Mein lieber Schwan: Riesennest auf dem Schwanenweiher

Schwanennest an der Erich-Ollenhauer-Straße

Der Schwanenweiher macht seinem Namen wieder alle Ehre. Vor einigen Wochen hat sich auf dem Gewässer an der Erich-Ollenhauer-Straße, das durch eine Bergsenkung entstanden ist, ein Paar dieser großen weißen Vögel niedergelassen. Die beiden Schwäne haben für sich und ihren künftigen Nachwuchs ein Nest gebaut.

Auch Blesshühner bauen am Schwanenweiher ihr Nest. Es ist aber nur sehr schwer zu entdecken.

Schön für Spaziergänger am Osterwochenende war, dass sie das riesige Nest aus nächster Nähe beobachten können. Zwei Bitten haben wird: Die Schwäne nicht stören und auch nicht versuchen, sie zu füttern.
Offensichtlich gibt es einen wesentlichen Grund, dass die Schwäne wieder zurückgekommen sind. Kanadagänse, die sie in früheren Jahren vertrieben haben, sucht man am Schwanenweiher zurzeit vergeblich. Allenfalls Nilgänse suchen auf den Acker gegenüber dem Schwanenweiher nach Futter.

Ungewöhnlich ist auch, dass die Schwäne ihr Nest so nah an der Erich-Ollenhauer-Straße gebaut haben. Ein möglicher Grund könnte sein, dass dort vor dem Hintergrund der Coronakrise wesentlich weniger Autos fahren und auch weniger Fußgänger unterwegs sind.

Schwanenweiher an der Erich-Ollenhauer-Straße.




Naturschutz 2019 im Kreis Unna: Hecken, Baumreihen und vieles mehr

Grüner Kreis Unna: Mehr als 4.000 laufende Meter Feldhecken und Baumreihen wurden im letzten Jahr zur Umsetzung von Landschaftsplänen gepflanzt. Dies hat der Fachbereich Natur und Umwelt des Kreises für seine Rückschau 2019 ermittelt.

„Jahr für Jahr werden auf unsere Initiative Baumreihen, Hecken, Obstwiesen oder Feldgehölze in großem Umfang angepflanzt“, unterstreicht Peter Driesch, Fachbereichsleiter Natur und Umwelt beim Kreis Unna den Stellenwert des Naturschutzes in der Kreisverwaltung. Durch diese Pflanzungen werden Festsetzungen in den acht Landschaftsplänen im Kreis umgesetzt.

Ökologisch wertvolle Flächen sichern
Die Pläne weisen Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete aus und setzen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen fest, wie z. B. das Anlegen von Hecken, Baumreihen, Feldgehölzen und Kleingewässern, um ökologisch wertvolle Flächen zu sichern und ökologisch minderwertige Flächen zu verbessern.

Auch über die Landschaftsplanung hinaus betreibt der Kreis Naturschutz: Für die kostenfreie Abgabe von Pflanzgut für Obstwiesen gab der Kreis 2019 rund 5.100 Euro aus. Außerdem hat der Kreis Unna 16.000 Euro in die Pflege von Naturdenkmalen investiert und 25 Hektar Flächen für Naturschutzzwecke erworben.

Kulturlandschaftsprogramm
Auf bewährte Weise arbeitet die Kreisverwaltung übrigens mit Landwirten zusammen: Im Rahmen des Kulturlandschaftsprogrammes können Verträge abgeschlossen werden, wonach Landwirte für die naturnahe Bewirtschaftung von Flächen Ausgleichszulagen erhalten. Im Jahr 2019 wurden insgesamt rund 327 Hektar nach den Vorgaben des Vertragsnaturschutzes bewirtschaftet. Davon waren 227 Hektar Grünland, 67 Hektar Acker und 33 Hektar Flächen für die Pflege von Biotopen, wie zum Beispiel Streuobstwiesen. PK | PKU




Ein wahrer Schatz für das Archiv des Kreises Unna: der Nachlass des Bergkamener Naturschützers Helmut July

Der langjährige Kamener Landschaftswächter Wilfrid Loos überreichte Josef Börste (Kreisarchiv Unna) den Nachlass von Helmut July, der 2008 im Alter von 73 Jahren starb. Foto: Birgit Kalle – Kreis Unna

Sein Name ist untrennbar mit dem Beversee in Bergkamen verbunden. Schließlich war es Helmut July und seinen Mitstreitern zu verdanken, dass das Beverseegebiet für ein Kohlekraftwerk nicht verfüllt, sondern 1985 als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde. Vor mehr als zehn Jahren starb der passionierte Naturschützer. Doch sein Erbe lebt weiter – ein Teil davon nun im Kreisarchiv.

