Am kommenden Sonntag, 18. September, feiert die Friedenskirchengemeinde „60 Jahre Thomaskirche“ mit einem Gottesdienst um 11 Uhr und anschließendem Fest rund um die Kirche.
60 Jahre Thomaskirche: Vom Kirchsaal zum Gemeindezentrum
Wer in das Gemeindezentrum Thomaskirche geht, wird den Grundstein unten links neben der Eingangstür sehen: 1956. Dies bezeichnet das Jahr, in dem die Kirche eingeweiht wurde.
Damals gehörte der Bezirk rund um die damals noch namenlose Kirche zur Kirchengemeinde in Kamen. Durch die Neubauten, die in Overberge entstanden, wurde der Bedarf nach einer eigenen Kirche immer größer. Im Bezirk Overberge entstanden Männerdienst, Posaunenchor und Frauenhilfe mit einem Singekreis, die sich, mangels eigener Räumlichkeiten, in der Gaststätte Schmülling trafen.
Der damalige Presbyter Schlüter gründete 1954 schließlich einen Kirchbauverein. Es war die Zeit, wo in Deutschland allerorten neue Kirchen, Gemeindehäuser und Gemeindezentren entstanden. Die Bevölkerung wuchs. Und so, nahm man an, würde es auch mit der evangelischen Kirche sein.
Von Bauer Klute wurde das Grundstück gekauft. Der Bau konnte beginnen. Himmelfahrt 1956 wurde dann schon Richtfest gefeiert. Pfarrer Busch aus Kamen hält die Andacht, der Singekreis und Schulkinder singen unter Leitung des Lehrers. Der Bau ging zügig voran.
Schließlich konnte der Kirchsaal am 1. Advent 1956 durch Pastor Philipps und Superintendent Küstermann feierlich eingeweiht werden. Auch wurde an diesem Tag schon ein Kind getauft: Jürgen Darenberg, dessen Großvater den Dachstuhl gezimmert hatte. Die Baukosten beliefen sich auf runde 80.000 DM, weil ein Großteil der Handwerker zum Selbstkostenpreis gearbeitet hatte.
Nun hatte der Stadtteil Overberge auch sein eigenes kleines Kirchlein. War es doch nicht, wie der Name schon verrät, eine „richtige“ Kirche sondern ein Kirchsaal, der unter der Woche auch zu Treffen der Gemeindegruppe genutzt werden konnte. Am besten zu sehen durch den recht besonderen Altarraum, der auch als Bühne mit Vorhang genutzt werden konnte, oder die Bänke, die Schreinermeister Knapp so konstruiert hatte, dass sie umgeklappt auch als Tische benutzt werden konnten.
Die ersten zehn Jahre bleibt der Kirchsaal noch orgellos; erst 1966 wurde dann eine Orgel angeschafft.
Für den wachsenden Bezirk wurde der Kirchsaal dann im Laufe der Zeit zu klein: Es bildeten sich neue Gruppen, hauptsächlich in der Erwachsenenbildung, die wiederum neue Räume brauchten: So entstand dann 1978/79 der Anbau an die Kirche, der in vielen Teilen aber auch einen Umbau bedeutete: So wurde z. B. die Küche verlegt und eine neue Toilettenanlage gebaut. Es entstanden drei Gruppenräume und der Saal neu.
Im Laufe der Jahre wächst nicht nur der Bezirk rund um die Thomaskirche sondern die ganze Friedenskirchengemeinde: Anfang der 90er Jahre zählte sie etwa 16.000 Gemeindeglieder – heute sind es noch knapp 11.000.
Diese Entwicklung ging weder an der Friedenskirchengemeinde insgesamt noch an der Thomaskirche selbst vorbei: Die Jahrhundertwende markierte auch eine Wende in unserer Gemeinde. Die Zahl der Pfarrstellen wurde von sieben auf heute vier reduziert; die Zahl der Gemeindezentren von sechs auf drei. Lange überlegt, plante, verwarf und schließlich beschloss das Presbyterium, die Gemeindezentren Büscherstiftung, Bodelschwingh- und Wichernhaus zu schließen und dafür die verbleibenden drei Gemeindezentren so auf den Stand zu bringen, dass sie in mittlerer Zukunft gut bestehen könnten.
Für die Thomaskirche bedeutete dies: Nachdem nach der Erweiterung des Kirchsaal Ende der 70er Jahre kaum noch in das Gebäude investiert worden war, standen nun größere Renovierungsarbeiten an. Die recht neuen Fenster der Büscherstiftung sollten in den Kirchsaal der Thomaskirche integriert werden, es musste ein größere Küche her, Eingangsbereich und Toiletten mussten dringend renoviert werden. Schließlich sollte auch die Glocke aus der Büscherstiftung an der Thomaskirche ihre neue Heimat finden; es wurde also ein Kirchturm geplant und gebaut. Dies alles in den Jahren 2009 bis 2011.
Fünf Jahre ist dies nun her und die Friedenskirchengemeinde freut sich an diesem Gemeindezentrum, das gut für die Zukunft aufgestellt ist: Nicht zu groß und nicht zu klein, ein würdiger Kirchraum, und Gruppen, die sich wohl fühlen.
Es war eine bewegte Geschichte in den vergangenen 60 Jahren. Wünschen wir der Kirche und allen Menschen, die dort ein und ausgehen, das, was jeden Gottesdienst beschließt: Den Segen Gottes. Für alle Zeit, die vor ihnen liegt.