Emsland (Papenburg) oder nach Oranienburg nahe Berlin oder auch nach Dachau bei München zu verlegen.

Auf Initiative des früheren Bundespräsidenten Roman Herzog wurde der 27. Januar – der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz 1945 – in der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1996 offiziell zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erklärt und wird seither als solcher begangen.




Dritte Stolpersteinverlegung in Bergkamen: Künstler Gunter Demnig erhält Eintrag ins Goldene Buch der Stadt

Am 30. Januar 2024 findet die dritte Verlegung von Stolpersteinen in Bergkamen statt, um der Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung im Stadtgebiet zu gedenken. Bürgermeister Bernd Schäfer wird die Veranstaltung um 12:30 Uhr in der Kanalstr. 11 eröffnen und den Künstler Gunter Demnig begrüßen.

Demnig hat das Erinnerungsprojekt vor 30 Jahren ins Leben gerufen. Mittlerweile hat er in mehr als 20 Ländern über 100.000 Stolpersteine verlegt, die den Verfolgten der NS-Diktatur gewidmet sind. In der Regel werden die Gedenksteine am damaligen Wohnsitz der Opfer in den Gehweg eingelassen.

In diesem Jahr sind sieben Stolpersteine im Ortsteil Rünthe vorgesehen:

Wilhelm Lichtenberg sen., Kanalstr. 11

Wilhelm Lichtenberg war Mitglied der KPD und befand sich im Widerstand gegen die Nazis. Vom 12. Juni bis 23. Dezember 1933 wurde er in Schutzhaft genommen und in den Konzentrationslagern Schönhausen und Neusustrum interniert. Er wurde wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt und saß vom 12. Juni 1934 bis 3. August 1935 eine Gefängnisstrafe in Hamm ab. Er überlebte seine Verfolgung, wurde nach Krieg und Diktatur ein Mitglied der CDU und gehörte dem Gemeinderat von Rünthe an.

Paul Prinzler, Kanalstr. 13

Paul Prinzler war Sozialdemokrat und zog 1929 erstmals in den Gemeinderat von Rünthe ein. Zu dieser Zeit wurde er auch Vorsitzender der SPD-Ortsgruppe Rünthe. Am 15. April 1933 verlor Prinzler aus politischen Gründen seinen Beruf als Hauer auf der Zeche Grimberg. Bis zum 30. September 1936 blieb er mit einem Berufsverbot belegt. Am 18. April 1933 wurde Prinzler in Schutzhaft genommen und im KZ Schönhausen eingesperrt, wo er bis zum 3. Mai 1933 inhaftiert blieb. Am Tag seiner Freilassung musste er im Gemeinderat von Rünthe die Auflösung des SPD-Ortsvereins verkünden. Nach der Diktatur wurde er Bürgermeister der Gemeinde Rünthe und Amtsbürgermeister des Amtes Pelkum.

Eheleute Reinhold und Agnes Knull, Platz von Hettstedt

Reinhold Knull

Die Eheleute Reinhold und Agnes Knull waren Mitglied der KPD und befanden sich aktiv im Widerstand. In ihrer Wohnung in der damaligen Schulstraße (heute Rünther Str.) befand sich eine kleine Druckerpresse, um illegale Schriften herzustellen. Reinhold Knull wurde bei einer Verhaftungswelle am 12. April 1933 in Schutzhaft genommen, seine Frau Agnes am 18. April 1933. Beide wurden zunächst im KZ Schönhausen und dann im KZ- Brauweiler gefangen gehalten. Agnes Knull wurde am 5. August 1933 aus der KZ-Haft entlassen, blieb aber mit einem Berufsverbot belegt. Ihr Ehemann Reinhold blieb bis zum 19. August 1933 eingesperrt. Die Familie musste ihre Wohnung aufgeben und sie einem Mitglied der NSDAP überlassen. Nach der Diktatur lebten die Eheleute in der Schlägelstraße.

Frieda Mehring, Schlägelstr. 13

Frieda Mehring wurde am 15. September 1943 von einem Sondergericht in Hamm wegen verbotenen Umgangs mit Kriegsgefangenen zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Ihr Verbrechen bestand darin, ausgehungerten russischen Kriegsgefangenen am Schacht III etwas Brot gegeben zu haben. Ihre Haftstrafe saß sie in den Gefängnissen von Hamm, Essen und Schwelm ab. Am 14. März 1944 wurde sie wieder entlassen.