Es war eine tolle Nachricht, mit der der langjährige Kamener Landschaftswächter Wilfrid Loos vor kurzem an Josef Börste aus dem Kreisarchiv herantrat: Der naturkundliche Nachlass Helmut Julys ist bestens erhalten, und er soll seinen Platz im Kreisarchiv bekommen. „Damit haben wir einen wahren Schatz erhalten“, freut sich Börste.

Das Naturschutzgebiet am Beversee.

Als Fachmann weiß Loos, dass es schon heute Darstellungslücken bei der Beschreibung der Flora und Fauna vergangener Jahrzehnte gibt. „Umso schöner ist es, dass die Nachfahren Helmut Julys umfangreiche Sammlung über Natur und Umwelt freigegeben haben. Dazu zählen auch Informationen über die Akteure im aktiven und politischen Natur- und Umweltschutz der vergangenen Jahrzehnte.“

Leidenschaftlicher Landschaftswächter
Kein Wunder, schließlich war Helmut July fast drei Jahrzehnte als leidenschaftlicher Landschaftswächter für die Lippeaue, Bergehalden und den Beversee unterwegs. Darüber hinaus engagierte er sich unter anderem für die Naturförderungsgesellschaft für den Kreis Unna, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und den WWF. Als der Landschaftsbeirat des Kreises Unna 1984 gegründet wurde, gehörte Helmut July bis 1999 als Vorsitzender diesem Gremium an.

„Es sind in der Vergangenheit zu viele Sammlungen, Schriftverkehre und Protokolle, die sich in teils jahrzehntelanger Tätigkeit im Ehrenamt angesammelt haben, entsorgt worden“, stellten Wilfrid Loos und Josef Börste bei der Übergabe des Nachlasses fest. Wer einen naturkundlichen Nachlass in fachkundige Hände abgeben möchte, kann dies auch künftig beim Kreisarchiv tun. Weitere Informationen gibt es bei Archivar Josef Börste unter Tel. 0 23 03 / 27-72 11. PK | PKU




Internetplattform „UBIKU“ bündelt die Angebot der Natur- und Umweltbildung im Kreis Unna

Stellten am Donnerstag die Internetplattform „UBIKU“ vor (v. l.): Ralf Sänger, Alfred Buß, Michael Bub, Laura Lange, Martina Schmidt von Böselager, Peter Driesch, Heinrich Behrens) zu Ihrer Verwendung (Foto: Lisa Lohmann)

„UBIKU“ steht für „UmweltBildung Im Kreis Unna“. Dahinter verbirgt sich eine Internetplattform, https://ubiku.ruhr, auf der sich Interessierte über das „Was-Wo-Wie“ der vielfältigen Angebote im weiten Bereich der Natur- und Umweltbildung im Kreis Unna bequem vom heimischen PC, Smartphon, Tablet informieren können.

Projektträger und Kooperationspartner sind gemeinsam die drei großen im Kreis Unna tätigen Umweltbildungsanbieter „Umweltzentrum Westfalen“, „Naturförderungsgesellschaft für den Kreis Unna (NFG)“ und „Waldschule Cappenberg“. Offiziell vorgestellt wurde das Projekt am Donnerstag auf der Ökologiestation in Heil von: für die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen Dr. h.c. Alfred Buß, Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung; für die Naturförderungsgesellschaft für den Kreis Unna e. V. Heinrich Behrens, stellv. Vorsitzender, Peter Driesch, Geschäftsführer und Birgit Manz, Projektleiterin; für die Waldschule Cappenberg, Martina Schmidt von Boeselager, Geschäftsführerin, für die Umweltzentrum Westfalen gGmbH Ralf Sänger, Geschäftsführer, Michael Bub, Projektleiter und Laura Lange, Redaktionelle Mitarbeiterin.

Die Internetplattform ist integriert in ein Informationssystem des RVR, das Umweltportal Metropole Ruhr, so dass keine völlig neue Struktur geschaffen werden musste. Dieser Ansatz ist nicht nur ressourcenschonend sondern ermöglicht eventuell in Zukunft auch die Übertragung der Plattform auf andere Regionen im Ruhrgebiet (Pilotfunktion).

Ausgangslage für den Start dieses Projektes war die erfreulich große Nachfrage nach Umweltbildungsangeboten und die damit einhergehende gestiegene Anzahl und erhöhte Vielfalt der Bildungsbausteine und Anbieter, die zwar einerseits dem Interessenten vermehrte Möglichkeiten bieten, auf der anderen Seite jedoch dadurch auch unüberschaubarer wurden. In diese Angebotsvielfalt Struktur, Transparenz und Orientierung zu bringen, ist die Hauptaufgabe des Projekts.

Letztendlich bündelt die Plattform auch regionale Kräfte, um so an anderer Stelle neue Kapazitäten für die inhaltliche Arbeit freisetzen zu können. Insofern ist „UBIKU“ ein gemeinnütziges Dienstleistungsprojekt für sämtliche Anbieter im Kreis Unna, um deren Arbeit zu unterstützen.

Die, auch allesamt gemeinnützigen, Projektpartner verstehen sich mit ihrem Engagement als Motor für die wichtige gesellschaftliche Aufgabe, jungen Menschen so früh wie möglich, in jedem Fall aber vor ihrer Pubertät, Begeisterung und Freude AN der Natur sowie Wertschätzung und ihre eigene persönliche Verantwortung FÜR die Natur erlebnisreich und nachhaltig zu vermitteln. Die langjährig erfolgreiche Arbeit der Projektpartner erfährt in der Bevölkerung eine große Wertschätzung.

Eine effektivere Nachhaltigkeit als die Förderung und Bildung von jungen Menschen kann es nicht geben!

Folgende Umsetzungsschritte wurden und werden im Weiteren unternommen:
• Erfassung der Angebote und Anbieter
• Strukturierung der Angebote und Anbieter
• Entwicklung einer anwenderfreundlichen Suchfunktionen
• Anpassung an eventuell neue, besondere Anforderungen
• Testphase – Evaluation, Einarbeitung der Korrekturen und Verbesserungen
• Öffentlichkeitsarbeit




Krötenwanderung am Schwanenweiher: Abendliche Temporeduzierung zum Schutz von Mensch und Tier

Auf Grund des derzeit herrschenden feuchtwarmen Wetters verlassen die Kröten in diesen Tagen vermehrt ihre Winterquartiere, um zu ihren Laichplätzen zu gelangen. In Bergkamen sind die Tiere u.a. im Bereich des Schwanenweihers zwischen Oberaden und Weddinghofen unterwegs und müssen dabei die Erich-Ollenhauer-Straße queren.

Freiwillige Helfer sind ihnen bei der Querung der Straßen behilflich. In den Abendstunden sammeln sie die Tiere und tragen sie über die Erich-Ollenhauer-Straße.

Zum Schutz der freiwilligen Helfer und Kröten hat die Stadt Bergkamen deshalb den Abschnitt der Erich-Ollenhauer-Straße zwischen dem westlichen Ortsausgang Weddinghofen und der Einmündung „In der Schlenke“ in der Zeit von 18-24 Uhr zur Tempo-30-Zone erklärt. Diese Regelung gilt bis zum Ende der Krötenwanderung voraussichtlich Ende April.




Schmetterlinge auf der Schwäbischen Alb: NABU-Vortrag von Klaus-Bernhard Kühnapfel

Am Montag, 9. März, stellt Klaus-Bernhard Kühnapfel vom NABU in der Ökologiestation einen der letzten Hot Spots der Artenvielfalt in Deutschland vor.

Auf der kargen aber kalkreichen Schwäbischen Alb hat die extensive Bewirtschaftung von Grünland eine lange Tradition. Große Flächenanteile wirken, als sei die Zeit stehen geblieben. Naturschutzverwaltung und Landwirte arbeiten hier Hand in Hand bei der Bewahrung artenreicher Grünlandflächen, aber auch viele Naturschutzverbände und –interessierte helfen bei der Pflege.

