Neue Windräder in Bergkamen müssen den Bürgern nützen

Die Bergkamener Stromkunden der Gemeinschaftsstadtwerke müssen auf ihren Konten ab sofort mehr Geld für die regelmäßigen Zahlungen an das kommunale Energieversorgungsunternehmen bereithalten. Ursache ist nicht nur die Umstellung von der bisher 12-monatigen Zahlweise auf 11 Monate. Ans Portemonnaie geht auch die Anhebung des Strompreises um rund 12 Prozent zum 1. Januar. Die GSW begründen dies vor allem mit den finanziellen Folgen des „Erneuerbare Energiegesetzes“ (EEG).

Trianel Kraftwerk Lünen
Trianel Kraftwerk Lünen

Das EEG lässt bei den meisten Betreibern von Wind- oder Solaranlagen die Kasse sprudeln. Die gesetzlich verordnete Vergütung liegt höher als bei den Betreibern konventioneller Kraftwerke. Kein Wunder, dass bei garantierten Einnahmen und Gewinnen, dass auch in Bergkamen die Begehrlichkeiten, Windräder zu installieren, gewachsen sind. 16 mögliche Flächen gibt es, die dafür infrage kommen, nach einer ersten Analyse der Stadtverwaltung. Auch die Bergehalde Großes Holz ist ins Visier der Investoren geraten. Der „Öko-Multi“ Prokon möchte dort einen Windpark mit fünf Anlagen und einer Gesamtnennleistung von 15 MW errichten.

Wenn hier die sogenannten Marktgesetze funktionieren würden, dürften eigentlich keine neuen Windräder mehr gebaut werden, auch in Bergkamen nicht. Denn inzwischen gibt es wegen des Ausbaus der erneuerbaren Energien in Deutschland ein Überangebot an Strom. Resultat ist, dass frei handelbarer Strom billiger geworden ist. Die böse Folge für die Stromverbraucher ist, dass die Differenz der Preis von konventionellen und Öko-Strom größer geworden ist. Hierfür muss der Stromkunde, auch bei der GSW, mit seinem Geldbeutel herhalten.

„Die Erosion der Strompreise durch den ungezügelten Ausbau der Erneuerbaren macht jegliche Investition in die Energiewende zu einem ökonomischen Blindflug“, sagt Sven Becker, Sprecher der Geschäftsführung des Stadtwerke-Netzwerks Trianel. An diesem Netzwerk sind die GSW beteiligt, direkt sogar am Trianel Kohlekraftwerk in Lünen und am Trianel Windpark Borkum. Für beide Projekte hat Becker herbe Verluste in den nächsten Jahren angekündigt. Die Zeche dafür zahlen die Verbraucher und die Kommunen.

Mit dem Trianel Kohlekraftwerk Lünen wird, so die aktuelle Planung, im 3. Quartal 2013 laut Betreiber das effizienteste Kohlekraftwerk Deutschlands mit einem Wirkungsgrad von knapp 46 Prozent ans Netz gehen. „Das Kraftwerk wird schon im ersten Betriebsjahr mit 7.000 Volllast-Betriebsstunden ein wichtiger Baustein der Versorgungssicherheit sein und dennoch Verluste einfahren“, erklärt Becker. An dem Kraftwerk sind neben Trianel 29 Stadtwerke und regionale Energieversorger wie die GSW beteiligt.

Für Ende des Jahres ist die kommerzielle Inbetriebnahme des Trianel Windparks Borkum mit 40 Anlagen und einer Leistung von 200 Megawatt geplant. Auch hieran sind die GSW beteiligt. Bereits seit September 2011 laufen die Bauarbeiten für den ersten kommunalen Offshorewindpark in der Nordsee, 45 km vor der Küste Borkums. Ursprünglich war der Fertigstellungstermin für Ende 2012 angedacht. Aufgrund der Verzögerungen beim Netzanschluss durch den zuständigen Netzbetreiber musste jedoch der Errichtungszeitplan mehrfach verschoben werden. Für die Stadtwerke und Trianel ist dabei ein finanzieller Mehraufwand im hohen zweistelligen Millionenbereich entstanden.

Konsequenz aus dieser Entwicklung kann eigentlich nur sein, dass möglichst viele der neuen Windräder im Stadtgebiet von den GSW betrieben werden, damit die Kosten der unbestreitbar notwendigen Energiewende für die Verbraucher nicht zu hoch ausfallen. Zur Erinnerung: Die Gewinne der GSW fließen den beteiligten Kommunen zu und kommen so den Bürgern in Bergkamen, Kamen und Bönen zugute.

Das müsste eigentlich dem Regionalverband Ruhr, dem Eigentümer der Bergehalden als möglicher Standort eines Windparks mit insgesamt  fünf Windrädern verständlich werden. Auf den Halden, so sie denn dort errichtet werden, können wegen der guten Windverhältnisse auf Bergkamener Stadtgebiet am wirtschaftlichsten betrieben werden.

Zum Thema EEG und Strompreise hat sich auch der Chef des Dortmunder Energieversorgungsunternehmens DEW21 Frank Brinkmann geäußert: http://www.derwesten.de/staedte/dortmund/dortmunder-versorgerchef-sagt-steigende-strompreise-voraus-id7585346.html.




Gibt es bald wieder einen Rosenmontagszug durch Bergkamen?

Ausgerechnet Bergkamens zweitkleinster Stadtteil, Overberge, könnte sich mit dem Haus Schmülling zum Zentrum des karnevalistischen Frohsinns in der Nordbergstadt entwickeln. Das ist jedenfalls das erklärte Ziel von Marco Niedenführ, wie er vor wenigen Wochen bei einem Treffen mit dem Stadtjugendring erklärte: Marco Niedenführ ist Vorsitzender des Karnevalvereins „Fidelen Narrenschar“. Und im vergangenen Jahr hat er als Wirt die Overberger Traditionsgaststätte Haus Schmülling übernommen.

Die Kreuzkröte, ein Stolperstein für die Wasserstadt?

Die Waldschnepfe, die Fledermausart „Braunes Langohr“ und andere seltene Tiere und Pflanzen haben das Projekt „Dinopark“ zu Fall gebracht. Das Landesumweltministerium hat den Romberger Wald praktisch für unantastbar erklärt. Beim wesentlich wichtigeren Bergkamener Zukunftsprojekt, der „Wasserstadt Aden“, haben bisher zumindest in der öffentlichen Diskussion Naturschutzfragen überhaupt keine Rolle gespielt. Könnte sich das rächen?

Keine Bange! Der Naturschutzbund Deutschland (NABU), vorneweg ihr Kreisvorsitzender Bernd Margenburg, hat zwar auf der Brache der ehemaligen Zeche Haus Aden manches Schützenswertes wie die seltene Kreuzkröte und den Flussregenpfeifer ausgemacht, doch scheitern lassen möchte der Öko-Verband die Wasserstadt nicht.

„Wir sind doch keine Verhinderer“, betont Margenburg. Er möchte nur, dass bei aller Euphorie über die Chancen Bergkamens durch die Realisierung des Projekts frühzeitig die Belange von Natur und Umwelt berücksichtigt werden. Das mag er zurzeit nicht erkennen und sieht deshalb die Gefahr, dass Versäumtes nachgeholt werden muss. Der Zeitplan für den Bau der Wasserstadt könne deshalb erheblich ins Trudeln geraten.

Er fordert deshalb die Planer der Wasserstadt zum Dialog auf. Kreuzkröte, Flussregenpfeifer & Co. könnten umgesiedelt werden. Der NABU hat sich sogar ungefragt auf die Suche nach einer Ersatzheimat gemacht – und ist fündig geworden.

Hierbei handelt es sich auch um ehemaliges Bergbaugelände in Bergkamen. Dass sich die Haus Aden-Brache im Verlauf von über zehn Jahren zu einem Rückzugsgebiet für seltene Tiere entwickelt hat, ist kein Wunder. Der Flussregenpfeifer braucht zum Beispiel für sein Brutgeschäft Schotterflächen. Eine andere Bedingung ist, dass Menschen ihn nicht dabei stören.

„Betreten verboten“ heißt es noch auf Haus Aden. Hinzu kommt, dass die Brache eher wie eine Mondlandschaft wirkt und sie deshalb für Spaziergänger und Erholungssuchende wenig einladend wirkt. Das soll sich auch nach Meinung des NABU mit der Wasserstadt ändern.

Der Naturschutzbund bietet seine Hilfe an, weil die Stadt Bergkamen seit Jahren auf ein Umweltamt verzichtet. Es wurde damals mit dem Planungsamt zusammengelegt. Bernd Margenburg glaubt, dass deshalb die Belange von Natur und Umwelt bei den städtischen Planungen nicht entschieden genug berücksichtigt und vertreten würden, weil es eigene Umweltexperten, die sich auch im komplizierten Umweltrecht auskennen, in der Verwaltung nicht gebe. Das habe die Diskussion über den Dinopark und letztlich dessen Scheitern sehr deutlich gemacht.