Protestaktion für die Geburtshilfe: “Man muss es doch versuchen!”
Es möge ja vielleicht sein, dass am Ende kein Arzt zu finden sei für die Geburtshilfestation des Kamener Krankenhauses. Aber versuchen muss man´s doch wenigstens – und zwar, so gut es geht: Das sagen Gewerkschafter, die heute Vormittag in der Fußgängerzone Unterschriften für den Erhalt der Kamener Geburtshilfe sammeln.
Aus den Medien hatten Betroffene – Mitarbeiter, werdende Mütter und andere – erfahren, dass die Abteilung zum 1. Juli schließen soll, weil partout kein(e) Nachfolger(in) für eine ausscheidende Belegärztin zu finden sei. Inzwischen ist vom 1. August die Rede – ein Teilerfolg immerhin, sagt Björn Paul Lucht von der Gewerkschaft Verdi, die Krankenhausmitarbeiter unterstützt. Und genau diese Mitarbeiter hätten durch das Gebaren der Klinikleitung und eine vergeigte Informationspolitik alles andere vermittelt bekommen als den Eindruck, wertgeschätzt zu werden. “Es ist ein Witz”, sagt auch Kamens DGB-Vorsitzender Jürgen Zimmer. Der hat gerade als Patient eine Woche im Hellmig-Krankenhaus verbracht und die Stimmung mitbekommen. Die Angst um Jobs sei spürbar – auch wenn die Krankenhausverwaltung sagt, für Beschäftigte der Kamener Geburtshilfe würden im Fall der Schließung anderswo innerhalb des Klinikverbundes (mit Häusern in Lünen und Dortmund) Arbeitsplätze gefunden.
Wir sind alle schockiert
Zum Beispiel wüsste Kinderkrankenschwester Brigitte Uhlenbrock gern, wie es denn weiter geht mit ihr. Seit über 26 Jahren ist sie in Kamens Krankenhaus angestellt. Dass sich das bald ändern könnte, weiß sie aus der Zeitung. “Wir sind alle schockiert”, sagt sie – und so richtig verdaut sein werde das Ganze wohl erst nach einiger Zeit.
Tröstlich immerhin: Die Solidarität ist groß.In diesen Stunden (heute noch bis 13 Uhr) am Verdi-Stand vor dem Schuhhaus Wolter unterschreiben auch und gerade ältere Frauen für den Fortbestand der Kamener Geburtshilfe – “ich bin aus dem Alter zwar raus”, lacht eine, “aber das geht doch nicht, da einfach dicht zu machen!” Findet auch Corinna Ring, die freilich in dem Alter noch mitten drin ist und in vier Wochen ihr zweites Kind zur Welt bringen wird. Zwar in Unna, weil sie hier “ihre” Beleghebamme hat – aber das Kamener Krankenhaus ist ihr wichtig, nicht nur, weil ihr Erstgeborener Constantin (2) sich beim Babyschwimmen hier immer ausgesprochen wohl gefühlt hat. “Ich bin total entsetzt”, kommentiert Corinna Ring die drohende Geburtshilfeschließung.
Inzwischen hat das Krankenhaus angekündigt, im Umkreis von 25 Kilometern noch einmal die in Frage kommenden Ärzte anzusprechen. Wer es heute Mittag nicht mehr in die Stadt schafft: Die Unterschriftenlisten liegen auch beim Betriebsrat im Krankenhaus noch eine Weile aus.