Der Vortrag zeigt die Lebensräume und deren Schmetterlingswelt und geht auf die notwendigen Pflegemaßnahmen auf der westlichen Schwabenalb ein. Der Autor hat hier mehrere Managementpläne für FFH- und Vogelschutzgebiete sowie Artenschutzgutachten für das Regierungspräsidium Tübingen erarbeitet und ist ein Kenner der Flora und Fauna der Alb. Neben Schmetterlingen werden auch andere Tiergruppen der Heuwiesen und Magerrasen sowie die floristischen Besonderheiten vorgestellt. Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr.




Orchideen auf Sardinien: Beamer-Vortrag mit Bernd Margenburg vom NABU in der Ökologiestation

Anacamptis papilionacea / Schmetterlings-Knabenkraut. Foto: Bernd Margenburg

Am Montag, 10. Februar, kann man sich in der Ökologiestation in Bergkamen auf eine botanische Entdeckungsreise nach Sardinien begeben.

Die abwechslungsreichen Landschaften und die vielfältige Geologie der Insel bieten Lebensraum für mehr als 2.500 Blütenpflanzenarten. Orchideenfreunde können sich an ca. 50 Orchideen-Arten, die bisher dort nachgewiesen wurden, erfreuen. Auf ihrer Rundreise fanden Karin und Bernd Margenburg vom NABU u.a. die Endemiten Ophrys chestermanii und Ophrys annae und die sehr seltenen Ragwurzarten Ophrys normannii und Ophrys ortuabis. Auf den mageren, blütenreichen Wiesen wächst auch das Schmetterlings-Knabenkraut (Anacamptis papilionacea) in großer Anzahl.

Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr und ist kostenfrei.




Gefahr von Wildunfällen jetzt groß: Meldepflicht für Fahrzeugführer

Autofahrer sind im Herbst und Winter mehrfach gefordert. Nicht nur Regen, Nebel und Schnee können gefährlich werden, auch mit Wildwechsel von Rehen und Wildschweinen müssen Autofahrer rechnen.

Die Tiere überqueren die Straßen auf dem Weg zu ihren Futterplätzen und haben schon so manchen Autofahrer erschreckt auf die Bremse treten lassen. Damit es beim Schrecken bleibt, gibt der Kreis-Jagdberater Dietrich Junge einige Verhaltenstipps.

Vorsichtig und langsam fahren
„Die meisten Wildunfälle lassen sich durch vorausschauende Fahrweise vermeiden“, sagt der Kreis-Jagdberater. „Gerade an Waldrändern und Lichtungen gilt aber: runter vom Gas und Augen auf.“ Nachts schreckt Fernlicht das Wild ab. Läuft doch einmal ein Tier auf die Fahrbahn, gibt es nur eins: Bremsen, Fernlicht aus, hupen.

Kommt es dennoch zu einem Wildunfall, muss auf jeden Fall die Polizei verständigt werden, erklärt der Jagdberater: „Das gilt selbstverständlich auch, wenn das Tier verletzt wurde und weggelaufen ist.“ Die Polizei informiert dann den für das Gebiet zuständigen Jäger. „Auf keinen Fall darf das Tier ins Auto geladen und abtransportiert werden“, sagt der Wild-Profi.

Keine Angst vor Kosten
Übrigens: Grundsätzlich muss der Verkehrsteilnehmer für den Wildschaden nicht haften, es sei denn, er hat den Unfall z.B. fahrlässig verursacht. Die Kosten für den Schaden am Fahrzeug übernimmt in aller Regel die Kfz-Versicherung. Andere Regeln als bei Wild gelten für Haustiere. Verursacht ein Hund oder eine Katze einen Unfall, kommt der Halter für den Schaden auf. Allerdings muss auch hier die Polizei eingeschaltet werden. PK | PKU




Beim Pilze sammeln: Wichtige Regeln beachten

Vom Champignon über den Steinpilz bis zum Röhrling – viele Pilze sprießen derzeit aus dem feuchten Boden. Wen es zum Sammeln in die Natur zieht, der hat im Herbst gute Chancen, fündig zu werden. Doch Achtung: Neben der Gefahr einer Pilzvergiftung gibt es auch rechtliche Stolperstellen.

