Back Pro: SPD-Arbeitnehmener rufen nach dem Staatsanwalt und Konsequenzen vom Bund

Der AfA-Stadtverband Bergkamen (Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD) verurteilt scharf die Vorgehensweise von Back Pro (ehemals Westermann). Geschäftsführer Peter Stahnke hatte den Betriebsrat der Großbäckerei weder über das am Montag eröffnete Insolvenzverfahren noch über die Entlassung der Mitarbeiter informiert.

Auch die AfA ruft jetzt nach dem Staatsanwalt und nach entsprechenden Aktivitäten des Gesetzgebers. Wörtlich heißt es in der Erklärung, die die AfA Kurz vor Beginn der Maikundgebung mit Peer Steinbrück in Oberaden (Beginn 11 Uhr in der Römerberg-Sporthalle) veröffentlicht hat:

„Es ist unglaublich, was sich einige Arbeitgeber erlauben. Kündigungen ohne Bertriebsrat, mal eben die Filialen verkaufen, zig Gesellschaften gründen damit alles unübersichtlich wird. Und zum Schluss wenn ich genug Geld rausgezogen habe, dann gehe ich zum Insolvenzverwalter mir geht es ja gut und die Arbeitnehmer/innen sollen sehen wie sie klar kommen.Langsam wird es Zeit das sich auch die Justiz um diese Praktiken kümmert. Auch der Gesetzgeber muß endlich mal handeln und diese Vielzahl an Gesellschaftsformen mal auf eine überschaubare Linie bringen. Wir der AfA Stadtverband Bergkamen erklären uns solidarisch mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern der Fa. Back Pro Backwarenvertriebs GmbH.“




Gymnasiasten erlebten bewegende Tage in der Partnerstadt Wieliczka

Sichtlich erschöpft, aber mit vielen schönen Erinnerungen kehrten am vergangenen Sonntag zwölf Schülerinnen und Schüler des Städtischen Gymnasiums Bergkamen vom Austausch aus Bergkamens Partnerstadt Wieliczka in Polen zurück.

Gruppenfoto vor der Marienkirche in Krakau
Gruppenfoto vor der Marienkirche in Krakau

Hinter ihnen lagen acht schöne Tage voller Gastfreundschaft und Sehenswürdigkeiten, sodass beim Abschied am Krakauer Hauptbahnhof die eine oder andere Träne geflossen ist. Neben Besichtigungen des weltberühmten Salzbergwerkes in der Partnerstadt Wielcizka sowie der Krakauer Altstadt waren auch zwei Tage in Zakopane, einer polnischen Wintersportstadt in den Bergen der hohen Tantra, auf dem Programm der Jugendlichen. Durch gemeinsame Abende in den Gastfamilien und mit anderen Jugendlichen aus Polen sind Freundschaften entstanden. Gegenbesuche in den Sommerferien sind bereits in Planung.

Besonders in Erinnerung ist den Jugendlichen sicherlich der Besuch im ehemaligen Konzentrationslager in Auschwitz geblieben. „Das war schon ziemlich schrecklich, die ganzen persönlichen Gegenstände der Häftlinge zu sehen. Allerdings war das Wetter an diesem düsteren Ort am Tag unseres Besuches ein wenig zu schön“, fasste eine Schülerin ihre Eindrücke zusammen.

Lehrer Christoph Golombek, der die Gruppe zusammen mit der Mutter einer Schülerin begleitete, freute sich vor allem über die nicht vorhandenen Kommunikationsprobleme zwischen den polnischen und deutschen Schülerinnen und Schülern. „Die meisten Schülerinnen und Schüler sprachen kein Polnisch und viele Gastfamilien konnten auch kein Deutsch. Trotzdem hat die Kommunikation untereinander wunderbar funktioniert“, beschreibt Golombek die Situationen in den Gastfamilien.

Der Austausch mit der Partnerschule in Wieliczka soll im Übrigen auch im nächsten Jahr fortgeführt werden. Beide Seiten werden in den nächsten Wochen die nötigen Anträge stellen.




Back Pro, ehemals Westermann, erneut in der Insolvenz und entlässt Mitarbeiter

Am Montag ordnete das Amtsgericht Dortmund das Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen der Back Pro Backwarenvertriebs GmbH, ehemals Westermann, in Oberaden an. Nur einen Tag später kündigte Back Pro-Geschäftsführer Peter Stahke den Beschäftigten am Produktionsstandort Bergkamen.

Bäckerei Westermann in Oberaden.
Bäckerei Westermann in Oberaden.

Das sei ohne Beteiligung des Betriebsrats geschehen, kritisiert der Sekretär der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Und: „Maschinen und Ausstattungen aus Bergkamen werden offensichtlich derzeit  abtransportiert“, erklärt er. Ziel sei möglicherweise Dortmund-Hörde, dem ehemaligen Sitz der Bäckerei Feldkamp.

Was ebenfalls merkwürdig erscheint: Die Filial-Beschäftigten der Back Pro Vertrieb haben am Freitag vergangener  Woche eine Mitteilung erhalten, dass sie rückwirkend seit dem 15.04.2013 in der „Westermann Lünen und Dortmund UG haftungsbeschränkt i.Gr.“, Unterschrift „Feldkamp“ beschäftigt sind. Gegenüber Antenne Unna erklärte Sträter, dass die Beschäftigten ein Schreiben erhalten hätten, nachdem die Filialen künftig von anderen Bäckereien beliefert werden sollen. „Offensichtlich sollen sie nicht durch die Insolvenz betroffen sein“, vermutet Sträter. Anfang April hatte Frau Scholzen-Stahnke (Geschäftsführerin der Back Pro Filial GmbH) 11 von 14 Filialen der insolventen Bäckerei Frank Feldkamp gekauft.

Gewerkschaft NGG ruft nach dem Staatsanwalt

Geschäftsführer Stahnke teilte den gekündigten Beschäftigten der Produktionsstätte Bergkamen
schriftlich mit, dass er aus wirtschaftlichen Gründen Insolvenz anmelden musste. „Die Beschäftigten sind unwiderruflich von der Arbeit bis zur Kündigungsfrist freigestellt worden“, so Sträter weiter. „Der Betriebsrat wurde bei den Kündigungen von Herrn Stahnke übergangen. Die Kündigungen sind unrechtmäßig, da der Betriebsrat nicht beteiligt wurde.“

Auch hatte der Betriebsrat keinerlei Informationen über den Insolvenzantrag und die Betriebsschließung. Betriebsratsvorsitzender Sascha Hartung: „Wir wissen alle nicht, was wir machen sollen und sind völlig ratlos. Es kann doch nicht sein, dass wir von heut auf morgen auf die Strasse gesetzt werden. Gestern haben wir noch gearbeitet, jetzt müssen wir alle Zuhause bleiben. Dies ist ungeheuerlich.“

Manfred Sträter, Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), kritisiert die Vorgehensweise von Peter Stahnke als „menschenverachtend“. Bereits vor der Übernahme am 1. November hatte NGG öffentlich vor Stahnke und Feldkamp („Ein mieser Chef“) gewarnt. „Unsere schlimmsten Befürchtungen sind eingetroffen. Es ist an der Zeit, dass sich ein Staatsanwalt mit diesem Gebaren beschäftigt!“.




Steilmann Mehrheitsaktionär bei Adler Modemärkten

Steilmann in Bergkamen ist jetzt Mehrheitsaktionär bei Adler. Laut Agenturberichten besitzt das Bergkamener Unternehmen 49,96 Prozent der Anteile an der Adler Modemärkte AG mit Sitz in Haibach bei Aschaffenburg. Das Bundeskartellamt hat inzwischen dem Kauf zugestimmt.

Der Kaufpreis für das Aktienpaket soll 53 Millionen Euro betragen haben. Damit hat Steilmann als Hauptaktionär die Stimmenmehrheit der Jahreshauptversammlung von Adler, die wegen dieser Turbulenzen von Mai in den Juni verschoben worden ist.

AdlerMehr Aktien will Steilmann offensichtlich gar nicht erwerben. Das vorgeschriebene Kaufangebot an die Kleinaktionäre von 6,29 Euro pro Aktie liegt unter dem Börsenpreis. Der Sitz von Adler soll nach den bisherigen Steilmann-Plänen in Haibach bleiben. An am Konzept der Adler Modemärkte wird erstmal nicht geändert werden. Angestrebt wird aber eine Kooperation im Vertrieb und in der Produktion.

