Siedlergemeinschaft „An der Landwehr“ feiert ihr 65-jähriges Bestehen auf dem Spielplatz an der Wilhelm-Raabe-Straße

Die ECA-Siedlung in Weddinghofen. Luftbild aus dem Anfang der 1960er-Jahre.

Die Siedlergemeinschaft „An der Landwehr in Weddinghofen“ feiert am Samstag, 14. September, ab 11 Uhr ihr 65-jähriges Bestehen auf dem Spielplatz an der Wilhelm-Raabe-Straße. Hier feiert auch das Bergkamener Kinder- und Jugendbüro mit, denn der beliebte Spielplatz hat eine Menge neuer Spielgeräte erhalten. Die Arbeiten hierfür sind allerdings wegen der langen Lieferfristen noch nicht abgeschlossen.

Die Siedler wurde vor 65 Jahren von den Bewohnern der damals neugebauten ECA-Siedlung in Weddinghofen zwischen Kuhbach und Landwehrstraße (heute Schulstraße) sowie zwischen Töddinghauser Straße und Pfalzstraße errichtet. Sie leistete einen erheblichen Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot in der damals noch selbstständigen Gemeinde Weddinghofen. Sie wurde zwischen 1952 und 1955 gebaut und bot über 600 Familien Wohnraum. Finanziert wurde sie aus Mitteln des US-amerikanischen Marshall-Plans zum Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg.

Für neun Siedlungen im Ruhrgebiet wurden 100 Millionen DM zur Verfügung gestellt. Bauträger war die Treuhandstelle für Bergmannswohnstätten in Essen. Die Kosten für den Grundstückskauf und für den Bau von Straßen, Kanalisation etc. mussten die jeweiligen Gemeinden und die Bergwerksgesellschaften aufbringen. Die Gemeinde Weddinghofen nahm für die Erschließung der neuen Siedlung einen Kommunalkredit in Höhe von 600.000 DM auf.

Bei genauer Betrachtung veränderte das ECA/MSA-Programm nicht nur das Erscheinungsbild Weddinghofens, sondern auch die Ansprüche, die ihre Bewohner und auch die anderen Einwohner der Gemeinde an ihr Zuhause stellten. Das betraf zum Beispiel den Wohnkomfort, denn die neuen Reihenhäuser hatten Ausstattungsmerkmale, die die meisten Alteingesessenen bis dahin noch nicht kannten.

Dazu gehörten zum Beispiel ein Badezimmer, eine Zentralheizung mit fließendem warmem Wasser und eine Küche, die von den übrigen Wohnbereichen abgetrennt war. Völlig neu war auch, dass mit dem Bau von 351 Eigenheimen und 51 Einliegerwohnung im ersten Bauabschnitt so etwas wie Vermögensbildung für die Bergarbeiterfamilien verbunden war. Durchschnittlich 20.000 Mark betrug damals der Kaufpreis der Reiheneigenheime. Bei einem Monatsverdienst von 400 bis 600 Mark sollten die Familien ihr Häuschen in 40 bis 50 Jahren abgezahlt haben. Nachdem zehn Prozent des Preises abgezahlt waren, sollte der Bauträger das Eigentum auf die jeweilige Familie übertragen. Bedingung war, dass die Bewohner der Eigenheime Bergarbeiterfamilien sein mussten. Sie waren allerdings nicht an eine bestimmte Bergwerksgesellschaft oder Zeche gebunden.

Der 2. und 3. Bauabschnitt der Siedlung wurden nicht mehr aus Marschallplan-Mitteln finanziert. Es entstanden dann auch nicht mehr allein Eigenheime, sondern auch Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen. Hierzu gehörte das sogenannte Hochhaus an der Goethestraße mit acht Ladenlokalen im Erdgeschoss. Dort sorgten unter anderem ein Metzger und ein Lebensmittelhändler für die Versorgung der Bewohner der neuen Siedlung „An der Landwehr“. Zusätzlich siedelte sich auf der Ecke Goethestraße/Schillerstraße ein Konsum an. Erwähnenswert ist vielleicht auch, dass zwei der Ladenlokale im Hochhaus zusammengelegt wurden für eine Gastwirtschaft. Wirtin war hier Weddinghofens spätere Bürgermeisterin und auch langjährige stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Bergkamen, Johanna Lasner.