Mit viel Herzblut das ganze Dorf für den Weihnachtsmarkt mobilisieren
Die Schlange reichte bis auf die Straße. Alle wollten Karten für die Aufführungen des Theatervereins. 70 Jahre besteht der im kommenden Jahr. Bei den Aufführungen am 24., 25., 26. und 27. Januar will natürlich jeder in Overberge dabei sein. Allein deshalb wurde es am Samstag in der Overberger Grundschule ganz schön eng. Der Weihnachtsmarkt ist auch traditionell der Vorverkauf für die neue Theatersaison.
Aber nicht nur deshalb konnten sich die Besucher nur in langen Schlangen durch die Klassenzimmer und an den Buden vorbeischieben. Der Zusammenhalt in Overberge funktioniert einfach und auch nach zwölf Jahren nimmt die Begeisterung für den gemeinsam gestemmten Weihnachtsmarkt nicht ab. Schließlich gibt es hier viel zu sehen und zu erleben. Das eigene Kind etwa bei einem der vielen Bühnenauftritte der Sunshine Kids, der Ehrlich Sisters mit Zauberei oder der Voltigierabteilung. Die Feuerwehr schöpft im Topf der Feuerzangenbowle aus dem Vollen, der FC hat die Caféteria im Griff, es gibt Crepes und Stockbrot, Burger mit Honig und vor allem eine unendliche Auswahl für die Päckchen unterm Weihnachtsbaum an 33 Ständen.
Norbert Guretzki baut seine bunten Wichtel und Engel aus Holz nie nur für sich selbst und den eigenen Geldbeutel auf. Seit sechs Jahren sucht er sich eine Organisation aus, die seine Einnahmen gut gebrauchen kann. In diesem Jahr sind es gleich zwei, die von ihm Geld bekommen werden: Das Kamener Kinder-Hospiz und die Initiative Down-Syndrom. Im vergangenen Jahr sind immerhin 700 Euro auf diese Weise zusammengekommen. Dafür formt er das ganze Jahr über mit der Bandsäge, Hobelmaschinen und Fräsen aus Holz beschauliche Weihnachtsfiguren. Als ehemaliger Schreiner liegt ihm das ohnehin im Blut. „Außerdem habe ich Glück gehabt im Leben – deshalb möchte ich anderen etwas Glück schenken“, sagt er.
Glück sammelt die Familie Gröneveld ebenfalls – inzwischen in der 3. Generation. Hier vergeht keine Minute, in der Mutter, Tochter und Enkelin nicht zur Strick- oder Häkelnadel greifen. Mindestens eine Socke entsteht so pro Tag. In Windeseile ist die Nadel auch hinter ihrem Stand in ständiger Bewegung. So entstehen neuen Weihnachtsmänner für den Tannenbaum Schals, Mützen, Pulswärmer, Ponchos, Strickjacken – hier gibt es nichts und vor allem kein Muster, dass die Frauen nicht beherrschen. „Und es macht einfach glücklich“, sind sie sich einig. Weitergegeben wird all das übrigens auch alle zwei Wochen im Handarbeitstreff in der Thomaskirche.
Uwe Reichelt weiß nicht, wo er zuerst hin soll. Auf der Bühne ist steht schon wieder der nächste Auftritt an, in den Klassenräumen muss an den Ständen nach dem Rechten gesehen werden, das Feuer für das Stockbrot ist angezündet, es werden neue Waren für die Stände angeliefert – wo soll nur geparkt werden, wenn schon alles randvoll ist? Drei Monate ist er mit der Planung des Weihnachtsmarktes in der ganz heißen Phase beschäftigt. „In der nächsten Woche muss ich schon wieder die Buden für das nächste Jahr vorbestellen – dann geht das Ganze wieder von vorn los“, sagt er. Versicherungen, Emmissionsvorgaben, Maßnahmen gegen Terror-Angriffe, LED-Entsorgung: Riesengroß sind die ToDo-Listen und nach dem Weihnachtsmarkt ist vor dem nächsten. Auch nach 10 Jahren überwiegt bei ihm die Begeisterung. „Wenn ich jedes Jahr sehe, was hier los ist, wie viele Leute kommen, wie gut die Stimmung ist und wie großartig alle mitziehen – das macht einfach Spaß!“