Adler betreibt nach eigenen Angaben fast 170 Modemärkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz und beschäftigt etwa 4.400 Mitarbeiter. 2012 setzte die Kette 506 Mio. Euro um. Der Gewinn belief sich auf 10 Mio. Euro.

 




GSW unterbrechen Fernwärmeversorgung

Wegen dringender Reparaturarbeiten an der Fernwärmeversorgungsleitung werden die GGemeinschaftsstadtwerke  am kommenden Dienstag, den 7. Mai, von 8 bis ca. 16 Uhr im Bereich Hochstraße, Auf der Alm und Auf der Klause die Wärmeversorgung unterbrechen.

Folgende Hausnummern sind betroffen:

Hochstraße:         Hausnummern 78, 83 und 87

Auf der Alm:        Hausnummern 18, 22 und 26

Auf der Klause:              Hausnummer 18




Schwarzer 5er BMW erheblich beschädigt

Am Montag parkte in der Zeit von 9 Uhr bis 20.30 Uhr ein schwarzer 5 er BMW auf dem Parkplatz eines Kaufhauses Am Römerlager. Bei der Rückkehr zum Fahrzeug stellte der Halter starke Beschädigungen mittig des Hecks fest. Der Sachschaden wird auf etwa 3 000 Euro geschätzt. Wer kann Angaben zum Unfall oder zum Verursacher machen? Hinweise bitte an die Polizei in Bergkamen unter der Rufnummer 02307 921 73 20 oder 921 0.




Steilmann Mehrheitsaktionär bei Adler Modemärkten

Steilmann in Bergkamen ist jetzt Mehrheitsaktionär bei Adler. Laut Agenturberichten besitzt das Bergkamener Unternehmen 49,96 Prozent der Anteile an der Adler Modemärkte AG mit Sitz in Haibach bei Aschaffenburg. Das Bundeskartellamt hat inzwischen dem Kauf zugestimmt.

Der Kaufpreis für das Aktienpaket soll 53 Millionen Euro betragen haben. Damit hat Steilmann als Hauptaktionär die Stimmenmehrheit der Jahreshauptversammlung von Adler, die wegen dieser Turbulenzen von Mai in den Juni verschoben worden ist.

AdlerMehr Aktien will Steilmann offensichtlich gar nicht erwerben. Das vorgeschriebene Kaufangebot an die Kleinaktionäre von 6,29 Euro pro Aktie liegt unter dem Börsenpreis. Der Sitz von Adler soll nach den bisherigen Steilmann-Plänen in Haibach bleiben. An am Konzept der Adler Modemärkte wird erstmal nicht geändert werden. Angestrebt wird aber eine Kooperation im Vertrieb und in der Produktion.

Adler betreibt nach eigenen Angaben fast 170 Modemärkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz und beschäftigt etwa 4.400 Mitarbeiter. 2012 setzte die Kette 506 Mio. Euro um. Der Gewinn belief sich auf 10 Mio. Euro.




Plakatgedichte für das nächste Halbjahr ausgewählt

Seit einem halben Jahr gibt es in Bergkamen das Plakatgedicht: Jeden Monat veröffentlich das Kulturreferat mit der Stadtbibliothek ein neues Gedicht von bekannten und unbekannten Autorinnen und Autoren. Erwachsene, Jugendliche und Kinder jeder Altersstufe können ihre Gedichte einreichen, eine Jury wählt halbjährlich die Gedichte aus.

In der vergangenen Woche sind die Entscheidungen für die nächste Plakatrunde gefallen. Die sechsköpfige Jury hatte aus 34 Gedichten von insgesamt 15 Autorinnen und Autoren in der Altersspanne zwischen 15 und 77 Jahren zu wählen. Aus der Vielzahl der interessanten Beiträge auszuwählen, machte sie sich nicht leicht.