So ist das Sammeln von Pilzen für den Eigenbedarf außerhalb von Schutzgebieten generell erlaubt. Allerdings kam es in den vergangenen Wochen bereits zu Verstößen gegen das Betretungsverbot in den Naturschutzgebieten und Geschützten Landschaftsbestandteilen des Kreises Unna.

Auf Wegen bleiben und Hunde anleinen
Daher macht die Untere Naturschutzbehörde beim Kreis Unna noch einmal darauf aufmerksam, dass in diesen Gebieten die befestigten und gekennzeichneten Wege nicht verlassen werden dürfen. Damit ist auch das Sammeln von Pilzen abseits der Wege untersagt. Hunde müssen an die Leine, wildlebende Tiere dürfen nicht aufgeschreckt werden.

Zu übersehen ist es nicht, dass man sich im Schutzgebiet bewegt: Naturschutzgebiete sind in der Regel vor Ort durch große Informationstafeln und grüne Dreiecksschilder gekennzeichnet.

Finger weg vom Trüffel oder Kaiserling
Einige Pilze stehen unter besonderem Schutz. Dazu gehören alle heimischen Trüffel-Arten oder der Kaiserling, die nicht gesammelt werden dürfen. Von den ebenfalls besonders geschützten Arten Steinpilz, Pfifferling, Schweinsohr, Brätling, Birkenpilz, Rotkappe und Morchel dürfen geringe Mengen mit nach Hause genommen werden. Wer sich nicht an diese Regelungen hält, riskiert ein empfindliches Bußgeld.

Zu fast jedem essbaren Pilz gibt es übrigens ein ähnlich aussehendes, giftiges oder zumindest ungenießbares Gegenstück. Deswegen sollten nur Pilze sammeln, wer Pilze sicher bestimme kann. Ein sogenannter „Giftnotruf“ ist bundesweit rund um die Uhr unter Tel. 030-19240 erreichbar. Hilfe gibt es auch nach einer Mail an mail@giftnotruf.de. PK | PKU




Naturkundlicher Spaziergang des NABU in der Lippeaue: Ornithologiekurs von Karl-Heinz Kühnapfel

Am Sonntag, 13. Oktober, stellt Karl-Heinz Kühnapfel vom NABU die Lippeaue als Lebensraum unserer Vogelwelt vor. Die Teilnehmer lernen Standvögel, Durchzügler und Wintergäste anhand ihres Aussehens und ihrer Stimme zu erkennen. Ferngläser und Vogelbestimmungsbücher, falls vorhanden, sollten mitgebracht werden.

Treffpunkt für den naturkundlichen Spaziergang, der in Zusammenarbeit mit der VHS Bergkamen stattfindet, ist um 9.00 Uhr auf dem Parkplatz des Friedhofs Bergkamen-Rünthe, Ostenhellweg 5.




Gefleckter Schnellschwimmer bringt Spitzensport an die Lippe – ein Zeichen für besondere Wassergüte

Das dunkle Querband über den Augen der Käferlarve erinnert an Zorros Augenbinde. Foto: EGLV

Um Biathleten zu bestaunen, muss man nicht länger zu sportlichen Wettbewerben fahren. Denn an der Lippe in Werne lebt der „Gefleckte Schnellschwimmer“ – ein wahres sportliches Ausnahmetalent und daher vom Lippeverband zum Bewohner des Monats gekürt. Die Stärke des Schwimmkäfers? Er kann seine Beine besser zum Gegenschlag drehen als jeder menschliche Ruderer sein Sportgerät. Neben eindrucksvollen Körpereigenschaften ist er ein verlässlicher Anzeiger für gute Gewässerqualität: Er lebt nur in naturnahen Bereichen, da er neben Wasser eine vielfältige Uferstruktur für eine ungestörte Entwicklung braucht.

Der Gefleckte Schnellschwimmer ist einer von zirka 150 Schwimmkäfer-Arten in Deutschland und durch seine auffällige gefleckte Zeichnung auf den Flügeldecken erkennbar. Er ist 7 bis 8,5 Millimeter groß und durch seinen abgeflachten, stromlinienförmigen Körper perfekt an das Leben im Wasser angepasst.

