Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig erinnern bald an NS-Opfer in Bergkamen

Am 15. Dezember 2021 findet in Bergkamen erstmals eine Verlegung von „Stolpersteinen“ aus dem Erinnerungsprojekt des Kölner Aktionskünstlers Gunter Demnig statt. Mit den Gedenksteinen wird vor Ort in den Städten an die Verfolgten des Nationalsozialismus erinnert. Zumeist werden die Steine am jeweils letzten freiwilligen Wohnsitz der NS-Opfer in den Gehweg eingelassen. Das Erinnerungsprojekt, das Mitte der 1990er Jahre seinen Anfang nahm, gilt mittlerweile als das weltweit größte dezentrale
Mahnmal für die Verfolgten der NS-Diktatur. In über 20 Ländern hat der Künstler mehr als 90.000 Stolpersteine verlegt.

In Bergkamen hat sich eigens ein Arbeitskreis gebildet, dem engagierte Bürgerinnen und Bürger angehören, um das Projekt in der Nordbergstadt zu etablieren. Beteiligt sind daran auch die Willy-Brandt-Gesamtschule und das Städt. Gymnasium. Schülerinnen und Schüler haben in den letzten Monaten die Verfolgungsgeschichte mehrerer Opfer erforscht und dokumentiert. Die Jugendlichen gestalten außerdem einen Teil des Rahmenprogramms am Tag der Verlegung.

Der erste Stolperstein Bergkamens wird um 9:00 Uhr für den früheren Kommunisten August Kühler in der Beverstraße 89 verlegt. Er wurde von den Nazis verfolgt und war für eineinhalb Jahre in KZ-Haft, die er überlebte. Nach der NS-Diktatur engagierte er sich in der SPD und wurde der letzte Bürgermeister der Altgemeinde Rünthe. Er gehört zu den Gründervätern der heutigen Stadt Bergkamen.

Um 9:35 Uhr wird in der Glückaufstraße 6 ein Stolperstein für den Kommunisten Ernst Bronheim verlegt. Gleich nach dem Reichstagsbrand verhafteten ihn die Nazis und ermordeten ihn am 15. April 1933 im KZ Brauweiler.

An der Werner Straße 178 (Höhe JET-Tankstelle) wird um 10:05 Uhr ein Stolperstein für den Juden Max Hermann verlegt, der in der Altgemeinde Overberge wohnte. Er wurde 1938 im KZ Sachsenhausen in Schutzhaft genommen, 1939 zur Zwangsarbeit in Köln verpflichtet und lebte ab 1944 versteckt in Werne-Stockum, wo er die Shoah überstand.

Um 10:35 Uhr werden vier Stolpersteine vor der Präsidentenstraße 53 der jüdischen Familie Hertz gewidmet, die 1938 ihr Textilgeschäft an den Kaufmann Kroes aus Werne verkaufen musste und dann unfreiwillig nach Essen verzog. Von dort flüchtete die Familie in die USA und entkam so dem Holocaust. Die Stolpersteine erinnern an die Eheleuten Hermann und Amalie Hertz und an ihre Töchter Grete und Lieselotte. Die Mädchen wurden 1911 und 1922 in Bergkamen geboren.

Die Verlegung am 15. Dezember wird der Künstler Gunter Demnig persönlich vornehmen. Die Veranstaltung ist öffentlich, jedoch werden Teilnehmer gebeten, eine Maske zu tragen und die Abstandsregeln einzuhalten.

Die sieben Stolpersteine wurden durch die großzügige Spende folgender Personen/Gruppen finanziert:

Aktionskreis Wohnen und Leben Bergkamen e.V.
Bündnis 90/Die Grünen, Ortsverband Bergkamen
Bürger gegen Rechts e.V.
Die Linke, Ortsverband Kamen/Bergkamen
Eheleute Nüsken, Bergkamen
SPD-Fraktion im Rat der Stadt Bergkamen
SPD-Ortsverein Rünthe