Am Ende der Diskussion standen folgende Autorinnen und Autoren für das Plakatgedicht fest:

Carola Seiffert, Bergkamen: Ohne Titel

Selina Yalcinkaya. Bergkamen, Schülerin: Perfekt

Bernhard Büscher, Kamen, ehem. Polizist, Autor: Die Hände unserer Mütter

Klaus Goehrke, Kamen, Autor und ehem. Lehrer und Mitbegründer der Gesamtschule Kamen: Gänge im Sommer

Horst Hensel, Dr., Autor, einige hundert Veröffentlichungen zu Literatur, Kunst, Kultur, Politik, Gesellschaft und Geschihte, Beiträge zur Pädagogik, l: Agrarische Einsicht

Dieter Treeck, Dortmund, ehem. Bergkamener Kulturdezernent, Autor,Mitbegründer des Westf. Literaturbüros Unna: Die Last der Jahre

Die Jurymitglieder waren: Marlies Fahling, Lehrerin an der Gesamtschule, Marina Schledewitz, Vorsitzende des Vereins der schönen Künste, Rüdiger Weiß, Landtagsabgeordneter, Thomas Grziwotz, Stadtverordneter und Kulturausschuss-Vorsitzender, Winfried Müller, ehem. Lehrer des Städt. Gymnasiums Bergkamen, Lukas Peuckmann, wissenschaftlicher Assistent von Rüdiger Weiß im Landtag

Ab Juni werden die Gedichte in den Kultureinrichtungen der Stadt Bergkamen, in den Schulen, in der Bücherei Hopp und in öffentlichen Einrichtungen und Institutionen aushängen.




Fledermausführung im Naturschutzgebiet Beversee

Zu einer Fledermausführung auf der Route Industrienatur im Bergkamener Naturschutzgebiet Beversee lädt RVR Ruhr Grün am Samstag, 4. Mai, 20.30 Uhr, ein.

Wasserfledermaus Foto: RVR
Wasserfledermaus Foto: RVR

Mit Batdetektor, Suchscheinwerfer und Nachtsichtgerät machen sich die Teilnehmer auf die Suche nach den nächtlichen Jägern. Die Veranstaltung unter Leitung von Olav Möllemann dauert etwa zwei Stunden.

Treffpunkt ist der Parkplatz des Naturschutzgebietes an der B 233 (Werner Straße) in Bergkamen-Rünthe. Erwachsene zahlen 5, Kinder 3 Euro.

Nähere Informationen zur Route Industrienatur und das vollständige Programm „Natur erleben“ zum Download stehen unter www.naturerleben.metropoleruhr.de.




Barrierefrei auf den Spuren Alt-Bergkamens über den Nordberg

Die Möglichkeit zur Teilnahme an einer sachkundig geführten und barrierefreien Rundwanderung über den Nordberg, durch die „Alte Kolonie“ und den so genannten „Zechenpark“ bis hin zum Standort der früheren Zeche Grimberg I/II  bietet der Gästeführerring Bergkamen allen interessierten Bürgerinnen und Bürger am kommenden Sonntag, 5. Mai, an.

Gestartet wird zu der etwa zweieinhalbstündigen Fuß-Wanderung um 10 Uhr vor dem Rathaus-Haupteingang gegenüber dem Ratstrakt am Rathausplatz (Busbahnhof). Die Leitung liegt in den Händen von Gästeführer Gerd Koepe, der mit seinem Heimatstadtteil Bergkamen-Mitte, seinen Menschen und seinen Vereinen eng verwachsen und vertraut ist.

Mit ihm können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dieser Exkursion nicht nur tief in die Geschichte des Stadtteils Bergkamen-Mitte und der früheren Altgemeinde Bergkamen eintauchen, sie können sich von ihm auch anschaulich über den unübersehbaren Wandel des Nordbergs und seiner Umgebung sowie über den Werdegang und das Ende der einstigen großen Bergkamener Doppelschachtanlage Grimberg I/II  unterrichten lassen.

Für die Teilnahme an der etwa zweieinhalbstündigen Rundwanderung ist pro Person ein Kostenbeitrag von drei Euro zu entrichten. Für Kinder bis zu zwölf Jahren ist die Teilnahme an der Wanderung kostenfrei.




1. Mai 1973: Herbert Wehner unterstützt den Kampf um die Bergbau-Arbeitsplätze

Die Feiern zum 1. Mai haben in vielen Städten den Charakter eines Volksfests angenommen. Das war vor genmau 40 Jahren in Bergkamen und Kamen ganz anders. Der 1. Mai 1973 war ein Kampftag: Kurz vorher waren die Pläne der Ruhrkohle AG bekannt geworden, das Bergwerk Monopol in Kamen wie viele andere im Ruhrgebiet auch zu schließen.

