Nacktbild per WhatsApp: Einmal-Funktion ausgetrickst
von Andreas Milk
Ja, ab und zu habe sie aus Langeweile Fotos von sich verschickt, sagte Viola T. (21, Namen geändert) dem Kamener Strafrichter. Die Studentin aus einem Dorf in Niedersachsen war rund 250 Kilometer gefahren, um ihre Aussage als Zeugin zu machen. Angeklagt war der Kamener Ivo M. (30): Er soll am 7. Mai 2022 von Viola T. ein Foto bekommen haben, das ihren nackten Oberkörper zeigt – nicht allerdings das Gesicht -, und dieses Foto ohne ihr Einverständnis weiter verbreitet haben.
Das Ganze geschah bei WhatsApp. Grundlage war ein flüchtiger Kontakt, zu Stande gekommen über eine Chatgruppe. Viola T. hatte beim Versand des Bildes an den mehr oder weniger bekannten Empfänger die Einmal-Funktion aktiviert – heißt: Der Empfänger konnte es anschauen, danach löste es sich quasi auf. Man kennt sowas aus Spionagefilmen. In diesem Fall allerdings machte der Empfänger – mutmaßlich Ivo M. – einen Screenshot, also eine Aufnahme von der Aufnahme. Darauf war auch Viola T.s Handynummer festgehalten. Etwas später wurde T. dann von einer dritten Person auf das Kursieren ihres Bildes hingewiesen – und war nicht eben begeistert.
Ivo M.erklärte, er habe mit der Sache nichts zu tun. Weder sei er bei WhatsApp-Chatgruppen aktiv, noch habe er je die Nummer besessen, von der aus das Bild verbreitet wurde. Um mehr Klarheit zu schaffen, wäre eine umfassende Beweisaufnahme nötig gewesen. Dazu wird es nicht kommen: Das Verfahren wurde mit Zustimmung aller Beteiligten eingestellt, die Kosten – außer Ivo M.s Auslagen für seinen Verteidiger – trägt das Land. Viola T. braucht nicht nochmal aus dem Norden anzureisen. Inzwischen verschickt sie nach eigenem Bekunden auch keine Bilder mehr.