Negative Trendwende auf dem Ausbildungsmarkt: Steigendes Interesse bei jungen Menschen trifft auf deutlich reduziertes Stellenangebot

Thomas Keyen, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Hamm.

Für das neue Ausbildungsjahr haben sich im Kreis Unna bisher 2.059 usbildungsinteressierte Jugendliche gemeldet (8,0 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr), während 1.784 Ausbildungsstellen von den Unternehmen zur Verfügung gestellt wurden (-17,8 Prozent verglichen mit dem Vorjahr). Aktuell suchen noch 1.189 junge Männer und Frauen einen Ausbildungsplatz. Ihnen stehen derzeit 1.130 unbesetzte Ausbildungsstellen zur Verfügung und damit statistisch 0,9 Stellen pro Bewerber. Die Chancen für junge Menschen im Kreis haben sich damit im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert.

„Während sich der Ausbildungsmarkt in den letzten Jahren zunehmend zu einem Bewerbermarkt gewandelt hat, stellen wir in diesem Jahr eine deutliche Trendwende auf Arbeitgeberseite fest, die sich in einer erheblichen Reduzierung des Stellenangebots äußert“,
beschreibt Thomas Keyen, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Hamm, die Entwicklung seit Oktober 2024. „In Zeiten politischer Unsicherheiten, konjunktureller Einbrüche und steigender Energiepreise fällt es Betrieben verständlicherweise schwer, Wetten für die
Zukunft abzuschließen. Ein Ausbildungsverhältnis ist aber genau das, denn es bindet für drei Jahre – ein Zeitraum, der für viele Unternehmen derzeit schwer zu überblicken ist“, so Keyen.

Auf der anderen Seite bewertet der Arbeitsmarktexperte das wieder steigende Interesse auf Seiten der Jugendlichen als erfreulich: „Die gemeinschaftlichen Bemühungen der letzten Jahre, das Image der dualen Berufsausbildung zu steigern, haben gefruchtet und dazu
geführt, dass heute wesentlich mehr junge Frauen und Männer den Wert einer Ausbildung erkannt haben. Eine Ausbildung schafft Perspektiven und gibt Stabilität – Werte, die bei der heutigen Generation wieder hoch im Kurs stehen.“

Für Thomas Keyen steht fest, dass es ohne Ausbildung nicht geht: „Auszubilden ist kein Luxus, auf den wir in schweren Zeiten verzichten können. Denn während die geopolitischen Unwägbarkeiten nur eventuell einen negativen Einfluss auf den eigenen Betrieb nehmen, besiegelt ein Fachkräftemangel definitiv das Aus. Insofern ist es auch und gerade während Krisen alternativlos, neue Kräfte heranzuziehen, um den Fortbetrieb des Unternehmens zu sichern.“ Um gerade leistungsstarke und motivierte junge Menschen für das eigene Unternehmen zu gewinnen, sei es wichtig, frühzeitig die eigenen Stellenangebote sichtbar zu machen. Keyen: „Gut organisierte Bewerberinnen und Bewerber nehmen ihre Zukunftsplanung jetzt in die Hand und stehen dann später häufig nicht mehr zur Verfügung.“