Neuer Lyrikband: Heinrich Peuckmann will sich erinnern und nichts vergessen
Das neue Buch von Heinrich Peuckmann ist frisch gedruckt. Nach einer Reihe von Kriminalromanen präsentiert der ehemalige Lehrer am Bergkamener Gymnasium nun einen Lyrikband. Der Titel: „Erinnern. Vergessen“.
Dass die Premierenlesung am kommenden Donnerstag, 19. September, in der Willi-Sitte-Galerie Merseburg stattfindet, hat einen guten Grund: Kurz vor seinem Tod gab der Künstler, der wegen seiner Stellung in der ehemaligen DDR bis heute umstritten ist, seinem Freund Heinrich Peuckmann die Erlaubnis, dieses Buch mit seinen Grafiken zu illustrieren.
Peuckmann wie Sitte erzählten mit ihren künstlerischen Mitteln kleine Geschichten, zieht der Leipziger Lychatz Verlag die gemeinsame Klammer. Eine erste Zusammenarbeit hatte es vor etwas mehr als 20 Jahren gegen. Auf Initiative des damaligen Bergkamener Kulturdezernenten Dieter Treeck entstand der Band „Träumen“, für den neben Peuckmann auch der Schriftsteller Horst Hensel Beiträge lieferte.
Mit seinen Gedichten beschreiben in dem Buch Peuckmanns Verse Menschen und Orte, denen er sich gern erinnert oder die er nicht dem Vergessen übergeben möchte. Das Gedicht „Kurt-Piehl-Straße Bergkamen“ erzählt nicht nur in verdichteter Form über den Widerstand des ehemaligen „Edelweißpiratens“, sondern auch über das Leiden Paul Poltes. Der Arbeiterschriftsteller wurde 1933 von der Gestapo festgenommen und in die berüchtigte Dortmunder Steinwache inhaftiert.
„Erinnern. Vergessen“ von Heinrich Peuckmann (ISBN 978-3-942929-27-1) kann für 22,95 Euro online beim Lychatz Verlag oder über den Buchhandel bezogen werden.
Heinrich Peuckmann
Kurt-Piehl-Straße Bergkamen
Ein schwarzer Weg nur
drei Häuser rechts
keins links
dann schon das Ende
und doch ein Ziel
Das Lager, das KZ
Der dunkle Fleck der Stadt
für ein Jahr, gleich am
Ende des Weges lag es
mit über tausend Gequälten
zu denen du nicht zähltest
Du warst in Dortmund
in der Steinwache
berüchtigtes Gefängnis der
Gestapo, in dem auch Paul saß
Mein Freund Paul
dessen Gedicht darüber
genau in jener Zelle hängt
wo er erlitt
was er beschrieb
Ach, Paul und du
dir haben sie das Gesicht
zerschlagen, Narben
bis zum Lebensende
aber kein Gedicht
Dafür Geschichten und Romane
über euch Edelweißpiraten
die erst mal nichts wollten
als jung sein. Jazz, rumlatschen
statt marschieren
was aber sie, die anderen
schon gegen euch aufbrachte
Gefängnis, Folter, für dich
vielleicht aus Zufall, nicht den Tod
so dass du später schreiben konntest
und wir uns kennen lernten.
Die Straße ist für dich
sie passt, sie zeigt auf einen
Leidensort, der deinem gleicht
und zeigt auf dich
(In Erinnerung an meine Autorenfreunde Kurt Piehl und Paul Polte)