Pflanzfest lässt Jubiläumswald weiter wachsen
Ein Baum soll an den letzten Schultag in der Grundschule erinnern. Der andere an die Einschulung. Eine Eiche für die Geburt, ein Linde für den Tod, eine Buche für den runden Geburtstag: Inzwischen hat sich die Baumpflanzung am Parkfriedhof in einen echten Wald verwandelt, der seinem Namen als Jubiläumswald alle Ehre macht. Die 26. Pflanzung am Samstag hat noch einmal 27 Bäume dazu kommen lassen. Inzwischen wachsen und gedeihen hier 651 Pflanzen.
Hanna schaut fasziniert zu, wie sich Wasser aus einer bunten Plastikgießkanne am Fuße des kleinen Ahorns sammelt. Sie ist noch viel zu klein um zu verstehen, dass hier gerade ihr Baum gepflanzt wird. Der Schnuller ist nach kurzer Zeit deutlich interessanter als die herbstlich gefärbten Blätter. Außerdem ist die ganze Familie mitgekommen und packt gerade viele leckere Dinge aus.
Oma, Kinder, Enkel und Urenkel samt mehreren Hunden: Nebenan hat sich eine ganze Großfamilie versammelt. Kuchen haben sie mitgebracht, diverses andere Gebäck, Tee und Fleischwurst nicht zu vergessen. Die Familie hat längst eine eigene Jubiläumswaldtradition, stehen hier doch inzwischen fünf Bäume für einen Teil der Urenkel. Andere Bäume wurden in Fröndenberg gepflanzt. „Am liebsten hätte ich ja alle zusammen – aber man kann nicht alles haben“, sagt Lieselotte Köster, der auch ein Baum gehört, und prostet Ihren Lieben zu.
Ganz in Pink sind die „Ladybugs“ eigens aus Lünen angereist. Sie sind im Frühjahr und Herbst immer dabei, wenn das Pflanzfest auch zum Besuch der älteren Vorgängerbäume einlädt. Normalerweise sitzen die Frauen zusammen im Drachenboot und kämpfen nicht nur für den sportlichen Sieg. Sie alle haben Brustkrebs und kämpfen auch für das Leben. Der erste Baum, der hier gepflanzt wurde, soll an ein Freundin erinnern, die den Kampf nicht geschafft hat. Vor vier Jahren folgte der Baum, der für die 16 Frauen und ihren Lebenswillen steht. „Er soll vor allem für die Hoffnung stehen“, sagen die Frauen, die eine Sektflasche mitgebracht haben und sich mit guter Laune zuprosten.
Bäume für Leben, Tod, Hoffnung und mehr
Gut gelaunt ist auch die Mutter-Kind-Gruppe, die sich vor mehr als 30 Jahren in der Thomaskirche gefunden hat. Inzwischen haben die Kinder schon eigene Kinder und die Frauen treffen sich immer noch regelmäßig. „Wir verstehen uns eben – und hören uns zu“, schildern die Frauen, die den kleinen Ahornbaum für jede Mutter samt Kindern mit einer bunten Karte geschmückt hat.
Sogar ein Abitur war diesmal unter den Gründen für eine Baumpflanzung. Der Knappenverein hat sich für das 120-jährige Bestehen ein nachhaltiges Andenken gesetzt. Auch hier schauten die Fachleute kurz vorbei, befestigten die Bäume an der Stand- und Wachshilfe, überprüften den Erdring. Es gibt zwar eine Anwachsgarantie im Jubiläumswald, jeder Besitzer sollte aber regelmäßig selbst einen Blick auf seinen Baum werfen, damit das auch zuverlässig klappt.
Im Jubiläumswald fehlen übrigens die Kastanien. Denen setzt die Miniermotte derart zu, dass sie kaum noch eine Chance haben. Am beliebtesten waren in diesem Jahr Eiche und Ahorn (je 9 Bäume) gefolgt von Buche (5), Linde (3) und Esche (1). Das nächste Pflanzfest findet am 6. April 2019 statt. Auch dann wird sicherlich wieder Kelsey Klamath dabei sein und das Fest mit ihrer Stimme und Liedern begleiten.