Kiebitze werden gezählt

Der Kiebitz steht am Samstag, 6. April, auf der Ökologiestation in Bergkamen im Mittelpunkt bei einer Art Volkszählung.

Der Kiebitz war 1996 Vogel des Jahres. Der taubengroße Vogel steht auf der Roten Liste.
Der Kiebitz war 1996 Vogel des Jahres. Der taubengroße Vogel steht auf der Roten Liste. Foto: NABU

Vogelliebhaber aus dem ganzen Kreis Unna sind aufgerufen, sich an diesem Tag zu beteiligen. Denn die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Kreis Unna wird nach fünf Jahren wieder die taubengroßen Brutpaare kartieren. (Info: www.oagkreisunna.de oder Mail: info@oagkreisunna.de)

Zuletzt sahen die Zahlen nicht so erfreulich aus. Als im vergangenen Jahr vom NABU (Naturschutzbund Deutschland) die Vogelarten von 3588 gezählten Exemplaren ausgewertet wurden, war darunter nur ein einziger Kiebitz!

Laut NABU leidet der Kiebitz unter Nachwuchsmangel. Erfolgreiche Bruten sind Mangelware, der bundesdeutsche Kiebitzbestand vergreist. Ohne schnelle Hilfe wird die Zahl der Vögel weiter rapide abnehmen. Die Vogel stehen bereits auf der Roten Liste und gelten als gefährdet.

Der Kiebitz ist ein Zugvogel, überwintert im sonnigen Süden. Doch jetzt ist er wieder da. Aber nicht lange. Im Februar und März angekommen, machen sich vor allem Männchen kurz nach dem Schlüpfen der Küken schon ab Mai wieder auf den Weg nach Norddeutschland und an die Kanalküste, wo ruhige Mauserplätze aufgesucht werden. Die flüggen Jungvögel folgen Ende Juni.

Doch im Moment wird bei uns gebalzt: Das Männchen gibt  dabei alles – mit regelrechten akrobatischen Einlagen buhlt es um das auserwählte Kiebitzweibchen. Im Erfolgsfall wird das Gehege später einmal vier Eier enthalten, die beide Elternteile vier Wochen lang bebrüten.

 Kiebitze und ihre Jungen ernähren sich vor allem von Insekten und deren Larven sowie Schnecken und Würmern. Diese finden sie in den weichen, nahrungsreichen Boden von Feuchtwiesen. Doch diese Wiesen werden immer weniger werden für Landwirtschaft genutzt. Aus „Verzweiflung“ brütet der Kiebitz heute auch auf Äckern, Feldern und intensiv genutzten Wiesen. Hier überleben aber meist nicht genug Jungvögel, um den Fortbestand der Art zu sichern. Denn die Mäher zerstören die am Boden befindlichen Gelege und töten die geschlüpften Küken.

Die Folge: Die deutschen Kiebitzbestände nehmen stark ab. Um bis zu 90 Prozent!




Standortsuche für Dinopark wird mühselig

Dino im deutschen Wald
Dino im deutschen Wald

Am Rosendienstag verbrennen die Bergkamener Karnevalsvereine traditionsgemäß ihren Bacchus. Im Ratstrakt beginnt kurz vorher eine ganz andere Beerdigung in drei Akten: Politik und Verwaltung verabschieden sich vom vermeintlichen touristischen Zukunftsprojekt „Dinopark/Evolutionspark im Romberger Wald“.

Den Auftakt macht am Rosendienstag der Ausschuss für Umwelt, Bauen und Verkehr. Am Tag nach Aschermittwoch beschäftigen sich dann der Haupt- und Finanzausschuss mit diesem Thema. Bürokratisch besiegelt wird das Aus für den Dinopark dadurch, dass in dem Entwurf für den Flächennutzungsplan die vorgesehene Fläche wieder als Fläche für die Land- und Forstwirtschaft ausgewiesen und der entsprechende Bebauungsplan zurückgezogen wird.

Bereits in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 5. Februar ist die Verwaltung beauftragt worden, nach Alternativstandorten zu suchen. Hier würde auch der Geschäftsführer der Dinopark NRW GmbH, Peter Montero Küpper, mitmachen, wie er inzwischen öffentlich erklärte. Ist die Suche in Bergkamen erfolglos, will er im restlichen Land NRW nach einem geeigneten Standort suchen.

Fraglich ist, ob sich in Bergkamen etwas Passendes finden lässt. Ein geeigneter Standort wäre zum Beispiel der Wald östlich des Kraftwerks Heil. Der hätte noch den Charme, dass er sich in unmittelbarer Nähe zur Marina Rünthe befindet. Doch hier hat der Eigentümer, der Kraftwerksbetreiber, bereits abgewunken. So etwas als direkten Nachbarn wolle er nicht.