Herbert Wehner unterstützte den Kampf der Bergleute im östlichen Revier um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Er sprach bei der Mai-Kundgebung 1973 in der Kamener Sporthalle. Rechts neben ihm seine Stieftochter und Sekretärin  Greta Burmeister und links Monopol-Betriebsratsvorsitzender Heinz Dyduch. Foto: Ulrich Bonke
Herbert Wehner unterstützte den Kampf der Bergleute im östlichen Revier um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Er sprach bei der Mai-Kundgebung 1973 in der Kamener Sporthalle. Rechts neben ihm seine Stieftochter und Sekretärin Greta Burmeister und links Monopol-Betriebsratsvorsitzender Heinz Dyduch. Foto: Ulrich Bonke

„Das hätte kurz über lang dazu geführt, dass auch die Zechen in Bergkamen schon recht früh ganz geschlossen wären“, ist heute Manfred Wiedemann überzeugt. Der ehemalige Betriebsratsvorsitzende der neuen Schachtanlage Monopol in Bergkamen war dabei bei der denkwürdigen Mai-Kundgebung vor 40 Jahren in der Doppelturnhalle am Koppelteich in Kamen. Prominenter Unterstützer des Widerstands gegen diese Schließungspläne und Redner bei dieser Maikundgebung war der damalige Fraktionsvorsitzende der SPD, Herbert Wehner.

Als Dank für seinen Einsatz hatte der erste Betriebsratsvorsitzende des neuen Bergwerks Monopol, Heinz Weinberger, acht Jahre Wehner zur Einweihung der neuen Zeche eingeladen. Gleichzeitig ging auch das Kohlekraftwerk in Bergkamen Heil in Betrieb. Dort hatte sich, wie Weinberger sich noch gut erinnerte, die gesamte Prominenz versammelt. Nach seine Ankuft auf Monopol sei er gefragt worden, ob er nicht auch lieber zum Kraftwerk fahren möchte, berichtet Weinberger. In seiner bekannt unwirschen Art habe er das abgelehnt, so Weinberg. „Ich bin vom Monopol-Betriebsrat eingeladen worden und nicht von denen. Ich bleibe hier.“

Wie kam es zum Schließungsbeschluss

Die Gründung der Ruhrkohle AG am 27. November 1968 musste nach über zehnjähriger Dauerkrise des Ruhr-Bergbaus vielen Bergleuten wie ein Hoffnungsschimmer erscheinen. Sie wurde, so die RAG in der Sonderausgabe ihres Mitarbeitermagazins „Steinkohle“ anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens 2008, „als Konsolidierungsunternehmen der deutschen Steinkohlenbergwerke gegründet. Ihr Ziel bestand darin, eine gesunde, wirtschaftliche und soziale Basis für den Steinkohlenbergbau an der Ruhr und die Beschäftigten der Branche zu schaffen.“

Tatsächlich hat sich die Ruhrkohle AG als ein Instrument erwiesen, diese Industriebranche „sozialverträglich“, also ohne Massenentlassungen, allmählich auf null zu fahren. Denn die Hauptprobleme des deutschen Steinkohlenbergbaus konnte auch das neue Mammut-Unternehmen nicht lösen: die fehlende Wettbewerbsfähigkeit auf dem Energiemarkt, die nur durch immense Subventionen durch die öffentlichen Hände ausgeglichen werden konnten.

Zechenschließungen und Arbeitsplatzabbau werden die Folgen sein. Das wurde spätestens im August 1970 klar, als das Unternehmen sein „Grundsatzprogramm“ vorlegte, das unterm Strich die Stilllegung und die Zusammenlegung von Bergwerken bedeutete.