Franz Magalowski, Taubenstr. 24

Franz Magalowski

Franz Magalowski war Vorsitzender der „Freien Elternvereinigung“ in Rünthe und Mitglied im Vorstand der Spielvereinigung Rünthe, einem Vorläufer des heutigen SuS Rünthe. Er gehörte keiner Partei an, engagierte sich aber für die Errichtung einer weltlichen Schule in der Gemeinde. Vom Lehrer Ernst Schwanitz, zugleich stellvertretender Stützpunktleiter der NSDAP in Rünthe, wurde er deshalb denunziert. Magalowski wurde am 6. Mai 1933 wegen Beleidigung vom Strafgericht in Dortmund zu einer zweimonatigen Gefängisstrafe verurteilt, die er im Gefängnis „Lübecker Hof“ in Dortmund absitzen musste.

Albert Klinge, Westfalenstr. 48

Albert Klinge war von Beruf Hauer. Nach einem Schlaganfall blieb er körperbehindert und wurde deshalb am 2. November 1936 in die Heilanstalt Warstein eingewiesen.  Am 26. Juli 1943 erfolgte seine Verlegung in die Heilanstalt Weilmünster, von dort ging es für ihn im September 1944 in die Heilanstalt nach Hadamar, wo er Opfer der NS-Euthanasie wurde. Albert Klinge wurde am 7. November 1944 ermordet. Seine Witwe lebte später in der Kettelersiedlung.

Für die diesjährige Verlegung konnten wieder Schülerinnen und Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule gewonnen werden, die sich im Unterricht intensiv mit dem Schicksal der Eheleute Knull beschäftigt haben. Die Jugendlichen werden das Programm bei der Verlegung der Stolpersteine für Reinhold und Agnes Knull gestalten.

Die Schülervertretung des Städt. Gymnasiums übernimmt die Programmgestaltung beim Stolperstein für den früheren Bürgermeister Paul Prinzler.

Mit dem SuS Rünthe 08 ist in diesem Jahr erstmals ein Verein in die Veranstaltung eingebunden worden. Der Vereinsvorstand um Dietmar Wurst wird in der Taubenstraße Franz Magalowski gedenken.

Gunter Demnig bei der jüngsten Verlegung von Stolpersteinen in Bergkamen. Foto: Manuel Izdebski




Kartenvorverkauf gestartet: Schauspielerin Sigrid Grajek singt und spielt beim Internationalen Frauentag in Bergkamen

Turbulente Zeiten für das Frauentagsteam, das aktuell mitten in den Planungen zum 39. Bergkamener Internationalen Frauentag steckt: Die ursprünglich für die traditionelle Matinée verpflichtete Künstlerin Inka Meyer fällt krankheitsbedingt aus. Doch zur Freude des Planungsteams, das sich umgehend um einen Ersatz bemühte, steht nun Schauspielerin Sigrid Grajek am Sonntag, 10. März 2024, auf der Bühne im Treffpunkt an der Lessingstraße.

Singend und spielend wird sie vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte die Lebensgeschichte von Claire Waldoff präsentieren, einer außergewöhnlichen Künstlerin, die von 1907 bis 1935 auf den Brettern der großen Kabaretts und Varietées das Publikum begeisterte. „Claire Waldoff war schon eine ´neue Frau`, bevor es diesen Begriff überhaupt gab“, sagt Sigrid Grajek. Für sie ist Claire Waldoff die „Urmutter aller Kabarettistinnen“. Deshalb spielt sie zur Ehrung und Erinnerung seit 2007 das Programm „Claire Waldoff: Ich will aber gerade vom Leben singen…“ .

Dazu bleibt neben dem Programm wie immer genug Zeit zum Austausch mit anderen Besucherinnen, Vertreterinnen der vielen beteiligten Organisationen und Institutionen und das Knüpfen neuer Kontakte. Anmeldungen zum Bergkamener Frauentag sind über die Gleichstellungsstelle unter Tel. 02307/965-339 oder m.bierkaemper@bergkamen.de und in den Geschäftsstellen der einzelnen Fraktionen möglich.

Der Preis für eine Karte beträgt 10 Euro und beinhaltet wahlweise u.a. ein Kaltgetränk, eine Waffel und Sekt. Der Frauentag beginnt um 11 Uhr im Treffpunkt an der Lessingstraße 2.

Für weitere Planungen trifft sich das Frauentagsteam um die Gleichstellungsbeauftragte Martina Bierkämper am Mittwoch, 7. Februar, ab 18 Uhr im Treffpunkt an der Lessingstraße erneut zu einem Vorbereitungstreffen.