Fraglich ist, ob es überhaupt möglich sein wird, einen Dinopark in einem Wald zu realisieren. Anfang Januar hatte das Umweltministerium der Stadt Bergkamen in einem Schreiben erklärte, dass eine in diesem Fall unumgängliche Umzäunung aus waldrechtlichen Gründen nicht hinnehmbar sei. Deshalb wird sich die Suche auf Nicht-Wald konzentrieren müssen. Infrage käme hier eigentlich nur Weide- oder Ackerland. Das steht aber größtenteils unter Landschaftsschutz. Hinzukommt, dass die Bergkamener Bauern kaum bereit sein werden, landwirtschaftliche Flächen zu opfern.

Blieben eigentlich nur noch die Bergehalden. Dort gehört ein Dinopark nach Auffassung des NABU auch hin, weil dort nichts mehr ökologische kaputtzumachen sei. Der NABU hatte zusammen mit dem BUND im Oktober vergangenen Jahres Landesumweltminister Johannes Remmel (Bündnis 90/Die Grünen) eingeschaltet, nachdem ihre Kritik an den Dinopark-Plänen im Romberger Wald weitestgehend ungehört verhallte.

Allerdings gibt es auch hier wieder ein Problem: Nach dem Landesforstgesetz ist auch der größte Teil der Bergehalden ein Wald.

Wenn am Rosendienst die Bergkamener Karnevalisten ihren Bacchus verbrennen, dann haben sie die Gewissheit, dass ihr Schutzpatron pünktlich zum Start der nächsten fünften Jahreszeit am 11. 11. wieder auferstehen wird. Ob es für einen künftigen Dinopark in Bergkamen zumindest einen Hoffnungsschimmer gibt, ist mehr als ungewiss.




Die Kreuzkröte, ein Stolperstein für die Wasserstadt?

Die Waldschnepfe, die Fledermausart „Braunes Langohr“ und andere seltene Tiere und Pflanzen haben das Projekt „Dinopark“ zu Fall gebracht. Das Landesumweltministerium hat den Romberger Wald praktisch für unantastbar erklärt. Beim wesentlich wichtigeren Bergkamener Zukunftsprojekt, der „Wasserstadt Aden“, haben bisher zumindest in der öffentlichen Diskussion Naturschutzfragen überhaupt keine Rolle gespielt. Könnte sich das rächen?

Keine Bange! Der Naturschutzbund Deutschland (NABU), vorneweg ihr Kreisvorsitzender Bernd Margenburg, hat zwar auf der Brache der ehemaligen Zeche Haus Aden manches Schützenswertes wie die seltene Kreuzkröte und den Flussregenpfeifer ausgemacht, doch scheitern lassen möchte der Öko-Verband die Wasserstadt nicht.

„Wir sind doch keine Verhinderer“, betont Margenburg. Er möchte nur, dass bei aller Euphorie über die Chancen Bergkamens durch die Realisierung des Projekts frühzeitig die Belange von Natur und Umwelt berücksichtigt werden. Das mag er zurzeit nicht erkennen und sieht deshalb die Gefahr, dass Versäumtes nachgeholt werden muss. Der Zeitplan für den Bau der Wasserstadt könne deshalb erheblich ins Trudeln geraten.

Er fordert deshalb die Planer der Wasserstadt zum Dialog auf. Kreuzkröte, Flussregenpfeifer & Co. könnten umgesiedelt werden. Der NABU hat sich sogar ungefragt auf die Suche nach einer Ersatzheimat gemacht – und ist fündig geworden.

Hierbei handelt es sich auch um ehemaliges Bergbaugelände in Bergkamen. Dass sich die Haus Aden-Brache im Verlauf von über zehn Jahren zu einem Rückzugsgebiet für seltene Tiere entwickelt hat, ist kein Wunder. Der Flussregenpfeifer braucht zum Beispiel für sein Brutgeschäft Schotterflächen. Eine andere Bedingung ist, dass Menschen ihn nicht dabei stören.

„Betreten verboten“ heißt es noch auf Haus Aden. Hinzu kommt, dass die Brache eher wie eine Mondlandschaft wirkt und sie deshalb für Spaziergänger und Erholungssuchende wenig einladend wirkt. Das soll sich auch nach Meinung des NABU mit der Wasserstadt ändern.

Der Naturschutzbund bietet seine Hilfe an, weil die Stadt Bergkamen seit Jahren auf ein Umweltamt verzichtet. Es wurde damals mit dem Planungsamt zusammengelegt. Bernd Margenburg glaubt, dass deshalb die Belange von Natur und Umwelt bei den städtischen Planungen nicht entschieden genug berücksichtigt und vertreten würden, weil es eigene Umweltexperten, die sich auch im komplizierten Umweltrecht auskennen, in der Verwaltung nicht gebe. Das habe die Diskussion über den Dinopark und letztlich dessen Scheitern sehr deutlich gemacht.