Die Schließung der Kokerei Minister Achenbach in Lünen im Dezember 1971 und die Zusammenlegung der Schachtanlagen Haus Aden und Grimberg 3/4 in Bergkamen zum 1. Januar 1972 gehörten zu den ersten Anpassungsmaßnahmen. Die Einstellung des Tagesbetriebs von Grimberg 1/2 Anfang März 1972 fand in der Stilllegungschronologie des Mitarbeiterarbeiter-Magazins schon keine Erwähnung mehr. Rund 1000 Kumpel konnten ab diesem Tag nicht mehr in Bergkamen, sondern nur noch auf der rund fünf Kilometer entfernten Schachtanlage Monopol einfahren. Zwischen diesen beiden Zechen bestand schon in früheren Jahren eine untertägige Verbindung. 1944 wurden sie auch formal zusammengelegt. Eine weitere Stilllegung betraf am 18. Juli des gleichen Jahres die Kokerei der Zeche Sachsen in Hamm. Es folgte am 31. Januar 1975 das Aus für die Zeche Werne und am 30. Juni 1976 für Sachsen in Hamm. Am 12. Juni 1978 kam die Stilllegung der Kokerei Grimberg 1/2. Bis zu diesem Datum wurde dort noch Kohle von der Schachtanlage Monopol verkokst. Deren Kokerei wurde bereits zu Beginn der 40er Jahre zugunsten der Kokerei von Grimberg 1/2 aufgegeben, weil diese im engen Zusammenhang mit den Chemischen Werken Bergkamen und deren Produktion von Kraftstoffen durch eine Kohlehydrieranlage (Fischer-Tropsch-Anlage) stand.

Stilllegungspläne lösen massive Proteste aus

Auf dem Gelände der Zeche Grimberg 1/2 in Bergkamen entstand bis 1981 das neue Bergwerk „(Neu-)Monopol, die modernste Schachtanlage im europäischen Steinkohlenbergbau. Foto: Ulrich Bonke
Auf dem Gelände der Zeche Grimberg 1/2 in Bergkamen entstand bis 1981 das neue Bergwerk „(Neu-)Monopol, die modernste Schachtanlage im europäischen Steinkohlenbergbau. Foto: Ulrich Bonke

Was ebenfalls nicht in den Annalen zum 40-jährigen Ruhrkohle-Jubiläum nicht vermerkt war, waren die Stilllegungspläne in den Schubladen des Vorstands für das Bergwerk Monopol in Kamen aus dem Jahr 1973. Als die bekannt wurden, lösten sie heftige Protestaktionen in der Belegschaft, aber auch in der Bevölkerung und in der Politik der beiden Nachbarstädte Kamen und Bergkamen aus.

Zwei „glückliche“ Umstände sorgten dafür, dass es doch etwas anders kam. Durch die 1. Ölkrise im November 1973 erhielt plötzlich die Kohle einen neuen Stellenwert in der Energiepolitik der Bundesregierung. So wurden die zig Millionen Tonnen Kohle, die wegen des fehlenden Absatzes auf Halde gekippt wurden, zur nationalen Kohlereserve umdeklariert. Außerdem fanden die Monopoler im damaligen Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Herbert Wehner, einen wortgewaltigen Mitstreiter.

Gerüchte über Schließungspläne für Monopol kursierten schon seit Anfang 1973. Deshalb verzichtete die Schachtanlage darauf, ihr 100-jähriges Bestehen am 3. April 1973 groß zu feiern. Herbert Wehner kam dann am 1. Mai nach Kamen, um unter anderem in der Sporthalle am Koppelteich zu reden. Bei dieser Maikundgebung tauchte zum ersten Mal das Transparent mit der Aufschrift „Monopol muss leben“ auf. Es sollte die zahlreichen Demonstrationen für den Erhalt der Bergbauarbeitsplätze im östlichen Revier in den folgenden mehr als zwei Jahrzehnten begleiten. Ebenfalls Premiere hatte an diesem 1. Mai ein Lied gleichen Titels von der Kamener Songgruppe. Wehner erklärte in Gesprächen am Rande der Kundgebung den damals 3.200 Monopolern und den beiden Städten Kamen und Bergkamen seine volle Unterstützung.

Diese Hilfe von „Onkel Herbert“ wurde auch dringend benötigt, denn am 7. November 1973 tauchten morgens die ersten Rundfunkmeldungen über die geplante Schließung von Monopol im Jahr 1976 auf. „Dieser Beschluss führte bei unseren Kollegen zu Zorn und Unverständnis, weil zu diesem Zeitpunkt der Nahe Osten zum ersten Mal den Ölhahn zudrehen wollte“, heißt es in der Chronik der IGBCE-Ortsgruppe Kamen. Die Niedergeschlagenheit wurde kurz darauf noch größer, nachdem der damalige IGBE-Vorsitzende Adolf Schmidt während einer Jubilarfeier in Kamen erklärt hatte, dass er Monopol keine Überlebenschance zurechne. Als Reaktion darauf riefen die Gewerkschafter zum Schweigemarsch durch Kamen auf.

