Nach Crash bei Kaufland: Tschüss, Führerschein
von Andreas Milk
Der Bergkamener Rentner Paul G. (71, Name geändert) ist ein freundlicher, eloquenter, etwas zerzaust wirkender Zeitgenosse. Zu seinem Termin im Kamener Amtsgericht lief er mit einer Viertelstunde Verspätung auf. Mit seinem Auto war er in letzter Zeit öfter mal irgendwo gegen gefahren – zum Beispiel im April bei Kaufland in Rünthe. Laut Anklage war G. dort wohl zunächst in seinem Wagen kurz eingenickt, beim Wiederanfahren dann in einen Metallzaun gekracht. G. beschrieb das Ganze etwas anders. Aber das Ergebnis – Zaun kaputt – bleibt dasselbe: Er habe entspannt Radio gehört, „hellwach“, und sei von einem Fahrzeug aufgeschreckt worden, das sich von hinten näherte. Sein eigener Wagen sei „hochgesprungen“ – es schepperte.
Laut Polizeiprotokoll vom April hat G. nach Verlassen seines Autos geschwankt und desorientiert gewirkt. Alkohol? Negativ. Er fahre seit 30 Jahren unfallfrei, sagt G. – aber da ist wohl die Frage, wie man „Unfall“ definiert. Zumindest das Warndreieck hinter einem liegen gebliebenen Auto und einen Pfeiler hat er nach Aktenlage früher schon mal „mitgenommen“.
Nach der Nummer bei Kaufland war ihm der Führerschein vorläufig entzogen worden. Er fährt jetzt E-Roller. Auf Anregung des Richters rang er sich zu einem endgültigen Schritt durch: dem völligen Verzicht auf seine Fahrerlaubnis. Vorteil für ihn: Der Strafprozess bleibt ansonsten folgen-, also straflos – das Verfahren wird eingestellt. „Sehr anständig“, lobte der Richter G.s Entscheidung.