Fett macht flugfähig
Ein ganz besonderer Clou ist ein ölig-wasserabweisendes Sekret, mit dem der Käferkörper „eingefettet“ ist – so kann der Schwimmer noch besser durchs Wasser gleiten. Außerdem macht ihn die „Fettschicht“ auch zu einem guten Flieger, da sein Körper beim Verlassen des Wassers sofort trocken ist.

Die Biologisch-technische Assistentin Sylvia Mählmann bei der Probennahme an der Lippe. Foto: EGLV/ Rupert Oberhäuser

Schwimmkäfer taucht mit Luftvorrat
Auch der beste Taucher kann nicht ewig unter Wasser bleiben. Zum Luftholen kommt der Käfer regelmäßig an die Wasseroberfläche, wo er über seinen Hinterleib Luft aufnimmt. Die speichert er in einem Raum zwischen Deckflügeln und Hinterleib und in einer Atemblase. Der Luftvorrat dient nicht nur der Sauerstoffversorgung. Der clevere Käfer passt die Luftmenge dem unterschiedlichen Wasserdruck an – je nachdem wie tief er taucht. So versucht er, das gleiche Gewicht wie das Wasser anzunehmen. Ein Prinzip, das sich auch Taucher durch ihre Tarierwesten zu Nutzen machen.

Gefleckter Schnellschwimmer ist geschickter Räuber
Der Käfer ist ein geschickter Jäger: Auf seiner Speisekarte stehen kleinere Wassertiere aller Art, die er durch spezielle Sensoren aufspürt. Insektenlarven, Kaulquappen oder Fischbrut packt er sich mit den Vorderbeinen und zerkleinert sie mit seinen Mundwerkzeugen.

Larven des Käfers sind auch als „Zorros“ bekannt
Zur Paarung ziehen sich verliebte Käfer unter die Wasseroberfläche zurück. Hier heftet sich das Männchen mithilfe besonders ausgebildeter Fußglieder auf dem Halsschild des Weibchens fest, um es zu begatten. Das Weibchen legt die befruchteten Eier ab, aus denen sich Larven entwickeln, die sich leicht an einem dunklen Querband auf dem Kopf von anderen Schwimmkäferarten unterscheiden lassen. Diese Zeichnung erinnert an „Zorros“ Augenbinde.

Larven-Mahlzeit: Injizieren, verflüssigen, aufsagen
Je kleiner, umso hungriger, möchte man meinen, denn die Nachkommen sind ausgesprochen gefräßige Räuber. Da sie weder kauen noch schlucken können, verfügen sie über scharfe, zangenartige Mundwerkzeuge, in denen ein Kanal verläuft. Sie ergreifen die Beute und injizieren durch den Kanal ein enzymhaltiges Verdauungssekret. Die Beute ist gelähmt und die Vorverdauung beginnt. Den verflüssigten Körperinhalt des Opfers saugt die Käferlarve einfach auf.

Nach drei Stadien, in denen sich die Larve regelmäßig häutet, klettert sie an Land. Im Uferbereich formt sie aus Erdbrocken und einer Kittsubstanz eine Kugel, in deren Schutz sie sich verpuppt. Je nach Temperatur dauert die Verpuppung zwischen zwei Wochen und drei Monaten, bis der fertige Käfer aus der Puppenhaut schlüpft. Häufig überwintert der Schwimmkäfer aber auch geschützt in der Puppenhöhle.

Vorkommen deutet auf gute Gewässerqualität hin
Der Gefleckte Schnellschwimmer bevorzugt klare Bäche mit mittlerer Fließgeschwindigkeit und die Uferzonen größerer Gewässer als Lebensraum. Man findet ihn häufig zwischen dichten Wasserpflanzen, unter Holz und auf kiesig-sandigem Untergrund – dann gern auch gesellig in kleineren Gruppen. „Auf Gewässerverunreinigungen reagiert er äußerst empfindlich, denn er braucht viel Sauerstoff. Außerdem kann er im trüben Wasser nicht gut jagen“, weiß die Biologisch-technische Assistentin Sylvia Mählmann. Um seinen vollständigen Entwicklungszyklus zu durchleben, braucht der Schwimmkäfer viel Ruhe und außerdem naturnahe Uferstrukturen. „Sein Vorkommen ist damit in Gewässern immer ein positives Zeichen. Toll ist, dass er als guter Flieger andere Gewässerabschnitte zügig als neue Lebensräume erschließen kann“, erklärt Sylvia Mählmann.

Hintergrund
Serie: Bewohner des Monats
Fließgewässer sind die Lebensadern unserer Landschaft. Sie bieten Menschen nicht nur Erholung, sondern sind als Ökosysteme unverzichtbar und schützenswert. Ein Großteil der Wasserlebewesen sind wirbellose Tiere (Makrozoobenthos), die häufig am Boden oder Rand des Gewässers leben. Dazu gehören u.a. Wasserinsekten, Krebstiere, Schnecken und Muscheln. Sie sind ein wichtiger Indikator für die Wasserqualität. Denn nur ein natürliches Gewässer weist eine hohe Anzahl und Vielfalt wirbelloser Tiere auf.

Durch das Programm „Lebendige Lippe“ soll sich der längste Fluss in NRW natürlicher entwickeln. Diese Veränderungen erfassen die Lippeverbands-Mitarbeiter-innen und Mitarbeiter des Labors anhand von Probenahmen entlang der Lippe und ihrer Nebenläufe. Dabei untersuchen sie regelmäßig insgesamt 431 Kilometer Wasserläufe im Verbandsgebiet. Ausgewählte Lebewesen, die etwas über die Wasserqualität verraten, stellt der Lippeverband in den nächsten Monaten in seiner Serie „Bewohner des Monats“ vor.

Programm „Lebendige Lippe“
Die Lippe ist ein 220 Kilometer langer Nebenfluss des Rheins. Sie entspringt in Bad Lippspringe und mündet in Wesel in den Rhein. Auf der rund 147 Kilometer langen Strecke zwischen Lippborg und Wesel fließt die Lippe durch das Gebiet des Lippeverbandes. Hier hat das Land NRW die Unterhaltung und den Ausbau des Flusses an den Lippeverband übertragen.

Der Lippeverband übernimmt neben der allgemeinen Pflicht der Gewässerunterhaltung auch die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie an der Lippe. Hierzu hat der Lippeverband im Jahre 2013 das Programm „Lebendige Lippe“ für seinen Zuständigkeitsbereich aufgelegt und neben der Fortsetzung der bestehenden Projekte mehrere neue Projekte begonnen.

Das übergeordnete Ziel ist die langfristige Verbesserung und Wiederherstellung eines intakten Fluss-Auen-Ökosystems mit einer Erhaltung und Entwicklung von fluss- und auentypischen Strukturen und Lebensgemeinschaften. Für das Landesgewässer Lippe werden zu 100 % Landesmittel eingesetzt.

Europäische Wasserrahmenrichtlinie
Mit der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) wird nicht nur ein „guter Zustand“ für alle Gewässer in den Mitgliedsstaaten der EU bis zum Jahr 2027 gefordert. Seit Inkrafttreten der Richtlinie im Jahr 2000 ist auch die ganzheitliche Betrachtung von Fluss-Einzugsgebieten Allgemeingut geworden. Danach ist der gesamte Fluss von der Quelle bis zur Mündung als Einheit zu sehen. Maßnahmen, die an irgendeiner Stelle des Gewässersystems zu Veränderungen führen, wirken sich auch in anderen Teilen des Einzugsgebiets aus.

Lippeverband
Der Lippeverband ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt.

Seine Aufgaben sind in erster Linie die Abwasserentsorgung und -reinigung, Hochwasserschutz durch Deiche und Pumpwerke und die Gewässerunterhaltung und -entwicklung. Dazu gehört auch die ökologische Verbesserung technisch ausgebauter Nebenläufe. Darüber hinaus kümmert sich der Lippeverband in enger Abstimmung mit dem Land NRW um die Renaturierung der Lippe. Dem Lippeverband gehören zurzeit 155 Kommunen und Unternehmen als Mitglieder an, die mit ihren Beiträgen die Verbandsaufgaben finanzieren.
www.eglv.de