Am 17. November 1973 empfing Herbert Wehner eine Delegation aus Kamen und Bergkamen in Bonn. Gegenüber dem Kamener IGBE-Vorsitzenden und Betriebsratsvorsitzenden Heinz Dyduch und den beiden Bürgermeistern aus Kamen und Bergkamen, Friedhelm Ketteler und Heinz Kook, erklärte er, dass die SPD-Bundestagsfraktion sich der Forderung nach Neubau eines Kohlekraftwerks voll anschließe. Zu einem Eklat kam es im Kamener Stadtrat, als er eine Resolution zum Thema verabschieden wollte und sich der ehemalige Kamener Bergwerkschef und damaliges RAG-Vorstandsmitgleid, Dr. Heinz Schucht, sich als SPD-Stadtverordneter für befangen erklärte und den Saal verließ.

Neue Hoffnung keimte auf, nachdem der IGBE-Vorsitzende Adolf Schmidt seine Einschätzung der Zukunftsaussichten Monopols änderte. Vor den Delegierten des Gewerkschaftstags in Dortmund erklärte er, dass die IGBE die 5000 bedrohten Arbeitsplätze auf den Schachtanlagen Hansa und Monopol retten wolle. Im September 1974 gab es aus der RAG-Zentrale die ersten Signale, dass sie nun den Stilllegungsbeschluss überdenken wolle.

Neues Kohlekraftwerk soll Arbeitsplätze retten

Ministerpräsident Johannes Rau bei der Inbetriebnahme dedes Kraftwerks Heil und des  neuen Schachtanlage Neu-Monopol in Bergkamen. Er vertrat den erkrankten Bundeskanzler Helmut Schmidt. Foto: Ulrich Bonke
Ministerpräsident Johannes Rau bei der Inbetriebnahme dedes Kraftwerks Heil und des neuen Schachtanlage Neu-Monopol in Bergkamen. Er vertrat den erkrankten Bundeskanzler Helmut Schmidt. Foto: Ulrich Bonke

Ein Jahr später erklärte die NRW-Landesregierung als Antwort auf eine erneute Resolution der Monopol-Belegschaft, dass die Energiewirtschaft ein neues Kohlekraftwerk bauen wolle. Noch größer war die Erleichterung, als die Bundesregierung sowie die beiden Landesregierungen in Düsseldorf und in Saarbrücken ein Milliardenprogramm zur Stützung der Kohle und zur Sicherung der der Energieversorgung ankündigten.

Anfang März 1975 fasste der RAG-Aufsichtsrat den Beschluss, auf dem Gelände der ehemaligen Schachtanlage Grimberg 1/2 in Bergkamen ein neues, wie es damals hieß, das modernste Bergwerk Europas zu bauen. Drei Monate später erklärte Dr. Klaus Schucht vor Bergbau-Experten aus den USA, die Monopol im Rahmen einer Studienfahrt besuchten, dass durch diesen Neubau die einmalige Chance erwachse, die Rahmenbedingungen für eine „menschenwürdige Industrie“ zu schaffen. Allein der Neubau erforderte eine Investitionssumme von über 500 Mio. DM. Hinzu kamen die Kosten für das VEW/Steag-Gemeinschaftskraftwerk in Bergkamen-Heil.

Über fünf Jahre nach seiner Mai-Rede in Kamen lud der Monopol-Betriebsrat Herbert Wehner noch einmal zum Besuch der Kamener Schachtanlage ein. In der Betriebsversammlung am 22. September 1979, bei der der SPD-Politiker auf jeglichen Polizeischutz verzichtet hatte, überreichte Betriebsratsvorsitzender Heinz Dyduch ihm eine Erinnerungsurkunde mit den Worten „Sie sind ein Freund der Monopol-Belegschaft“.

Luftaufnahme vom neuen Bergwerk Monopol und des Kraftwerks Heil.
Luftaufnahme vom neuen Bergwerk Monopol und des Kraftwerks Heil.