Silvester: Feuerwehr in erhöhter Alarmbereitschaft

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In der Vergangenheit musste die Kamener Feuerwehr mehrmals ausrücken, um brennende Papiercontainer zu löschen. Auch während der längsten Nacht des Jahres werden immer wieder Müllsammelbehälter in Brand gesetzt – durch Knallkörper. Wie zu jedem Jahreswechsel flutet die Feuerwehr Kamen daher auch am Dienstagnachmittag wieder Papiercontainer, um Brände durch in die Container geworfene Feuerwerkskörper zu verhindern.

Ohnehin herrscht in der Feuerwehrleitstelle des Kreises an Silvester wieder erhöhte Alarmbereitschaft, denn erneut werden Feuerwerkskörper für viele Millionen Euro (im vergangenen Jahr waren es rund 115 Mio. Euro) in den Himmel geschossen. Erfahrungsgemäß ereignen sich bei unsachgemäßem Umgang viele, zum Teil folgenschwere Unfälle.

Kreisbrandmeister warnt

„Beim Umgang mit Feuerwerkskörpern ist allergrößte Vorsicht geboten“, warnt Kreisbrandmeister Ulrich Peukmann. Verbrennungen und Verletzungen bis hin zum Verlust von Gliedmaßen, Blindheit, aber auch Zimmer- und Hausbrände sind die regelmäßige Bilanz, die Feuerwehren und Rettungssanitäter nach der Silvesternacht ziehen müssen.

Auch wenn die Feuerwerkskörper die erforderliche Sicherheit aufweisen, so verführen sie doch zu manchmal schon sträflichem Leichtsinn. Oft spielt zu starker Alkoholkonsum eine Rolle: Da werden schwere Böller in der Hand gehalten oder als „Scherz“ dem Nachbarn vor die Füße geworfen. Manche treiben es gar auf die Spitze und zünden schwere Kracher innerhalb des Hauses oder auf dem Balkon. „Von der Brandgefahr ganz abgesehen, kann es hier zu schweren Schockerscheinungen oder Verletzungen kommen“, warnt der Kreisbrandmeister.

Eltern sollten ihren Kindern deutlich machen, welche Gefahren mit Knallern, Krachern und Raketen verbunden sind. (Ulrich Peukmann, Kreisbrandmeister)

Ein weiteres Problem: Trotz des absoluten Verkaufsverbotes schaffen es Kinder immer wieder, an das gefährliche „Spielzeug“ zu gelangen. Dies gilt auch für den Neujahrsmorgen, wenn sie nicht gezündete Blindgänger aufsammeln und damit herumspielen. Häufig werden aus den Resten auch neue Knaller gebastelt. Dabei ist die Explosionsgefahr dann besonders groß. Deshalb sollten versagende Feuerwerkskörper sofort mit Wasser unschädlich gemacht werden. „Auch sollten Eltern ihren Kindern deutlich machen, welche Gefahren mit Knallern, Krachern und Raketen verbunden sind“, rät Ulrich Peukmann.

Laute Knallkörper schädigen das Ohr

Neben der Feuerwehr weist auch der Fachbereich Gesundheit und Verbraucherschutz des Kreises darauf hin, dass bei unsachgemäßem Gebrauch von Feuerwerkskörpern wie Kanonenschlägen und Chinaböllern sowie durch Spielzeugwaffen besonders am Innenohr nicht wiedergutzumachende Schäden verursacht werden können. Die Schäden reichen von plötzlichem Hörverlust über Ohrgeräusche (Tinnitus) bis zu Verbrennungen und anderen Verletzungen.

„Untersuchungen zufolge erzeugen im Abstand von acht Metern explodierende handelsübliche Feuerwerkskörper einen Schallpegel zwischen 145 und 155 Dezibel“, weiß Amtsarzt Dr. Bernhard Jungnitz. Bei lärmempfindlichen Personen kann dieser Spitzenpegel schon zu einer leichten Schädigung des Gehörs führen. Im Abstand von einem Meter werden Spitzenpegel zwischen 163 und 173 Dezibel erreicht. Dieser Lärm verstümmelt die sogenannten Sinneshärchen, den empfindlichen Teil im Innenohr. „Solche Schäden sind nicht mehr zu beheben“, warnt Dr. Jungnitz.

Oft sind die Hörverluste nach einer solchen Überlastung des Ohres nicht so stark, dass der Betroffene sie sofort bemerkt und unmittelbar nach der Schädigung einen Arzt aufsucht. Eine wiederholte Überlastung des Ohres beschleunigt zudem den Alterungsprozess. „Es gibt Fälle, in denen Teenager dadurch nur noch die Hörfähigkeit eines Siebzigjährigen haben“, so Dr. Jungnitz. Außerdem besteht die Gefahr, für den Rest des Lebens von chronischen Ohrengeräuschen gequält zu werden.

Aber nicht nur die lauten Knallkörper schädigen das Ohr. Spielzeugpistolen und -revolver sind nach Auskunft des Kreis-Mediziners ebenso gefährlich. Sie verursachen extrem kurze Schallpegelspitzen, die subjektiv als weniger laut empfunden werden, aber immerhin bis zu 160 Dezibel erreichen. Direkt am Ohr abgefeuert, werden sogar 180 Dezibel überschritten. Dr. Jungnitz: „Solche Spitzenpegel führen unweigerlich zu einem bleibenden Innenohrschaden.“

Es gibt Fälle, in denen Teenager nur noch die Hörfähigkeit eines Siebzigjährigen haben. (Dr. Bernhard Jungnitz, Amtsarzt des Kreises Unna)

Aber nicht nur Menschen leiden unter den Knallkörpern, sondern auch Tiere. Außer den zu lauten Geräuschen (viele Tiere können deutlich besser hören als Menschen und erleiden ähnliche Schäden) kommt auch noch die Angst vor den unbekannten Knallern und den Lichteffekten der Raketen. Beim Abschießen von Raketen und Knallkörpern sollte daher Rücksicht auf die Tiere genommen werden.

Bürgerinnen und Bürger sollten ihre Raketen und Knallkörper also nicht in der Nähe von Tieren oder deren Ställen anzünden. Tierbesitzer sollten ihre Hunde und Katzen im Haus lassen und Großtiere sollten in einen Stall eingesperrt werden.