NABU bittet: Hände weg von Jungvögeln!

Diese junge Amsel ist ein “Ästling”. Sie sollte, falls sich kein Elternteil zeigt, in einen Busch oder dergleichen gesetzt werden. Foto: F. Derer- NABU

Wenn Jungvögel außerhalb des Vogelnests gefunden werden, wollen viele Menschen sofort helfen. Doch in den allermeisten Fällen sind die gefundenen Vögel gar nicht hilfsbedürftig und sollten daher in Ruhe gelassen werden, so der NABU im Kreis Unna in einer Pressemitteilung.

Viele Menschen lieben Vögel und setzen sich für ihren Schutz ein. In jedem Frühjahr klärt der NABU darüber auf, wie wir mit Jungvögeln umgehen sollten, denn dabei kann man viel falsch machen.
Thomas Griesohn-Pflieger, Vogelexperte beim NABU: “Zunächst ist es wichtig, das Stadium des Vogels zu erkennen, denn meist werden Ästlinge gefunden, nur ausnahmsweise ist es ein Nestling, der wirklich aus dem Nest gefallen ist.”

Fast alle Jungvögel verlassen das Nest, bevor sie richtig fliegen können. Aber sie werden außerhalb des Nestes von den Eltern weiterhin versorgt. Die Vogelkinder sind dann bereits befiedert. Man erkennt sie aber leicht an den dicken Schnabelwülsten, den kurzen Flügeln und Schwanz. Das sind frisch ausgeflogene Vogelkinder. Sie werden auch Ästlinge genannt, denn meist sitzen sie gut versteckt im Geäst. Dort machen sie durch laute Bettelrufe auf sich aufmerksam, so werden sie von den Eltern gefunden und gefüttert.

Diese wichtige Phase dauere bei den meisten Singvögeln zwei bis drei Wochen, so der NABU. Zeit in der die jungen Vögel immer selbstständiger werden und ihre Flugmuskeln trainieren. In den allermeisten Fällen sind Jungvögel nicht allein, sondern werden von ihren fürsorglichen Eltern versorgt. Man sollte sich nur dann Sorgen machen, wenn der Jungvogel wirklich verwaist ist, also etwa ein bis zwei Stunden kein Altvogel zur Versorgung gekommen ist.

Aber Achtung: Eulenästlinge werden nachts gefüttert – bleiben also den ganzen Tag alleine! Wenn sich der Jungvogel in unmittelbarer Gefahr befindet, etwa auf einer Straße sitzt oder von Katzen bedroht wird, dann sollte er an einen geschützten, optimalerweise erhöhten, Ort in der Nähe gesetzt werden, wie etwa in ein Gebüsch. Dort finden ihn die Eltern dann anhand seiner Bettelrufe. Bitte beachten: jedes unnötige Einschreiten bedeutet für den Jungvogel enormen Stress!

Bei Nestlingen empfehlen die Vogelspezialisten eine anderes Vorgehen. „Von einem Nestling sprechen wir, wenn das Vogelkind noch ganz oder großenteils unbefiedert ist und wahrscheinlich aus dem Nest gefallen ist.“
Nestlinge benötigen noch die intensive Versorgung durch ihre Eltern. Wer einen solchen Nestling findet, solle zuerst versuchen, ihn ins Nest zurück zu setzen. Wenn das nicht möglich ist, sollte am besten Rat in einer Auffangstation der Umgebung eingeholt werden.

Wertvolle Hinweise zur Pflege und Aufzucht von Jungvögeln und Adressen von Auffangstationen erfährt man bei der Wildvogelhilfe (https://wp.wildvogelhilfe.org/auffangstationen/) und hier: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/helfen/01945.html
Eine bundesweite Liste von Auffangstationen ist hier zu finden: